This will be your end

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Tegan

Kurz nachdem Haven angefangen hatte sich vor Schmerzen zu winden, hatte auch in meinem Körper ein ungeheurer Schmerz gewütet. Davon überwältigt war ich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie gesunken. Aber es waren nicht meine eigenen Schmerzen die mich quälten. Es waren Havens. Plötzlich wich mit einem Schlag jegliche Spannung aus Havens Körper und aus meinem der Schmerz. Zögernd stand ich wieder auf, darauf gefasst mich jeden Moment erneut unter Schmerzen zu winden und sah Haven besorgt an. Sie lag ganz ruhig da, als wäre nichts passiert. Besorgt musterte ich ihr Gesicht. Es war keine noch so kleine Regung zu erkennen.

„Haven?“, fragte ich mit der Absicht sie zu wecken.

Aber sie rührte sich nicht. Erneut versuchte ich in ihren Kopf einzudringen. Wieder scheiterte ich. Keine Ahnung woher das plötzlich kam, aber in ihren Gedanken ragte eine riesige, undurchdringbare Mauer auf. Ich versuchte ein paar Mal sie zu umgehen, blieb jedoch erfolglos. Mir kam die Idee ihr Blut einzuflößen, allerdings verwarf ich sie gleich wieder. Sie hatte es strickt abgelehnt. Vermutlich würde sie ohnehin nicht den Mund öffnen und ich brauchte gar nicht erst zu versuchen es ihr gewaltsam einzuflößen. Ratlos blickte ich auf Haven hinab. Ich beschloss einfach abzuwarten. Also zog meine Schuhe aus und legte mich auf dem Rücken auf die linke Bettseite. Den rechten Arm schob ich unter meinen Kopf, mit der linken Hand griff ich nach der von Haven die immer noch bewusstlos neben mir lag. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sie bald wieder von alleine aufwachen würde.

Die Sonne schob sich langsam über den Horizont und tauchte die Welt in gelbes Licht. Haven war noch nicht erwacht. Die ganze Nacht über hatte ich sie beobachtet. Wenigstens war sie ruhig geblieben. Ich begann mich zu fragen, of sie nicht vielleicht in eine Art Koma lag. Tot war sie jedenfalls nicht. Wenn für sie dieselben Regeln galten wie für männliche Vampire, würde sie beim eintreten des Todes in Flammen aufgehen, bis am Ende nur noch ein Häufchen Asche übrig blieb. Außerdem fühlte es sich nicht an, als sei sie tot. Ich war der Meinung, dass ich es spüren würde wenn sie starb. Keine Ahnung woher ich das wusste, doch seitdem ich mit Haven verbunden war, spürte ich immer intensiver jede noch so kleine Gefühlsregung die sich in ihr abspielte. Und im Moment fühlte ich eine Art tiefer Ruhe.

Ich bedachte Haven mit einem letzten besorgten Blick, dann erhob ich mich um mir eine Dusche zu genehmigen. Die Tür ließ ich offen, für den Fall das Haven doch noch aufwachte. Tat sie aber nicht. Als ich mich wieder angezogen hatte stand ich unschlüssig neben dem Bett. Ich musste Haven heute Abend abliefern. Aber wenn sie nicht bei Bewusstsein war, konnte ich ihr weder meinen Plan erläutern, noch wusste ich ob Victor nicht vielleicht dahinter kam, das Haven und ich miteinander verbunden waren. Verdammt! Was sollte ich denn jetzt nur machen? Verärgert raufte ich mir die noch feuchten Haare. Dann sah ich auf die Uhr. Mir blieben noch neun Stunden, ehe ich losfahren musste. Genug Zeit, wie ich hoffte, damit Haven wieder aufwachen konnte und ich ihr von meinem Plan erzählen konnte. Wieso hatte ich das nicht schon gestern getan? Ich schnaubte verächtlich über mich selbst. Weil ich da noch nicht geplant hatte sie einzuweihen.

