Leichte Beute

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Es blieb keine Zeit sich auszuruhen. Sie mussten ihre Kampfstrategie neu planen. So schwache Gegner konnten sie zwar auf diese Weise besiegen, aber für stärkere Gegner mussten sie sich was anderes einfallen lassen.

Zudem mussten sie noch die drei Neuen mit einbeziehen, die ihnen im Moment nur lustlos hinterher trotteten. Wenn sie die Gegner rechtzeitig bemerkten, könnten sie diese durch die Neuen ködern, je nachdem wie viele es waren. Es gab wahrscheinlich nicht viele, die solch eine leichte Beute einfach laufen lassen würden, so wie sie selbst ihnen auch von Anfang an auf den Fersen waren.

Was sollten sie tun, wenn sie nun hingegen von anderen Werwölfen überrascht wurden. kleinere Gruppen könnten sie wohl überwältigen, aber sobald sie von vier oder mehr Werwölfen überrascht werden würden, könnten sie Schwiwerigkeiten bekommen. Nicht nur, dass sie sich selbst kaum gegenseitig unterstützen könnten, sie hätten auch noch die anderen drei, die sich nicht wirklich selbst verteidigen können, und so von ihnen beschützt werden müssten. Obwohl sie sich dessen bewusst waren, sprachen sie nicht darüber.

Sie einigten sich nur darauf, den stärksten als Köder einzusetzen und die beiden jüngeren nur, wenn es notwenig war, um es für potenzielle Angreifer auch wirklich lohnenswert zu machen, ihnen zu folgen. Die anderen beiden würden ihnen eher im Weg sein, als wirklich helfen zu können, wenn sie sich selbst verteidigen mussten und das Quartett nicht rechtzeitig erreichten. Die Vier waren mit dieser dürftigen Idee zwar noch nicht zufrieden, doch es bleib keine Zeit für weitere Vertiefungen, da Meliorn vor zwei Werwölfen warnte, die sich ihnen näherten. Während die anderen drei über Strategien diskutiert haben, hatte er ihr Umfeld abgesucht um rechtzeitig vor möglichen Gegnern warnen zu können, insbesondere, da sie noch keinen festen Platz hatten, sondern mehr willkürlich umherstreiften.

„Sie sind zwar auch erst Anfänger wie wir alle, aber schon zu zweit stärker als unsere vorherigen Gegner. Sie sind jedoch noch weit genug entfernt, um einen einfachen Hinterhalt vorzubereiten", teilte er ihnen mit, ohne etwas von ihrer Diskussion mitbekommen hatte. Instinktiv hatte er das vorgeschlagen, was wahrscheinlich jeder von ihnen in einer solchen Situation tun würde.

Sofort zogen sich die vier tiefer in den Wald zurück, weg von den sich nähernden Werwölfen. Nach einer kleinen Auseinandersetzung zwischen Melanie und John einigten sie sich, alle drei als Köder los zu schicken, da die Jüngeren den beiden wohl kaum Angst machen dürften. Sie konnten nur abwarten und hoffen, dass die fremden Werwölfe auf die List herein fielen.

Sie schienen Glück zu haben. Die beiden Gruppen trafen unvermittelt aufeinander. Sofort wichen die drei zurück. Die Fremden zögerten kurz, bevor sie sich ihnen zuwandten. Die Kleinen liefen los und der Ältere folgte ihnen, wobei er sich immer kurz zu den Verfolgern umwandte, um nach ihnen zu schnappen, und sie so von den Kleinen fernzuhalten. Diese ließen sich dadurch nicht abschrecken, sondern verfolgten ihre Gegner erst recht und mit mehr Selbstbewusstsein. Sie waren so auf ihre Opfer fokussiert, dass sie kaum auf ihre Umgebung achteten. Erst als die anderen vier plötzlich hervor kamen, bemerkten sie ihren Fehler, sie waren umzingelt und die so verführerisch leichte Beute außerhalb ihrer Reichweite. Sie hätten sie wohl laufen lassen müssen, doch sie konnten nicht einmal mehr umkehren und sich selbst in Sicherheit bringen. Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Die beiden erstarrten und auch die anderen Vier blieben wie auf Kommando stehen. Dann stürzten sich die Zwillinge auf einen der beiden, Lena und John auf den anderen. Ihre Gegner reagierten schneller als erwartet und versuchten sich nicht trennen zu lassen, was jedoch von Melanie und Lena verhindert wurde, welche sie auseinander trieben, hin zu ihren jeweiligen Brüdern. Die anderen drei, die vorher als Köder gedient hatten, griffen nicht ein, sondern überließen es den vieren, ihre Angreifer zu überwältigen. Sie hätten sowieso mehr gestört als geholfen wenn nicht gar eine Flucht der beiden möglich gemacht.

Kaum hatte Melanie den anderen Werwolf nah genug auf ihren Bruder zu getrieben, als dieser ihn auch schon frontal angriff und somit seine ganze Aufmerksamkeit einforderte. Zwar konnte der andere Werwolf ihn abwehren, ohne das Meliorn ihm auch nur einen Kratzer zufügen konnte, jedoch verlor er dadurch Melanie aus dem Blick, welche sofort seine ungeschützte Flanke angriff. Ihre Zähne gruben sich tief in das Fleisch. Der Werwolf versuchte sich zu wehren und sie abzuschütteln, doch Melanie lies nicht locker. Mit jeder Bewegung verletzte ihr Gegner sich selbst nur noch mehr. Meliorn musste nichts weiter tun. Die anfänglichen, noch starken, treffsicheren Bisse in seine sowie Melanies Richtung ließen schnell nach. Als Lena sich dann von der anderen Seite gegen ihn warf, war seine Niederlage besiegelt. Melanie hatte ihre Freundin rechtzeitig bemerkt und den Werwolf losgelassen. Lena prallte mit voller Wucht gegen ihn. Er wurde in Melanies Richtung geschleudert, welche sich flach an den Boden presste, so dass er über sie drüber fiel. In dem Moment, indem er auf dem Boden aufschlug, war Melanie bereits aufgesprungen, und stand schräg über ihm, um ihren Sieg zu besiegeln.

John hatte es auch nicht viel schwerer mit dem Anderen. Aufgrund seiner höheren Erfahrung gegenüber den anderen Neueinsteigern. Er täuschte einen Angriff auf seine linke Schulter vor, und stieß ähnlich wie seine Schwester dann von der ungedeckten Seite gegen ihn. Da er vor seinem Gegner stand, konnte er ihn damit nur ins Straucheln bringen, doch bereits das wurde diesem zum Verhängnis. Mit ein paar gezielten Angriffen auf die Beine seines Gegners konnte er ihn zu Fall bringen. So besiegte er seinen Gegner noch vor den anderen. Lena hatte ihn nur zu John getrieben, welcher ihr jedoch sofort zu verstehen gegeben hatte, dass er ihre Hilfe ab hier nicht mehr bräuchte und sie Melanie helfen sollte. Er hatte Recht behalten.

MelanieWhere stories live. Discover now