Sunrise

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Haven

Am Morgen wurde ich davon geweckt, das mir die aufgehende Sonne warm ins Gesicht schien. Blinzelnd öffnete ich die Augen. Wie spät es wohl war?

„Haven?“, flüsterte eine dunkle Stimme direkt an meinem Ohr.

Erst da fiel mir auf, dass Tegans Arm noch immer um meinen Körper geschlungen war. Irgendwie hatte ich angenommen, dass er sich im Laufe der Nacht zurückziehen würde. Das er es nicht getan hatte, löste etwas in mir aus, was sich nicht beschreiben ließ. Es war eine Mischung aus Verwirrung, Ruhe und Freude.

Da ich ihm nicht antworten wollte, bewegte ich mich nur ein wenig, um zu zeigen, dass ich wach war.

 „Wie geht es dir?“, fragte Tegan vorsichtig.

Er hatte sich also Sorgen gemacht. Interessant. Aber …. Aber das hatte absolut nichts zu bedeuten! Ich war seine Gefangene. Er hatte mich entführt!

Während in meinem Inneren ein stiller Kampf zwischen Verstand und Herz tobte, drehte ich mich zu Tegan um und kuschelte mich an seine starke, noch immer nackte Brust. Ganz gleich was ich nun fühlte oder nicht, ich wollte diesen Moment genießen. Nur noch eine kleine Weile.

Tegans Hand ruhte nun nicht mehr auf meinem Bauch, sondern auf meinem Rücken. Stillschweigend nahm er mein Verhalten hin und begann erneut mit seinen Fingern meinen Rücken entlang zu fahren. Als er das zum ersten Mal gemacht hatte, hatte ich befürchtet jeden Moment ein Messer zwischen den Rippen zu spüren. Dieses Mal war das definitiv Anders. Jede seiner Berührungen barg Macht, dennoch waren sie federleicht. Ein wohliger Schauer breitete sich über meinen Körper aus, Hitze stieg in mir auf und mein Herz zog sich zusammen.

Genüsslich gab ich mich einfach dem Gefühl der Geborgenheit hin. Es tat gut einfach Ruhen zu können, ohne sich Sorgen um irgendetwas oder irgendwen, machen zu müssen. Ganz gleich, wie lange es auch halten mochte. Es war schön, solange es andauerte.

Tegan

Haven sprach nicht mit mir. Sie drückte ihren schmalen Körper an den meinen und schloss erneut die Augen. Wie von selbst, begannen meine Finger ihren Rücken zu liebkosen. Ihre Haut war weich und erstaunlich warm. Ich wusste, dass ich eine Grenze übertrat. Was wir trieben, war gefährlich und vollkommen unangebracht, dennoch war ich nicht erpicht darauf, es zu unterbrechen.

Nach einer Weile, öffnete Haven ihre Augen wieder und blickte auf meine Brust. Langsam kam ihre Hand auf mich zu. Als ihre kühlen Finger meine Brust berührten erstarrte meine Hand in ihrer Bewegung, mitten auf Havens Rücken. Zärtlich fuhr Haven den neu entstandenen Teil meines Tattoos nach. Über meinem Herzen stoppte sie kurz in ihrer Bewegung und besah gebannt die tiefroten Linien, welche denselben Ton hatten, wie ihr Tattoo. Dann fuhr sie weiter zu meinem Hals. Als sie meinen Kiefer erreichte, fuhr sie die Linien wieder zurück, runter meinen Arm entlang, bis sie nicht mehr rankam, weil der noch immer um sie geschlungen war. Wieder fuhr sie die Linien sanft zurück. Meinen Oberarm entlang, meinen Hals rauf bis zum Kiefer. Dort hielt sie kurz inne und stich ein paar Mal über ein und dieselbe Stelle. Dann sah sie mir in die Augen. Das tiefe Blau ihrer Augen war wunderschön und erinnerte mich an das Meer. Genau wie ihr ganzes Wesen. Mal war sie ruhig und zärtlich, Mal aufbrausend und impulsiv. Wehmut stieg in mir auf, als ich an mein Zuhause dachte, das direkt am Meer gelegen hatte und Haven mit Sicherheit gefallen hätte. Doch mein Zuhause war fort, genau wie sie es bald sein würde.

Ohne es richtig zu bemerken, fuhr meine Hand von ihrem Rücken hoch zu ihrem Gesicht. Unsicher begann ich ihre Wange zu streicheln. Da sie mich nicht stoppte, fuhr ich damit fort. Havens Finger verließen meinen Hals und fanden stattdessen meine an ihrem Gesicht. Ich hörte auf sie zu streicheln und nahm ihre Hand stattdessen in meine. Fasziniert betrachtete ich erneut ihr neues Tattoo. Ohne darüber nachzudenken fing ich an leichte Küsse darauf zu verteilen. Haven sah ich dabei die ganze Zeit über an, schätzte ab wie sie darauf reagierte. Und alles was ich sah, waren intensive Augen, welche mich gefangen hielten.

Haven

Überall dort wo Tegans Lippen meine Haut berührten, hinterließ es ein Kribbeln.

Währenddessen schien mein Herz den Kampf zu gewinnen. Mein Verstand schaltete sich einfach aus und überließ ihm das Feld. Mein Handeln auf meine mangelnde Vernunft zu schieben war einfach, aber wie ich mir später selbst eingestehen musste, Blödsinn.

Als Tegan erneut meinen Arm küssen wollte, drehte ich sein Gesicht zu meinem und küsste ihn.

Tegan

Havens Kuss war sanft. Vorsichtig. Liebevoll.

Dieses Mal erwiderte ich ihn auf die gleiche Art und Weise. Dieses Mal ließ ich mir Zeit.

Als unser Kuss immer inniger wurde, drehten wir uns, sodass ich über Haven lag. Mit dem rechten Arm stützte ich mich ab, um sie nicht zu erdrücken, obwohl ich bezweifelt, dass es möglich war, mit der linken Hand glitt ich über ihren Körper. Havens Finger waren damit beschäftigt sich in meinen Rücken zu krallen. Als ihr ein genüssliches Stöhnen entfuhr, keimte in mir die Freude auf. Aber leider auch einige Zweifel. Das hier, egal wie gut es sich anfühlte, egal was ich wollte, wir konnten uns nicht zu sehr gehen lassen. Denn eins stand fest, es würde nicht funktionieren.

Mit einem frustrierten Seufzen, drehte ich mich von ihr runter, sodass nur noch mein Kopf auf ihrer Brust ruhte. Entgegen meiner Erwartung schien Haven mich zu verstehen. Sie schlang die Arme um mich hielt mich einfach fest, während wir den Sonnenaufgang beobachteten.

„Danke“, flüsterte sie.

I want your deathWhere stories live. Discover now