Sleepless

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„Mein was?", fragte sie.

„Dein Gefährte. Wo ist er?"

Ich hatte keine Geduld für so was. Ich brauchte so viele Informationen wie nur irgend möglich und das in der sehr begrenzten Zeit, welche mir blieb. Ich hatte weder die Zeit, noch den Nerv mir ihre Lügen anzuhören.

„Ich habe keinen Gefährten", sagte sie mit fester Stimme.

Eine weitere glatte Lüge. Ich konnte es schließlich sehen. Dunkelrot stand es auf ihrer von der Sonne gebräunten Haut. Ich stellte mich vor sie.

„Ich frage nur noch dieses eine Mal: Wo ist er?", fragte ich und senkte meine Stimme, zu einem bedrohlichen Ton.

„Ich habe keinen!", brüllte sie mich mit einem Mal an.

Ihre Stimme hatte dabei einen Ton, welcher mir beinah das Herz zerriss. Oh. Sie hatte keinen mehr. Ich kniff dennoch die Augen zusammen. Stark hielt sie meinem Blick stand.

Diese Frau war stur wie ein Esel. Sie war zweifellos sehr schön, selbst für jemanden wie mich, welchen Frauen eher wenig interessierten, es sei den ich nährte mich von ihnen oder wollte Sex. Ihr braunes Haar, ihre blauen Augen und ihre, für einen Vampir untypisch dunkle Haut, harmonierten erstaunlich gut. Sie war gut gebaut, hatte Muskeln und konnte sich verteidigen. Eigentlich so gar nicht mein Typ. Nein, nicht eigentlich. Sie war nicht mein Typ! Bloß ein weiterer Auftrag. Eine Gefangene.

Um von meinen Gedanken abzulenken, sagte ich:

„Du hast mir noch immer nicht deinen Namen verraten."

Sie ließ kurz ihren abschätzenden Blick über mich wandern, ehe sie antwortet.

„Haven. Mein Name ist Haven."

„Ehlich? Ist das nicht etwas unpassend?", fragte ich erstaunt.

Sie sah mich verwirrt, aber auch arrogant an.

„Für jemanden in deinem Alter, jemandem so ...", ich hielt inne.

„So was?", wiederholte sie meine letzten Worte und kam einen Schritt auf mich zu.

„So speziellen", versuchte ich zu erklären, da es sich nicht anders beschreiben ließ.

Haven hob eine Augenbraue und begann zu lächeln. Machte sie sich etwa über mich lustig? Sie hatte meine Gedanken entweder gehört oder gespürt dass ich nichts Lustiges daran fand, denn das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. Schade eigentlich. Es stand ihr gut.

Ich wandte mich wieder von ihr ab. Als ich hinter ihr stand, konnte ich nicht widerstehen noch einmal über ihr Rückrad zu fahren, ehe ich ihr Top wieder hochzog. Ihre abgeschnittenen Träger verknotete ich in ihrem Nacken. Anschließend hielt ich kurz inne.

Haven

Tegan hielt inne. Ich hörte wie er das Messer aus seiner Hose zog. Ich hielt den Atem an. Er wollte mich doch nicht erneut verletzen oder?

Plötzlich schnitt er das Seil um meine Handgelenke durch. Das giftdurchtränkte Seil fiel zu Boden. Dankbar rieb ich mir die schmerzenden Handgelenke. Sie verheilten wegen des Gifts langsamer als sonst und es tat höllisch weh. Tegan trat das Seil beiseite. Es blieb an der Wand liegen. Ich drehte mich zu ihm um. Er hielt das Messer noch immer in der Hand. Fragend sah ich es an. Tegan sah mich an. Langsam transformierte auch er sich zurück.

„Du versuchst zu entkommen und du landest schnelle wieder auf dem Stuhl, als du gucken kannst", stellte er die Regeln für meine bedingte Freiheit auf und deutete mit der Klinge in Richtung Stuhl.

Ich nickte und zwang meine Wut und meinen Hass auf ihn weiter in die Knie. Er musste mir unbedingt vertrauen, sonst konnte ich meine Fluchtpläne über den Haufen werfen. Grob packte er meinen Oberarm und schleifte mich in eine Ecke der Lagerhalle, in der eine große Matratze lag, welche mir bisher gar nicht aufgefallen war.

I want your deathWhere stories live. Discover now