Amnesie

5 0 0
                                    

Was war passiert? Nur allmählich konnte er sich wieder an die jüngsten Geschehnisse erinnern. Die anderen waren bewusstlos oder schwer verletzt gewesen glaubte er sich zu erinnern, der Kampf kurzzeitig unterbrochen wurden. Wenn es und Melanie und die anderen Bastarde gingen wusste er zwar nichts genaues, hoffte aber sie seien tot. Das war der einzige Grund warum sie Delta halfen, nicht aus persönlicher Zuneigung. Sie konnten nicht zulassen, dass die zukünftigen Rudelführer sich mit solchen Bastarden zusammentaten, dass würde auch auf ihr Rudel ein schlechtes Bild werfen, welches dem Rudel zu dem Delta und Melanie gehören, befreundet war. Dunkel meinte er sich zu erinnern, dass irgendwas mit seinem Bruder war, bestimmt nur eine Verletzung. Er hat sich mit Sicherheit schon wieder erholt. Die „weißen Wölfe" sterben nicht so einfach. Dan hatte nie hier sein wollen, er wollte zurück in die sibirischen Wälder von denen sein Rudel schon vor so langer zeit fortgezogen war, dass die jüngeren Generationen keine Erinnerungen mehr daran besaßen.

Aber das war belanglos. Viel wichtiger war der Ausgang des Kampfes. Hatte er gewonnen? Wieso nur konnte er sich nicht wenigstens an seinen Sieg erinnern, undenkbar, dass er gegen ein naives Alpha-Mädchen verlieren könnte. Und diese nervigen Kopfschmerzen, warum unternahmen diese dämlichen Ärzte nichts?? Das würde Konsequenzen haben. Er war zwar kein Alpha oder Beta, aber trotzdem würde sein Rudelführer etwas gegen diese unfähigen Pratoren unternehmen, da war es sich sicher.

Eine geschlagene halbe Stunde musste er warten, bis endlich mal eine Schwester nach ihm sah. „Oh sie sind schon wach, dass ist aber früh. Ich werde gleich ihren Arzt zu ihnen schicken. Mussten sie lange warten?"

„Allerdings, eine geschlagene halbe Stunde warte ich hier schon, soll ich Wurzeln schlagen oder was?!", blaffte er die arme Assistentin an.

„Das tut uns leid, wir hatten nicht erwartet dass sie so schnell aufwachen würden, deswegen wurde nur einmal stündlich nach Ihnen gesehen. Ihr Zustand war stabil, also schien es nicht nötig öfter nach Ihnen zu sehen."

„Ja ja, hör auf mich vollzulabern. Sag mir lieber wie mein Kampf ausgegangen ist, dummes Gör!"

„Tut mir leid, darüber darf ich Ihnen keine Auskunft erteilen. Warten sie kurz ich hole Doktor Leandro, er wird sich um sie kümmern und ihre Fragen beantworten"

„Hey, Moment mal...", versuchte Dan die Schwester aufzuhalten, doch diese hörte ihn nicht mehr oder sie wollte ihn nicht hören. Er würde auf keinen Fall auf den unfähigen Arzt warten, dass hätte sie wohl gern. Der kann sowieso nichts außer ihn mit irgendwelchem zeug vollzupumpen, dass hatte er ja während des erzwungenen Entzuges unter Beweis gestellt. Dan bezweifelte fast, dass er überhaupt ein Werwolf war, und von einem Menschen würde er sich bestimmt nicht behandeln lassen! Der weiße Raum war sowieso unbehaglich. Er wartete einige Augenblicke, dann verließ er den Raum, naja er versuchte es. Denn das blöde Miststück hatte ihn eingeschlossen. Wut brodelte in ihm, doch er zwang sich zur Ruhe. Würde er jetzt in Raserei verfallen, würde er diesem widerlichen Arzt erst recht in die Hände spielen. 

Er stellte sich so auf, dass der dumme Arzt ihn nicht sofort bemerken würde so dass er unbemerkt entwiche, und den Arzt vielleicht vorher noch ausschalten konnte. Der dämliche Arzt – wie der zu diesem Job gekommen war, war Dan noch immer ein Rätsel – es endlich schaffte die Tür aufzuschließen, regte er Dan sofort noch mehr auf. Dieser Feigling schaute nicht mal nach ob er vielleicht gerade nur im Bad nebenan war, zu dem er durch eine zweite Tür, die von seinem Zimmer abging, Zugang hatte, nein er bestellte direkt zwei Pratoren der Abteilung C2 zu sich. Dan stürzte sich auf den Arzt, der anscheinend noch nie gegen einen anderen Werwolf gekämpft hatte, so schlecht wie der sich gegen Dans Angriff verteidigte. Man könnte ihm vielleicht zugutehalten, dass er von Dan überrascht worden war, aber jeder andere Werwolf hätte zumindest in die Defensive gehen können, der Arzt hingegen war plötzlich bewusstlos. Das ging Dan doch etwas zu schnell, so dass er sich kurz Sorgen machte, ob der Arzt noch lebte. Doch er hatte keine Zeit sich darum zu kümmern, denn in dem Augenblick bogen die Pratoren in den Gang ein, die der Arzt gerufen hatte.

