Verbannung

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Als ich sechzehn Jahre alt war, stieß mein Rudel mich aus. Ich wurde nicht als Alpha oder Beta geboren. Meine Eltern waren auch nicht die besten Jäger. In unserem Rudel waren wir damit fast gleichauf mit den Omegas. Ich stellte mich bewusst so ungeschickt an, dass meine Eltern mich zu den Pratoren schickten, um mich das Jagen zu lehren. Meine Fähigkeiten verbesserten sich rasant, sodass ich als einer der ersten meiner Altersklasse die Genehmigung für die Große Jagd bekam, für die man damals noch eine besondere Prüfung absolvieren musste. Ich wollte von Anfang an von den Pratoren unterrichtet werden, da ich wusste, dass meine Eltern mir nicht viel beibringen könnten.

Damit galt meine Grundausbildung, wie sie es nannten, als abgeschlossen. Meine Fähigkeiten entwickelte ich automatisch beim Jagen weiter. Jedoch hat niemand auf meine Erziehung geachtet, seit ich bei den Pratoren war. Meine Eltern waren nicht da, und bei den Pratoren wurde mir beigebracht wie ich kämpfe, nicht aber wie ich mich anderen gegenüber verhalte, insbesondere gegenüber ranghöheren Rudelmitgliedern. Die behandelten mich als Ausgestoßenen, da meine Eltern relativ früh gestorben waren, ich die meiste Zeit bei den Pratoren war, und eigentlich keine Freunde in meinem Rudel hatte. Ich habe durch einen Brief vom Alpha erfahren, dass meine Eltern bei der Jagd umgekommen sind, während ich bei den Pratoren war. Danach wurde ich von keiner weiteren Familie aufgenommen, da sie nur meine Fähigkeiten kannten, bevor ich zu den Pratoren kam, und der Meinung waren, meine miserablen Fähigkeiten, würden auch auf sie abfärben und auf ihr ach so tolles Image wie man es heutzutage nennen würde. 

Ich wurde immer aggressiver. Ich wurde stärker, klüger, schneller und geschickter als meine Rudelmitglieder und irgendwann begann ich mich an jenen zu rächen, die meinten mich wie einen Omega behandeln zu können. Ich verteidigte die Stellung meiner Eltern und setzte mich unter den Jägern durch. Ich weiß nicht wann ich damit anfing, irgendwann biss ich einem, der meinte mich schikanieren zu können, die Kehle durch. Von da an ließ ich mir von niemandem mehr was sagen. 

Die anderen Rudelmitglieder wussten nie wann ich, von wo ich zuschlagen wurde, doch sie waren vorsichtig und verließen das Lager noch seltener allein, als ohnehin schon. Ich jagte allein, brachte aber immer was für das Rudel mit. Die Höherrangigen duldeten mich noch, denn es gab keine weiteren Vorfälle. Auch wenn ich von den Jägern gemieden wurde, habe ich meinen Rang im Rudel verteidigt und gezeigt, dass ich mich nicht von ihnen schikanieren lasse. 

Irgendwann häuften sich dann die Vorfälle. Töten konnte ich sie nicht, da sie seit meinem Überfall stets mindestens zu zweit waren, aber manchmal konnte ich ihnen oder auch nur einem mittlere Verletzungen zufügen. Am Anfang versuchten die Betas mich unter Kontrolle zu bekommen, dich ich griff die Anderen nie in der Nähe des Rudels an, sondern nur während der Jagd.

Als es den Betas nicht gelang, die Situation in Ordnung zu bringen, wandte unser Anführer sich irgendwann an die Pratoren, Sie schilderten ihnen die Vorfälle, woraufhin zwei Pratoren in das Rudel eingeschleust wurden. Einer unter die Jüngeren, die ich nie beachtete, und einer unter den Jägern. Mir viel die Veränderung zwar auf, aber nicht, dass ein neuer Werwolf dabei war, da alle Gruppen ne gemischt waren. Ich dachte einfach, sie hatten die Konstellationen verändert, weil sie vielleicht meinten, sich so besser gegen mich verteidigen zu können. Der Neue viel mir selbst dann nicht auf, als ich mehrere aus seiner Gruppe verletzte. Leider verletzte ich genau da einen der Jäger so sehr, dass er an den Verletzungen innerhalb einer Woche verstarb, obwohl er von den Pratoren umgehend behandelt wurde und nicht nur vom Rudel. Seine Freunde wollten lange Rache, bis ich sie nach und nach umbrachte, allerdings war ich da schon nicht mehr im Rudel.

Der Pratoren verbannten mich komplett. Ich war offiziell kein Werwolf mehr und durfte auch nicht im Brocelone-Wald jagen, auch wenn ich es trotzdem tat. Sie können gar nicht den ganzen Wald überwachen. Ich suchte mir ein Versteck in der Nähe der Berge, dort trauen sich Werwölfe in der Regel nicht hin. Daneben suchte ich mir immer kleinere Verstecke in der Nähe von Wolfsrudeln oder anderen Raubtieren. Denn da wo es Räuber gab, gab es immer auch Beute. 

Ich verlor meine Qualifikation für die Große Jagd. Ich durfte nicht mal mehr von anderen Rudeln aufgenommen werden. Meistens müssen meine Kinder alleine los, während ich in der Höhle bleibe, da ich mich nicht von den Pratoren erwischen lassen darf, weil sie unsere kleine Familie schließlich auch schon als Rudel werten könnten. Ihre Mutter war ebenso wie ich nicht sehr beliebt in ihrem Rudel, jedoch hat sie es irgendwann freiwillig verlassen. Sie kam mehrfach zu mir, mehrere Monate, damit niemand ihre Schwangerschaften bemerkte. Bis sie vor ein paar Jahren dem Beta ihres neuen Rudels auffiel und seine Frau werden sollte. Ich habe sie nicht wieder gesehen, nachdem sie mir davon berichtet hat. Ihre jüngsten beiden werden sich später nicht an sie erinnern können, Lena hingegen, und John, mein ältester, kennen sie. 

Nehmt mir nicht übel, dass ich euch angegriffen habe, aber von meiner Tochter wusste ich alles über die Rudel um uns und habe sofort erkannt, dass du einer von den beschriebenen jungen Rudelführern warst, Meliorn. Ich konnte nicht riskieren, dass du deinem Vater von uns erzählst und dieser die Pratoren einschaltet. Also sorgte ich dafür, dass du mich bemerkst, und dich mit mir duellierst. Eigentlich habe ich deinen Vater her gelockt und das Duell nur vorgetäuscht. Die Verletzung an der Schule musste sein, aber ich hätte dich nicht umgebracht.

Ich habe mich bewusst in seine Richtung zurückgezogen, auch wenn ihr davon nichts mitbekommen habt. So hatten wir kurz Blickkontakt und ich glaube er hat verstanden, was los ist. Allerdings glaube ich nicht dass es ihm gefällt. Wenn mich nicht Alles täuscht, war er schon in der Nähe heute. Er wird wiederkommen und er wird nicht allein sein. Er wird Angst um euch haben. Ich hoffe ich bringe euch nicht für Schwierigkeiten und entschuldige mich schon mal im Voraus dafür, falls es doch dazu kommen sollte. 

MelanieWhere stories live. Discover now