Kapitel 27

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Malia

Aus der Ferne höre ich ein regelmäßiges Piepen und irgendwer redet, doch ich verstehe nicht was gesagt wird. Langsam öffne ich meine Augen und versuche mich an das Licht zu gewöhnen. Ich spüre, dass jemand meine Hand hält und drücke sie schwach.
"M-Malia?", fragt eine verweinte Stimme. Ich glaube es ist Wanda, kann es aber noch nicht ganz einordnen, da ich noch verschwommen sehe. Mein Hals fühlt sich trocken an und mit kratziger, schwacher Stimme frage ich: "W-Wo bin ich? G-Gehts dem Baby gut?" Panik baut sich in mir auf und es fällt mir schwer zu atmen.
"Beruhig dich, dir und dem Baby geht es gut", beruhigt mich Nat, "Du bist im Krankenhaus und Wanda ist mit hier."
Ich möchte mich aufsetzen, lasse es aber bleiben, als ich mir vor Schmerzen den Bauch halte.
"Dreykov, ist er...?", weiter bekomme ich den Satz nicht.
"Er kann dir und unserem Baby nie wieder was anhaben. Er ist tot!", erklärt mir Wanda ruhig. Ich atme einmal tief durch, Erleichterung durchströmt mich.
"Kannst du uns sagen was genau passiert ist?", fragt meine Mama vorsichtig und ich nicke.
"I-Ich wollte nach Hause fahren als ich bemerkt habe, dass mir jemand folgt. Dann hab ich dich angerufen Mama doch bevor ich meine Ohrringe aktivieren konnte hat mich eine Explosion gestoppt und ich bin mit dem Auto auf dem Dach gelandet." Beide hören mir angespannt zu, Wanda streicht mir mit dem Daumen über den Handrücken.
"Bevor ich dann ohnmächtig wurde, hab ich gesehen wie zwei Männer auf mich zukommen. Wieder aufgewacht bin ich in einer Zelle, mit Händen und Füßen festgekettet. Dann kam Dreykov auf mich zu und ich wusste sofort, dass ich wieder im Red-Room bin. Er hat mich in einen Op bringen lassen und die Ärzte dort haben mir irgendwas gespritzt. Ich konnte mich vom Hals abwärts nicht mehr bewegen aber gespürt habe ich alles...", meine Stimme beginnt zu brechen und Tränen rinnen mir übers Gesicht, "Sie haben angefangen, meinen Bauch aufzuschneiden. Das Letzte was ich gehört habe, war eine Explosion, danach ist alles schwarz und das Nächste ist, ich wache hier auf. Er wollte mir meine Tochter wegnehmen und ich, ich konnte nichts dagegen machen!" Ich bin am schluchtzen, Nat umarmt mich bis ich mich beruhigt habe.
"Jetzt bist du in Sicherheit. Er wird dir niewieder was anhaben können", versichert mir Nat während sie mich hält.

Kurze Zeit später kommt Dr. Montgomery in meine Zimmer. Sie überprüft meine Vitalzeichen und wie sich meine Kleine hält. Der Schnitt an meinem Bauch wurde zugenäht und scheint gut zu verheilen. Dr. Montgomery hat mir trotzdem Bettruhe verordnet bis zur Geburt, damit keine Komplikationen auftreten. Ich muss noch fünf weitere Tage im Krankenhaus bleiben, bevor ich entlassen werde. Wanda ist jeden Tag bei mir und die anderen besuchen mich abwechselnd. Zum Glück bringen sie immer etwas zu Essen mit, so muss ich nicht das Krankenhausessen herunterwürgen. Es tut mir gut Ablenkung zu haben, dadurch denke ich weniger über die Geschehnisse nach. Nachts schrecke ich immer wieder verschwitzt aus dem Schlaf hoch durch Alpträume. Ich war so froh, dass ich mit denen nicht mehr zu kämpfen hatte und das die Therapie geholfen hat. Nachdem ich kaum noch richtig schlafe habe ich mit meiner Therapeutin geredet und sie kommt jetzt zwei mal die Woche zu mir.
Die fünf Tage im Krankenhaus sind endlich vorbei. Die Naht verheitl gut und in einer Woche kommen die Fäden raus.
"Bist du bereit Heim zu gehen?", fragt mich Nat, während sie meine Sachen in die Tasche packt.
"Mehr als nur bereit. Ich freue mich auf mein eigenes Bett", erwiedere ich mit einem Lachen auf dem Geschicht, während ich mich behutsam aufsetzte.
"Ich hole die Entlassungspapiere und den Rollstuhl, dann können wir gehen", verkündet Wanda fröhlich.
Fünf Minuten später kommt sie zurück und hilft mir in den Rohlstuhl. Ich habe strikte Order, so wenig wie möglich zu laufen. Im Compound darf ich zwar vom Bett zum Klo laufen, aber ins Wohnzimmer oder auf den Balkon darf ich nur, wenn mich jemand mit dem Rollstuhl fährt. Während meine Mama meine Tasche trägt, schiebt mich Wanda in den Aufzug. Im Wohnkomplex des Compounds angekommen, werde ich von allen herzlich Willkommen geheißen.
"Können wir ins Bett gehen?", frage ich Wanda flüsternd. Der Tag war echt anstrengend und ich bin noch nicht wieder voll bei Kräften. Sie hilft mir in den Rollstuhl und bringt mich zu meinem Zimmer, dort hilft sie mir, meinen Schlafanzug anzuziehen. Wir kuscheln uns ins Bett und ich drücke mich ganz feste an sie ran. Mein Kopf liegt auf ihrer Brust und mit ihrer Hand streicht sie mir über den Rücken. "Danke für alles Wands!", nuschle ich leise während ich in den Schlaf drifte. Am nächsten Morgen wache ich entspannt auf, das Bett neben mir ist leer und ich sehe eine kleine Notiz:
》Guten Morgen Lia,
ich bin unten in der Küche. Schreib mir, wenn du wach bist und mit nach unten möchtest.
Kuss Wanda《
Ich muss lächeln als ich die Nachricht lese. Vorsichtig stehe ich auf und laufe langsam ins Bad um mich fertig zu machen. Nachdem ich wieder auf dem Bett sitze schreibe ich Wanda, die einen Moment später mit dem Rollstuhl ins Zimmer kommt. Gemeinsam gehen wir nach unten, ich scheine sehr lange geschlafen zu haben, da Pietro und Peter gerade das Mittagessen vorbereiten.

Die nächsten Wochen verlaufen ruhig. Ich halte mich an die Vorgaben von Dr. Montgomery und meine kleine Bohne wächst und ist gesund. Die Narbe an meinem Bauch ist sehr gut verheilt und mein Babybauch wird immer größer. Ich bin in der 36. Schwangerschaftswoche, sechs Wochen sind vergangen seit Dreykov und die Therapie hilft mir gut. Seit ein paar Nächten habe ich keine Alpträume mehr und auch die Panik Attacken haben wieder aufgehört, weshalb wir die Therapiesitzungen wieder auf einmal alle zwei Wochen gekürzt haben. Mit der Schule ist abgeklärt, dass ich online am Unterricht teilnehme bis zum Spring-Break. Nach den Ferien wägen wir dann individuell ab, ob ich wieder zur Schule kann oder nicht aber da ich am Ende vom Jahr Abschlussprüfungen habe, hoffe ich sehr, dass ich bald wieder zurück kann.
"Baby, kannst du mir helfen?", rufe ich nach Wanda.
"Was gibts Lia?", fragt sie als sie ins Zimmer kommt.
"Deine Tochter tritt mal wieder. Würdest du mir in die Badewanne helfen, dass hilft sonst immer", erkläre ich ihr.
"Meine Tochter?", grinst sie.
"Wenn sie mich ärgert, ist es DEINE Tochter", sage ich leicht verärgert. Sie muss schmunzeln, bevor ich meine Hände nach ihr ausstrecke. Sie hilft mir in die Badewanne und will gerade gehen.
"Kommst du nicht mit rein?", frage ich traurig und schaue sie mit Hundeaugen an.
"Wenn du willst komme ich klar mit rein", antwortet sie schmunzelnd.
Sie setzt sich hinter mich, so dass ich mich bei ihr anlehnen kann. Ihre eine Hand liegt auf meinem Bauch, so dass sie die Tritte unseres Babys spürt, während die andere Hand sanft meinen Arm streichelt. Ich liebe diese gemeinsamen Momente. Die Welt fühlt sich vollständig an, wenn sie bei mir ist. Ich fühle mich bei ihr geborgen und in Sichherheit. Wenn ich ihr in die strahlenden grünen Augen schaue, steht die Welt für einen Moment still und ich vergesse alle meine Sorgen.
"Worüber denkst du gerade nach?", flüstert sie mir ins Ohr.
"Über uns...", antworte ich leise.
"Erzähl mir davon", sagt Wanda ruhig und drückt mir einen zarten Kuss auf die Wange.
"Wir sind jetzt seit fast einem Jahr zusammen", erinnere ich sie, "Wir haben ganz schön viel Scheiße mitgemacht seit wir uns kennen. Weißt du noch unser erstes Date? Für Anfang März war es so verdammt warm".
Sie muss leicht kichern: "Das stimmt, wir waren in kurzärmligen Oberteilen bis Abends draußen".
"Und jetzt liegt noch immer Schnee", stelle ich lachend fest.
"Wands. Ich liebe dich, danke dass du mich nicht verlassen hast", sage ich schüchtern und lege meine Hand auf ihre.
"Ich würde dich nie verlassen Lia. Du bist meine Welt, für dich lohnt es sich weiterzuleben und ich liebe dich über alles", versichert sie mir. Ich drehe meinen Kopf nach hinten und wir küssen uns eine ganze Weile.

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A/N:   Nicht mehr lange, dann gelangt die Geschichte zu einem Ende. Das ist Kapitel 27 und ich hatte mir vorgenommen, 30 zu schreiben für meine erste Geschichte. Macht euch gefasst auf Tränen und Freuden.

Little Miss Romanoff [Marvel FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt