Strafe

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Nachdem er Ben bei seinen Eltern abgegeben hatte, brachte er Melanie nach Hause. Er sagte flüsterte seiner Frau liebevoll etwas zu und verschwand wieder. In der ganzen Zeit sah er seine Tochter nicht ein Mal an, er vergewisserte sich nicht, ob sie ihm folgte, und beachtete sie auch nicht, als sie Zuhause ankamen.
Melanie wusste zwar, dass er auch so wusste, wo sie sich befand, solange er die hören konnte, und sicher ihrer Mutter etwas gesagt hatte, was mit ihr zu tun haben müsste, aber dennoch fühlte sie sich übergangen. Doch sie blieb ruhig, sie wusste, dass sie ihren Vater besser nicht noch weiter provozieren sollte. Denn auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, war er sehr wütend auf Melanie und Ben. Gegen Ben konnte er in den nächsten 24 Stunden nichts machen, dafür hatte er selbst gesorgt. Doch unabhängig davon, ob er sich tatsächlich entschuldigen würde, hatte er sich bereits etwas ausgedacht für die beiden. Das konnte allerdings warten, erstmal musste er zu seinem Sohn. Er hatte versprochen heute mit ihm zu trainieren, und ihn nicht mit seinen Kriegern allein zu lassen. Sein Gamma, die loyale Anführerin der Krieger, kannte er schon seit seiner Kindheit. Sie war mit seinem Sohn schon mal vor gegangen, doch auch sie wäre wütend, wenn er Meliorn auf sie abwälzte. Trotzdem war es gut das Lizzie dabei war und eingreifen könnte, wenn er es übertrieb. Als eine der wenigen war sie überhaupt in der Lage, es mit ihm aufzunehmen, wenn er aggressiv werden sollte, und dabei gleichzeitig dem Drang zu widerstehen, sich dem höherrangigen zu unterwerfen.

--- 18 Stunden später ---

Ben war gestern nicht mehr gekommen, um sich zu entschuldigen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, der Alpha war vor einigen Minuten los gefahren, und auch er würde in weniger als einer Stunde aufbrechen.
Er und seine beiden Freunde würden das Rudel für eine Woche verlassen und an so einem komischen Beta-Training teilnehmen. Zumindest ging er davon aus, dass es nur eine Woche dauern würde, doch der Alpha hatte andere Pläne.
Ben konnte nicht wissen, dass dieser nochmal mit den Pratoren und seinen Eltern gesprochen und beschlossen hatte, Melanie und er sollten länger als 1 bzw. 2 Wochen dort bleiben, und zwar so lange, wie es nötig sein würde, damit sie wieder lernten, wie sie sich in seinem Rudel zu verhalten hatten.
Er bedauerte, dass Melanie mit ihrem Bruder und ihrem Vater schon losgefahren war. Er hatte gehofft, sie würde mit den Betas fahren, dann hätte er ihr mit Unterstützung seiner Freunde zeigen können, wie sie sich ihm gegenüber zu verhalten hatte. Aber nein, die hohe Dame musste natürlich mit den beiden edlen Herren fahren, dachte er verächtlich. Sie würde sowieso nie Alpha sein, es stand ihr nicht zu, ihm gegenüber bevorzugt zu werden. Das Schlimmste daran war allerdings, dass er ihr nicht einmal außerhalb der Trainingsstumden gegen ihren Willen begegnen konnte, da sie natürlich nicht nur mit den Alphas fuhr, sondern auch auf der Etage der Alpha-Gäste wohnen würde, in der Zeit, die sie bei den Pratoren verbrachten.
Und er als Beta hatte keinen Zugang zu ihren Räumen, seine Eltern hatten ihm erklärt, dass man so komische Karten brauchte, um in die einzelnen, nach Rängen getrennten Etagen zu gelangen, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie diese Menschentechnik funktionierte. Seine Freunde Tyler und Finn, beides Söhne von Jägern, aber mit hohem Beta-Potenzial, bekamen seinen ganzen Unmut zu spüren. Der Grund, dass sie mit ihm fahren durften, und nicht auf die anderen Jäger warten mussten, war der gleiche, wegen dem Melanie mit den Alphas fahren durfte. Denn auch wenn sie ihn nie besiegen könnten, hatten sie Prinzipiell die Chance, Beta zu werden.
Dennoch nervte es ihn. Melanie sollte ihm gehorchen und nicht verlangen, dass er sich unterordnete! Aber egal, diese eine Woche würde nichts ändern, sobald sie wieder zurück wären, würde er ihr schon zeigen, wo ihr Platz ist, und dagegen könnte auch dieser alte Sack von Alpha nichts unternehmen. Er würde sie schon noch lehren, ihn zu respektieren.
Ben musste wieder an den Alpha denken und seine Laune verschlechterte sich noch mehr, je näher sie ihrem Ziel kamen. Inzwischen hatten auch seine Freunde aufgegeben, seine Stimmung bessern zu wollen, und ignorieren ihn. Schließlich hielten sie auf dem Gelände der Zentrale.
Seine Mutter sah zu ihm herüber, und seufzte leise, was er ausblendete. Sie durfte ihm nicht sagen, was auf ihm zukam, das wollte der Alpha persönlich machen. Sie wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte, also stieg sie aus und ging auf das graue Gebäude zu, nachdem sie sich versichert hatte, dass die drei ihr folgten.
Als sie das Gebäude betraten, stockte Ben. Wie nicht anders zu erwarten, wartete der Alpha auf ihn, doch er war nicht allein, neben ihm stand eine junge Schönheit, die Ben sofort als Melanie identifizierte.
Seine Laune hob sich ein wenig und ein schadenfrohes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Bestimmt hatte dieser Alpha endlich eingesehen, dass sie zu den Betas gehörte. Doch sein Grinsen verschwand, als er merkte wie der Alpha ihn musterte. Er setzte wieder seine kalte Maske auf, nur sein Augenrollen verriet, wie genervt er von dem Älteren war. Seine Mutter und der Alpha erwarteten wohl, dass er sich entschuldigte, aber da konnten sie lange warten.
Leise schnaubte er, und wollte an Melanies Vater vorbei gehen, doch bevor er wusste wie ihm geschah, hatte dieser ihn bereits abgefangen, und vor sich in die Knie gezwungen. Seine Mutter schrie vor Überraschung auf, griff aber nicht ein. Seine Freunde standen auch nur verwirrt in der Gegend herum und starrten ihn an wie ein Auto.
"Hier geblieben, wo willst du denn hin? Wir haben uns schon gedacht, dass du dich nicht entschuldigen wirst, und wollen dich auch nicht dazu zwingen, keine Sorge. Du weißt ja dass deine beiden Freunde nach einer Woche wieder nach Hause fahren, doch du wirst sie nicht begleiten. Du wirst zusammen mit meiner bezaubernden Tochter vier Wochen hierbleiben, damit ihr mal lernt, wie ihr euch höhergestellten Rudelmitgliedern gegenüber zu verhalten habt, denn in meinem Rudel scheint ihr so etwas ja nicht zu lernen."
Danach ließ der Alpha ihn los, ging an ihm vorbei, und unterhielt sich mit seiner Beta, als sei nichts passiert. Seine Freunde erwachten endlich aus ihrer Starre und wollten ihm aufhelfen, doch er schlug sie weg. Er stand auf richtete seine Sachen und stolzierte an der jungen Alpha vorbei. Dabei zischte er ihr zu:"Ich werde dir das Leben hier zur Hölle machen, Prinzessin!"
Der Alpha bemerkte das zwar, aber reagierte nicht. Er wusste, dass seine Tochter sich ganz gut selbst verteidigen konnte, wenn es sein musste, außerdem durfte er vor seinen Rudelmitgliedern keine Schwäche zeigen, denn wer würde ihn noch respektieren, wenn er sich von einem Kind provozieren ließ?
Zumal er wusste, dass es im Moment keinen Sinn machen würde, weiter mit Ben zu diskutieren. Leise raunte er seiner Tochter zu, nachdem Ben mit seinen Freunden an ihnen vorbei war: "Geh schon zu deinem Bruder und versuche auf dem Weg niemandem den Arm zu brechen. Ihr werdet lernen müssen, miteinander auszukommen, wenn ihr nach Hause wollt. Je eher ihr es schafft, desto früher könnt ihr zurück. Lernt respektvoll miteinander umzugehen, anstatt euch zu provozieren, zu beleidigen und zu prügeln, mehr verlange ich nicht. Und jetzt geh!"
Bens Mutter sah ihn missbilligend an.
"Bist du sicher, dass das der richtige Weg ist? Ben ist zwar ein Beta, aber du weißt, dass er Alpha-Blut hat, schließlich bin ich immer noch deine Cousine. Sein Gespür, sein Verhalten und sein Denken ist zwar auf Beta geprägt, aber wer weiß, wie er sich entwickelt, wenn ihm mal jemand sagt, dass er Alpha sein könnte, und du weißt, dass die Pratoren so etwas nicht verheimlichen. Außerdem ist er nicht dumm. Er weiß, dass du Meliorn zu deinem Nachfolger machen willst, und Melanie nicht auch Alpha sein kann. Er denkt demnach, sie könnte höchstens Beta sein und damit ihm umtergeordnet, dass sie das Rudel verlassen könnte, zieht er nicht in Betracht."
"Ich verstehe deine Sorgen, aber vertrau mir. Die erste Woche ist ohnehin obligatorisch für alle Rudelmitglieder in ihren Alter, die nächsten drei für all jene, die Chancen haben, auf- oder abzusteigen, sofern die Eltern nicht was anderes festlegen, wie im Fall von seinen Freunden. Melanie zum Beispiel hätte ohnehin länger hier bleiben müssen, da sie zwar als Aloha geboren wurde, aber entweder das Rudel verlassen, oder einen niedrigeren Rang einnehmen muss. Ich bin froh, dass es außer den Zwillingen keine Alphas gibt, die Meliorn Konkurrenz machen, aber ich verstehe dich. Du willst dass dein Sohn Beta wird, und es gibt viele, die ihm Konkurrenz machen können, aber vertrau mir. Vertrau deinem Sohn, und lass die Pratoren ihre Arbeit machen. Komm mit nach Hause, das Rudel braucht dich. Mache denjenigen Mut, deren Kinder auch in den nächsten Tagen herkommen. Du weißt, meine Frau und ich stehen hinter dir. Wir schaffen das!"

Noch jemand hier? *grins*
Mal ein neues Kapitel für euch , wenn es grammatikalisch oder vom Ausdruck her keinen Sinn macht, beschwert euch bei der Autokorrektur meines Handys ^^

MelanieWhere stories live. Discover now