Where is your partner?

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„Ich bin dein?“, fragte ich ironisch und versuchte nicht loszulachen.

Tegan verstärkte den Druck der Klinge an meinem Hals. Er schnitt mich nur leicht, traf aber meine Hauptschlagader. Ich fauchte, als mein warmes Blut meinen Hals hinab rann und meine Haut zu brennen begann.

„Zumindest solange, bis ist dich abgeliefert habe.“

Ich schluckte schwer. Also hatte ich recht. Er war beauftragt worden mich zu fangen und anschließend auszuliefern.

„Darf man fragen an wen?“, fragte ich leise, aber noch laut genug, für die Ohren eines Vampirs.

Das kühle Silber verließ meinen Hals. Er ließ es erneut über mein Tattoo wandern, was einen Schauer über meinen Rücken laufen ließ. Er wusste es nicht, aber er spielte mit dem Feuer. Wenn er auf die dumme Idee kommen sollte mir ein Stück meines Tattoos rauszuscheiden, würde ich ihm bei lebendigem Leibe die Haut abziehen und ihn in Stücke reißen, ehe ich ihn tötete. Und ich würde ihn töten.

„Das ist meine Sache“, sagte er kalt.

Diese Antwort gefiel mir noch weniger. Ich legte den Kopf leicht zur Seite und drehte ihn, damit ich besser hören konnte, was er trieb. Vollkommen unerwartet, schnitt er mit einem Mal die Träger meines Tops durch, wobei er meine Haut ritzte. Es war nicht mehr als ein Kratzer, aber das Silber ließ es brennen, als hätte man mir ein Schwert zwischen die Rippen gejagt. Ein Gefühl, das einige unschöne Erinnerungen in mir weckte, welche ich lieber schnell von mir schob, während ich zischend die Luft einzog. Unbeeindruckt zog  Tegan das Top am Rücken herunter und entblößte so, beinah vollkommen mein Tattoo. Allerdings hatte er so wenig davon. Die Lehne verdeckte noch immer meinen Rücken.

Tegan trat vor mich und schnitt meine Beine los. Er schien sich seiner Überlegenheit sehr sicher, denn er warnte mich nicht einmal, keine Dummheiten zu machen. Aber als er einen Moment zu lange auf meinen verheilten Hals starrte, an dem noch Blut klebte, nutzte ich die Gelegenheit: Ich trat ihm mit aller Wucht in den Schritt, sprang auf und rannte zur Tür. Er schrie wütend und krümmte sich vor Schmerz. Aber das hielt nicht lange an. Er hechtete hinter mir her und bekam mich an der Tür zu fassen. Tegan drehte mich um, sodass ich mit voller Wucht gegen die harte Tür knallte. Da meine Hände noch immer hinter meinem Rücken gefesselt waren, konnte ich mich nicht mit ihnen verteidigen. Tegan stützte seine Hände neben meinem Kopf ab und beugte sich dicht und bedrohlich zu mir hinunter.

„Dumme Idee“, stellte er nüchtern, mit dunkler Stimme fest.

Sein heißer Atem schlug mir entgegen. Seine Augen waren kurz auf meine bebende Brust gerichtet, ehe er in meine Augen sah.

„Findest du?“, fragte ich provozierend.

Seinen Blick hielt ich. Meine Augen verwandelten sich zurück und meine Fänge verschwanden. Seine waren noch immer bernsteinfarben und glühten auf meinem Gesicht. Langsam näherte Tegan sich meinem Gesicht. Ich wusste das er mich weder küssen, noch berühren würde. Ich tippte erneut auf die Ohrfeige. Aber ich lag falsch. Kurz bevor seine Lippen meine berühren konnten, hielt er inne und wanderte zu meinem Ohr.

„Das funktioniert bei mir nicht“, flüsterte er.

„Wer sagt das?“, antwortete ich ebenso leise.

Tegan löste eine Hand von der Tür und fuhr zarter als gedacht, über meine Schulter.

„Ich“, gab er zurück, packte mich plötzlich mit aller Kraft im Nacken und zwang mich auf die Knie.

Schmerzhaft verzog ich mein Gesicht. Er drückte es Richtung Boden. Als es kurz darüber schwebte, stieß ich mich mit den Füßen vom Boden ab und machte einen Salto. Tegan ließ mich erstaunt los.

„Also, wenn das hier funktionieren soll, musst du damit aufhören“, fauchte ich ihn an, als ich vor ihm stand.

„Lustig. Dasselbe wollte ich gerade zu dir sagen.“

Meinem hohen Alter vollkommen unangemessen, sah ich ihn trotzig wie ein kleines Kind an. Als er auf mich zukam, rührte ich mich nicht. Ich hatte nicht vor zu fliehen. Noch nicht. Ich musste erst wissen, wer ihn geschickt hatte. Der Fluchtversuch war ein Test gewesen. Ich wusste jetzt, wie schnell er war und das er sehr wohl auf eine Frau reagierte, auch wenn er etwas anderes behauptete.

Diese Mal packte Tegan mich nicht. Er sagte bloß:

„Halt still.“

Dann legte er wieder meine Haare nach vorne und zog das Top am Rücken runter, da es bei meinem Fluchtversuch wieder hoch gewandert war. Erneut legte ich den Kopf zur Seite. Meinen Blick richtete ich nach unten. Ich konzentrierte mich ganz darauf was Tegan tat. Dieser hatte noch immer das Messer in der Hand, was mir nur allzu bewusst wurde, als er damit meine Wirbelsäule entlang nach unten fuhr. Ich schauderte. Wenn er es mir zwischen die Wirbel rammte, würde ich sauer sein. Aber richtig. Das würde er nicht überleben. Ob ich nun schwächer war oder nicht, damit würde ich ihn nicht durchkommen lassen.

Entweder konnte er meine Gedanken förmlich spüren oder er ließ Vernunft walten. Denn Tegan steckte das Messer in seinen Hosenbund und fuhr danach mit den Fingern weiter die dunkelroten Linien nach. Seine Finger waren erstaunlich warm und weich. Zumindest war seine Berührung es. Die Hornhaut auf deinen Fingern war etwas rau, aber das machte mir nichts aus. Ich war schon härter angefasst worden. Als Tegan am unteren Ende des Tattoos angelangt war, also am Hosenbund, hielt er inne.

Tegan

Ich hielt inne. Ihr Tattoo zog sich noch weiter nach unten, doch soweit wollte ich nicht gehen, auch wenn der Gedanke an ihre nackte Haut sehr verlockend war.

Langsam fuhr ich wieder ihren Rücken herauf, was einen erneuten Schauer in ihr auslöste. Als ich am rechten Schulterblatt angelangt war, fuhr ich einen Schnörkel bis in sein Inneres nach. Das alles tat ich nicht aus Langeweile oder Spaß an der Freud. Ich tat es weil das Tattoo immer etwas über seinen Träger erzählte. Sicher hätte ich das auch anders überprüfen können, doch so hatte ich auch etwas davon. Allem Anschein nach war sie tatsächlich in etwa so alt wie sie behauptet hatte. Was bedeutet, dass sie Recht hatte: Sie war älter als ich. Ich selbst war nur um die 900 Jahre alt. Ein hohes Alter für einen Vampir, aber nichts im Vergleich zu dem ihren.

Wenn ich die Ausprägung der Zeichnung auf dem linken Schulterblatt betrachtet, schien sie über einige beeindruckende Fähigkeiten zu verfügen. Was mich zu der Frage brachte, warum sie sie nicht benutzte. Wollte sie womöglich, dass ich sie erwischte? Es war so einfach gewesen, dass ich gleich gedacht hatte, dass etwas seltsam war. Um sie rankten sich so viele Mythen und Legenden. Jede erzählte von ihrer Schönheit und ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten. Auch wenn nicht bekannt war, über welche sie verfügte, hatte jeder Angst vor ihr. Wie konnte es da sein, dass ich sie so einfach gefangen nehmen und bei einem Fluchtversuch überwältigen konnte?

Ich teilte noch einmal ihr Haar und legte es dieses Mal ordentlicher nach vorne. Als ich freien Blick auf ihren Nacken hatte, hielt ich erstaunt inne. Das war interessant, aber auch gefährlich: Sie hatte einen Gefährten.

„Wo ist dein Gefährte“, herrschte ich sie, noch immer hinter ihr stehend an.

I want your deathWhere stories live. Discover now