Kapitel 7

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Gerade, wo ich denke, dass der Moment wirklich niemals aufhören wird, lässt Emery ihre Arme fallen und will sich von mir entfernen. Ängstlich ziehe ich sie wieder an mich, weil ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll, falls sie mich wirklich loslässt.

Ich habe schon lange genug ohne ihre Wärme gelebt.

«Bitte nicht.» murmele ich deshalb und schluchze leise. Sie lässt ihre Hand langsam auf meinem Kopf ab und geht sachte durch meine Haare. «Ich hab dich so sehr vermisst.» Ich höre ihre leisen Schluchzer und spüre ihre warmen Tränen an meiner Wange.

Nach weiteren fünf Minuten löst sie sich aus der Umarmung schneller als ich handeln kann. Ihre Augen sind verweint, ihr Make-Up ist total verlaufen und ich sehe den Schmerz in ihrem Gesicht.

«Du.. du hast gar kein recht darauf mich zu vermissen!» schreit sie plötzlich total wütend und verletzt. Während sie ein paar Schritte nach hinten läuft und gleichzeitig ihren Mund zuhält, gehe ich erneut auf sie zu. «Em.. Ich-»

Sie unterbricht mich barsch. «Nein! Hör auf mich Em zu nennen, lass es sein!» Schluchzend wischt sie sich über die Augen. «Ich habe auf dich gewartet, verdammt! So lange... und du warst egoistisch genug um mich von dir zu stoßen.»

Kraftlos lehnt sie sich an die Wand hinter ihr, dabei schaut sie mich weinend an. Ich gehe erneut ein paar Schritte auf sie zu. «Nein, Baby.. Ich wollte dich nur schützen. Ich war nicht egoistisch.» Emery erlaubt mir stumm, dass ich meine Hand sanft auf ihre Wange lege.

«Schützen? Wovor, Matteo?»

«I-ich.. ich weiß es nicht. Aber ich wollte nicht das du dein Leben mit dem Warten verschwendest.» Vorsichtig lehne ich meine Stirn gegen ihre und bin überrascht das sie es überhaupt zulässt. «Mir ist viel zu spät klargeworden, dass ich dich brauchte und immer brauchen werde. Fuck.. ich hab dich so sehr vermisst.»

«Das ändert nichts an der Tatsache das du mich verlassen hast, Matteo.» Sie versucht mich von sich zu drücken. «Du hast mich verlassen und.. und hast mich von dir gestoßen. Jeden Monat habe ich auf einen Anruf gewartet oder auf einen Brief. Auf irgendetwas! Aber nichts.. du hast mir nichts von alldem gegeben. Ich durfte dich nichtmal besuchen..»

«Es war mein Fehler, ich weiß. Aber bitte.. wir können das wieder schaffen.» Langsam schüttelt sie verneinend ihren Kopf und wischt sich ihre Tränen weg. «Nein. Können wir nicht, Matteo.»

«Was meinst du? Warum nicht?» Zittrig hebt sie ihre rechte Hand hoch und zeigt mir somit ihren Ringfinger an dem ein wunderschöner schlichter Ring ist. «Bist du..?» Ich traue mich nicht zu fragen.

«Nein, ich bin nicht verheiratet. Dieser Ring ist ein Versprechen von meinem Freund, Matteo.» Ich merke das sie emotional zusammenbricht. Das alles nur wegen mir. Ich hätte niemals in diese Bar gehen sollen, ich hätte Emery niemals sehen dürfen.

Nach dem Emery mir beichtet das sie einen Freund hat, kann ich nichts mehr sagen. Ich bin wie in einer Schockstarre. Sie kann auch nichts mehr sagen. Sie blickt mich mit ihren honigbraunen Augen an. Bestimmt denkt sie gerade an die schönen Tage die wir zusammen hatten oder vielleicht denkt sie an den Schmerz den sie meinetwegen spüren musste, damit sie mich besser hassen kann. Ich weiß es nicht. Ich bin ein schrecklicher Mensch.

«Es ist besser so, Matteo. Leb' wohl.» sagt sie zittrig, während sie auf mich zukommt. Danach drückt sie mir einen sanften Kuss auf die Wange, schaut mich kurz an und verschwindet wieder in die Bar.

Dabei lässt sie mich verwirrt und verletzt zurück.

-

Lustlos atme ich den Rauch meiner dritten Zigarette, die ich in den letzten zehn Minuten geraucht habe, aus und blicke in den Himmel. Seit dem Emery wieder reingegangen ist, sitze ich auf dieser beschissenen Bank und rauche eine Kippe nach der anderen.

«Fuck..» stöhne ich und schlage leicht gegen meinen Kopf. Ich hab höllische Schmerzen.

«Matteo?!» höre ich meinen besten Freund rufen. «Alter! Wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht.»

«Sorry, Alter. Hab total vergessen dir Bescheid zu geben.» Ich schnipse die halbe Zigarette weg und stehe auf. Dabei schwanke ich ein wenig hin und her.

«Alles klar?» fragt Vincent mich und hilft mir gerade zu stehen. Kraftlos schüttele ich verneinend meinen Kopf. Ich merke wie meine Augen sich wieder mit Tränen füllen. «Was ist passiert?»

«Emery ist hier. Ich habe mit ihr gesprochen, Mann.» Ich halte mich an Vincent's Schulter fest, weil ich das Gefühl habe gleich umzufallen.

«Fuck...»

«Ja. Fuck.»

-

Vincent und ich holen uns noch an einem Kiosk, der 24 Stunden geöffnet ist, ein paar Flaschen Bier und setzen uns dann einfach in unseren Balkon. Er geht bestimmt davon aus, dass ich darüber reden möchte, aber das will ich nicht.

Sie will mich nicht mehr. Was gibt es da noch zu bereden? Es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld.

Vielleicht hätte ich einfach auf den Wunsch von meinem Vater scheißen und stattdessen Medizin studieren sollen. Dann hätte ich meinen Job nicht verloren, den Ruf meiner Schülerin nicht zerstört, mich nicht unsterblich in sie verliebt... meine fünf Jahre nicht verschwendet und vor allem wäre ich glücklich gewesen.

Es war einfach die falsche Jobwahl, die mein Leben zerstört hat. Und vielleicht ein bisschen meine falschen Gefühle. Wir hätten beide ein besseres Leben haben können, wenn wir einfach vom ersten Moment an verschiedene Wege gegangen wären.

Fuck.. mein Leben, nein, ich bin ein verdammtes Chaos.
Cody hatte immer recht, als er sagte, dass ich ein Idiot bin und nicht mein eigenes Schicksal in die Hand nehmen kann. Er hatte mir so gute Ratschläge gegeben, die ich nie ernst genommen habe.

Aber jetzt wünsche ich mir das ich ihm damals richtig zugehört hätte. Vielleicht wäre dann alles anders.

A/N:
Hey!!
Tut mir leid für die lange Pause. Ich kann leider nicht mehr regelmäßig updaten, weil ich in einer Woche leider in der Klausurphase stecke und mich wirklich anstrengen muss :((

Ich hoffe das euch das Kapitel gefallen hat! Die nächsten Kapitel werden definitiv länger sein.

xoxo, lioraax

five years apart | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt