Neuanfang?

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Dan war immer noch wütend. Sein Bruder war tot, und das nur wegen Delta und ihrem Bastard von Bruder! Er wusste, dass das Deltas Plan gewesen war, trotzdem war es Jasons Unfähigkeit zu verdanken, sein Bruder dabei starb. Er würde beiden den Hals umdrehen wenn er sie in die Finger bekäme, nur leider wurden sie schon von einigen Pratoren der B1 mitgenommen in die Zentrale, wo der Prozess stattfinden würde. Laut dem, was Joseph ihm erzählte, würde Delta höchstwahrscheinlich aus Brocelone verbannt werden, ihr dämlicher Bruder hingegen sollte gegen ein Mitglied der C1 kämpfen, sein Urteil würde vom Ausgang des Kampfes abhängen. Dan konnte nur hoffen, dass er dabei drauf ging.

Und zu allem Überfluss hatten sie auch noch verloren! Inzwischen konnte er sich wage erinnern, was passiert war, und auch Joseph hatte es ihm bestätigt. Wie sie einander umkreisten. Wie Melanie sich auf ihn stürzte. Seine viel zu späten Reaktionen. Sie hätte ihn töten können bei seiner Gegenwehr, das war ihm bewusst. Er war nicht wütend auf sie oder ihr Team, nein er war nur wütend auf Delta und Jason, aber am meisten auf seine eigene Unfähigkeit. Hätte er geahnt was die beiden vorhatten, hätte er seinen Bruder retten können. Er hatte Delta nie gemocht, sein Bruder hatte jedoch darauf bestanden, mit ihr und ihrem nichtsnutzigen Bruder zusammen zu arbeiten. Wenn er nicht so abweisend gewesen wäre, und versucht hätte alles zu ignorieren, was mit Delta oder Jason zu tun hatte, hätte er vielleicht etwas unternehmen können.

Mit einem Kopfschütteln versuchte er seine Gedanken zu vertreiben. Er hatte die Pratoren um ein Gespräch mit Melanies Team gebeten, und so erfahren, dass es Meliorn schon wieder besser ging – nach nur 48 Stunden. Also hatte Jason es nicht mal geschafft, auch nur einen von ihnen auszuschalten. Auch wenn ihn das nicht sonderlich interessierte, es wäre nur gerecht gewesen, wenn auch einer von ihnen gestorben wäre, wenn schon Diego dafür sterben musste, wünschen tat er es keinem der Vier. Egal, von solchen Gedanken durfte er sich nicht leiten lassen.

Dan wollte sich ihnen anschließen. Er hatte nichts gegen sie persönlich und alleine hätte er keine Chance bei der Großen Jagd. Zumal er nicht wusste, wie viel Zeit er durch den Prozess verlieren würde, die Jagd ging ohnehin nur noch vier Wochen, und danach kam der Winter... Er brauchte einfach ein Team.

Jetzt war er wieder in diesem komischen Raum, in dem der Arzt ihn vor einigen Tagen behandelt hatte – eine reine Vorsichtsmaßnahme wie ihm versichert wurde. Er würde nur mit Melanie und diesem Jungen reden. Dan war sich nicht sicher, wer von den beiden eigentlich der Boss war. Der Junge ließ sich von Melanie als John vorstellen, als sie kurz nach ihm in den Raum kam – natürlich auf der anderen Seite des Gitters – und hielt sich zunächst im Hintergrund. Er beobachtete Dan misstrauisch, überließ es jedoch Melanie, mit ihm zu reden.

„Die Pratoren meinten, du willst dich uns anschließen?"

„Das ist richtig."

„Wieso sollten wir die glauben? Vielleicht willst du ja auch nur beenden, was dieser Jason und Delta begonnen haben?"

„Niemals! Ich verabscheue diesen Bastard und seine dreckige Schwester. Ich weiß überhaupt nicht, wieso mein Bruder als Beta eines angesehenen Rudels, sich mit sowas abgibt! Wenn ich könnte würde ich sie beide umbringen, sie sind Schuld an seinem Tod! Also wieso..."

„Das interessiert uns nicht!", herrschte John ihn an. „Beantworte einfach ihre Fragen!"

Melanie rollte wortlos mit den Augen, bevor sie Dan mit einem entschuldigenden Blick zunickte.

John war Dan direkt unsympathisch, doch da auch Melanie sich mühsam zu beherrschen schien, beschloss er, Johns Verhalten zunächst zu ignorieren.

„Wie ich bereits sagte, würde ich mit diesen Bastarden im Leben nicht zusammen arbeiten. Ja ich war mit ihnen in einem Team, aber nur wegen meinem Bruder. Und wenn ich gewusst hätte, was sie vorhätten, dann hätte ich mich gegen sie gestellt, egal ob sie die Freunde meines Bruders sind. Oder ihn versucht zu überzeugen, da nicht länger mitzumachen."

„Mal angenommen wir glauben dir, wieso willst du dich grade uns anschließen. Es gibt so viele andere Gruppen, bestimmt auch aus deinem eigenen Rudel, wieso also gerade wir?"

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Die Jagd geht nur noch ein paar Wochen, ich werde sicherlich gegen Delta und Jason aussagen müssen, also fehlt mir noch mehr Zeit. Allein habe ich keine Chance. Und irgendwelchen steinalten Betas, die selbst nichts machen und andere für sich arbeiten lassen, schließe ich mich mit Sicherheit nicht an. Es gibt nur einen aus meinem Rudel, der in meinem Alter ist und sich nicht irgendwem untergeordnet hat und das ist der Sohn vom Alpha. Alle wollen in sein Team und mit ihm befreundet sein, um davon zu profitieren. Ich kann es ihnen nicht verübeln, sie kämpfen jetzt schon um ihren späteren Rang im Rudel. Bisher war es so dass ich das Rudel hätte verlassen müsse, wenn mein Bruder Beta wird. Ich mag diesen aufgeblasenen Angeber nicht und das zeige ich ihm oft genug. Ich werde ihm den Triumph nicht gönnen, auch bei der Jagd Macht über mich zu haben!"

Melanie sah ihn einen Moment unschlüssig an, drehte sich dann zu John, welcher langsam mit dem Kopf schüttelte. Dan spürte wie sein Mut schwand. Er wusste, dass seine Chancen von vornherein schlecht standen, doch irgendwer hatte er gehofft, sie würden ihn akzeptzieren. Er wollte grade gehen, doch John ließ ihn innehalten. Er blickte ihm zum ersten Mal richtig in die Augen. Sein kalter Blick ließ Dan das Blut in den Adern gefrieren, er schien durch seine Augen, direkt in seine Seele zu schauen.

„Du kennst die Regeln. Du sagst du bist ein Beta, doch würdest du dich uns anschließen, müsstest du praktisch als Omega anfangen. Was du daraus machst bleibt deine Angelegenheit, doch an uns wirst du nie herankommen. Du wirst nie mehr als ein Delta sein. Willst du dich uns immernoch anschließen?"

„Es stimmt ich bin von Geburt aus Beta, doch ich wurde nie als Beta erzogen. Ich bin eher ein mittelmäßiger Jäger, ich wurde darauf vorbereitet mich allein durchzukämpfen und gegen andere Wertwölfe durchzusetzen, jedoch nicht sie zu leiten. Ich wusste von Anfang an, dass ich nie mit euch auf einer Stufe stehen würde, wenn ich mich euch unterordne, ist ja auch irgendwie logisch, für mich zumindest. Ja, ich will mich euch nach wie vor anschließen", sagte er entschlossen, Johns Blick standhaltend.

„Nun gut, vorerst werden wir dich mitnehmen. Doch ich warne dich, nur ein Fehltritt uns gegenüber und du fliegst raus. Und wenn du es dir mit den anderen verscherzt ist das dein Problem. Keiner von uns wird dir dann helfen. Du stehst unter unserem Schutz gegen fremde Wölfe, nicht gegen jene, die uns folgen, vergiss das nie!"

Für John war das Gespräch damit anscheinend beendet, denn er wandte sich ab und ging ohne ein weiteres Wort. Melanie sah ihn einen Moment lang nachdenklich an, schüttelte dann jedoch den Kopf, wie um ihre Gedanken zu vertreiben und folgte John dann.

Dan blieb noch eine Weile stehen. Er war fast überzeugt gewesen, sie würden ablehnen, doch das taten sie nicht. Er löste sich erst aus seiner Starre, als ein Prator sich hinter ihm räusperte, um ihn zurück zu bringen.

MelanieWhere stories live. Discover now