Um die Zeit bis dahin zu überbrücken schnappte ich mir meine Tasche, breitete all meine Waffen auf dem Tisch aus und begann sie auseinander zu bauen. Dann reinigte ich sie, kontrollierte bei den Schusswaffen die Magazine und baute sie im Anschluss wieder zusammen. Die Messer schliff ich nach, wobei ich zwischendurch immer wieder nach Haven sah. Als ich damit fertig war, hatte ich noch immer so viel Zeit zu vertrödeln, dass ich mir auch noch Havens Messer, Wurfsterne und die Handfeuerwaffe vornahm. Da ich sehr sorgfältig gearbeitet hatte und eine nicht unerhebliche Menge an Waffen besaß, war ich gegen vier Uhr mittags fertig. Erneut warf ich einen Blick zu Haven rüber, die noch immer reglos auf dem Bett lag. Langsam fing ich an mir ernsthafte Sorgen um sie zu machen. Was mich am meisten wurmte war jedoch, dass ich nichts tun konnte. Seit ich Haven kannte, habe ich mich öfter nutzlos gefühlt, als in den letzten 500 Jahren meins Daseins zusammen genommen. Mit knirschendem Kiefer wand ich mich von ihr ab. Ich griff nach vier meiner Messer, zog meine Stiefel an und steckte in jeden zwei Messer. Ein weiteres schob ich in die Scheide, die hinter meinem Rücken, an meinem Gürtel befestigt war. Das T-Shit zog ich drüber, damit man es nicht sofort entdeckte. Gerade als ich ein Halfter und meine neun Millimeter an meinem Gürtel befestigen wollte, klopfte es an der Tür.

„Zimmerservice!“, rief ein Mann von draußen.

Zimmerservice? So etwas gab es hier gar nicht. Schnell griff ich nach Havens Waffe, in die ich das Magazin mit den UV-Geschossen gesteckt hatte und entsicherte sie. Im selben Moment wurde die Tür eingetreten. Sie flog aus den Angeln und landete mit einem zerberstenden Geräusch an der gegenüberliegenden Wand. Ein breiter, schwarz gekleideter Krieger mit kahl rasiertem Kopf baute sich in der Tür auf und fauchte mich mit ausgefahrenen Fangzähnen und bernsteinfarbenen Augen an. Mit Sicherheit einer von Victors Leuten. Er sah zu Haven rüber und ein dreckiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Von hier aus übernehme ich“, zischte er mich an.

„Das glaub ich kaum“, antwortete ich und feuerte drei Schüsse auf ihn ab.

Der Eindringling blieb einfach stehen und fing sich so alle drei Kugeln ein. Wie hätte er auch wissen können, dass es sich nicht um normale Silbermunition handelte. Keiner der Vampire besaß UV Munition. Das war nicht nötig, da wir uns eher selten bekämpften und wenn dann mit Fäusten oder Fähigkeiten. Aber diese Situation erforderte besondere Maßnahmen. Als die Kugeln den Vampir trafen lachte der nur laut los. Doch als er anfing von innen heraus zu verbrennen, verging ihm das Lachen. Noch bevor er richtig registrierte was mit ihm geschah, war er zu Staub zerfallen. Beeindruckt sah ich auf die Smith&Wesson in meiner Hand. Gar nicht so übel. Schnell warf ich sie zusammen mit meinen anderen Waffen in meine Tasche, schnappt mir Haven und ging zum Wagen. Die Schüsse hatte mit Sicherheit jemand gehört. Es würde nicht lange dauern, dann stand die Polizei auf der Matte und bis dahin wollte ich auf jeden Fall weg sein. Unsere Taschen warf ich in den Kofferraum, Haven legte ich vorsichtig auf dem Rücksitz ab. Dann stieg ich ein und fuhr los. Ich hatte mittlerweile jegliche Hoffnung verloren, das Haven aufwachen würde, bevor ich sie Victor übergeben musste. Also musste ich es wohl oder übel drauf ankommen lassen.

„Ich komme Victor. Das wird dein Ende“, murmelte ich in freudiger Erwartung auf den bevorstehenden Kampf.

I want your deathWhere stories live. Discover now