Dan fackelte nicht lange, sondern lief in die andere Richtung los. Kurz bevor er um eine Ecke bog, sah er, dass die Pratoren den Arzt stützten, anscheinend war er schon wieder bei Bewusstsein. Immerhin lebte er und hielt die Pratoren etwas auf. Nur etwas später kamen ihm erneut zwei Pratoren entgegen, denen er als Fremder und dann noch offensichtlich vor irgendjemandem fliehend, sofort verdächtig vorkam. Fliehen brachte nichts, die Pratoren waren augenscheinlich ausgebildete Kämpfer und konnten zudem weitere Pratoren alarmieren. Und dann hatte keine Lust wieder in so einer verdammten Zelle zu landen. Warum wurde Melanie und ihr Team von Bastarden von einem besseren Arzt behandelt Das war ungerecht! Er blieb in einiger Entfernung von den Pratoren stehen und hob die Hände als Zeichen, dass er friedlich bleiben würde. Misstrauisch näherten sich ihm die beiden Pratoren, bis einer von beiden ihn aufforderte zu sprechen.

„Ich werde weder angreifen noch fliehen, keine Sorge. Aber ich werde mich ganz bestimmt nicht von diesem Arzt, diesem Leandro behandeln lassen. Entweder lasst ihr mich von einem anderen Arzt behandeln oder ihr lasst mich gehen. Ich bin ein Werwolf, so ein paar kleine Kratzer bringen mich nicht um."

Die Pratoren schienen einen Moment lang verwirrt. Denn dass Werwölfe vor den Pratoren flohen, kam gelegentlich vor, und nicht selten hatten die auch ihre Gründe, doch es kam anscheinend nicht allzu oft vor, dass Werwölfe vor den Ärzten flohen. Trotzdem schienen die Pratoren ihn ernst zu nehmen, sie nickten einander zu und bedeuteten ihm schließlich ihnen zu folgen.

Das tat er in Ermangelung einer anderen Möglichkeit. Nah genug, dass niemand Fragen stellen würde, und doch in einem sicheren Abstand und sich die Wege und Abzweigungen möglichst gut einprägend, um notfalls flüchten zu können. Schließlich betraten sie einen Raum, der in einem angenehmen Orangeton gestrichen war. Sie bedeuteten ihm, auf einem der Sofas, die vereinzelt herumstanden, Platz zu nehmen. Der Raum war groß und bis auf die paar Sofas und einer Liege unmöbliert, doch weder dass, noch die beiden Türen des Raumes erregten seine Aufmerksamkeit, obwohl es keine einfachen Holztüren, sondern schwere Stahltüren waten. Nein das merkwürdige und Misstrauen erregende war des Stahlgitter, dass den Raum in zwei Hälften unterteilt war. Wenig später wurden einige nervig piepende Geräte und ein Bildschirm, das ein Krankenzimmer zeigte, auf der anderen Seite des Gitters herein geschoben. Das Bild war auf ein Bett ausgerichtet, in dem Meliorn lag, offensichtlich bewusstlos und an diese komischen Geräte angeschlossen.

Wenig später kam der Arzt rein, der Meliorn und die anderen anscheinend behandelte, und erklärte ihm das Ganze.

„Tut mir leid, du fragst dich sicher was das Ganze soll. Nun ich bin für Meliorn verantwortlich und wie du siehst ist er in keinem guten Zustand. Dies ist der einzige Raum, wo ich dich behandeln, gleichzeitig seinen Zustand im Auge behalten, und notfalls schnell zur Stelle sein kann.

„Wenn es denn sein muss, meinetwegen. Können sie mir endlich sagen was passiert ist?"

„Tut mir leid da wirst du dich noch etwas gedulden müssen. Komm mal rüber zu der Liege... Ich werde dich jetzt nur behandeln, aber mein Assistent Joseph kann dir später bestimmt einige Fragen beantworten... Du verstehst doch, dass ich mich um meine anderen Patienten auch noch kümmern muss oder?"

Dan antwortete nicht und lies den Arzt gewähren.

„Weißt du, Meliorn ist schwer vergiftet worden von diesem Jason. Ich habe vom zweiten Teil des Kampfes gar nichts mit bekommen. Ich weiß, es ist eine nervige Situation für dich, aber sobald du wieder auf den Beinen bist, können wir dich, denke ich, gehen lassen. Delta und Jason sind ja sowieso erstmal für diese Jagd gesperrt..."

„Und Diego? Es geht ihm doch bestimmt schon wieder gut oder? Ist er noch hier?"

Der Arzt zögerte mit seiner Antwort, was ein mulmiges Gefühl bei Dan auslöste.

„Das wird dir Joseph nachher erzählen", antwortete er schließlich.


Beide schwiegen, während der Arzt seine Behandlung fortsetzte.



So ihr müsst jetzt warten, so eine Behandlung dauert eben eine Weile 

MelanieWhere stories live. Discover now