Bonded

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Haven

Mit Tegan in meinen Armen, beobachtete ich den Sonnenaufgang. Im Laufe dessen legte Tegan sich neben mich und zog mich in seine Arme. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust, meinen Arm schlang ich um ihn. Gedankenverloren strich Tegan mir über Arm und Rücken. Ich fuhr meinerseits über seine neu tätowierte Brust.

Zwar glaubte ich zu wissen was das alles zu bedeuten hatte, aber ich wollte es mir nicht eingestehen. Das hier, Tegan und ich, das war einfach unmöglich. Außerdem hasste ich ihn. Naja, vielleicht hasste ich ihn nicht, aber von Sympathie konnte auch nicht die Rede sein, wenn man bedachte, was er mir angetan hatte und vermutlich noch antun würde. Aber war es wirklich so verwerflich, sich nach hunderten von Jahren Einsamkeit etwas Nähe zu wünschen, waren die Umstände auch noch so widrig? Etwas in meinem Inneren lachte laut auf. Wer sollte mich schon verurteilen? Ich war allein. Und Tegan konnte denken was er wollte, mich interessierte es nicht. Nicht wirklich.

„Haven? Du hast mir noch nicht geantwortet“, flüsterte Tegan mit kehliger Stimme.

Ich hob meinen Kopf, legte die Hand auf seine Brust und mein Kinn darauf ab. Nachdenklich sah ich in seine Augen. Ging es mir gut? Keine Ahnung.

„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

Besorgt zog Tegan die Augenbrauen zusammen. Er hob seine Hand an mein Gesicht, strich über meine Wange und sagte:

„Ich wollte das nicht.“

Ich legte den Kopf schief. Er wollte das nicht?

„Du wolltest mich nicht umbringen, aber verletzten wolltest du mich definitiv", stellte ich nüchtern fest.

Ein kleiner Funke Wut, glomm in meinem Inneren.

„Haven ich wollte nie …“

Er wollte es tatsächlich leugnen. Wie konnte er nur derartig dreist sein? Er wollte sich weiter verteidigen, als aus dem Funken ein Feuer wurde.

„Du hast selbst gesagt, dass du mich angreifen wolltest. Genau wie du mein Blut wolltest.“

Verärgert stand ich auf. Ich wollte weg. Da meine Möglichkeit dies bezüglich begrenzt war, wollte ich mich zumindest ins Bad flüchten. Leider machte mein Kreislauf mir einen Strich durch den dramatischen Abgang. Erstaunt hob ich die Hand an den Kopf. Irgendwie drehte sich alles.

Tegan bemerkte sofort das etwas nicht stimmte, sprang aus dem Bett, kam zu mir rüber und hielt mich an den Oberarmen fest.

„Hey“, murmelte er.

Obwohl ich mich fühlte, als würde ich gleich wieder in Ohnmacht fallen, riss ich mich von ihm los und verschwand mit meiner Tasche im Bad. Die Tür schloss ich hinter mir ab. Nicht das Tegan das aufhalten würde.

Noch immer wütend schälte ich mich aus meinen Klamotten, zog den gammligen Vorhang beiseite und stellte die Dusche an. Ich kramte den letzten Rest Shampoo und Duschgel raus, meine Zahnbürste und Pasta, stellte alles auf den Wannenrand und stieg unter den dünnen Strahl. Erst shampoonierte ich mir die Haare ein, dann schäumte ich meinen Körper ein und wusch das Blut, welches noch immer an einigen Stellen klebte, ab. Anschließend machte ich etwas Zahnpasta auf die Zahnbürste und schrubbte mir ausgiebig die Zähne. Als ich fertig war, wickelte ich mir ein Motelhandtuch um den Körper, eins um die Haare. Die leeren Tuben warf ich in den Müll, den Rest packte ich wieder ein. Gerade als ich mich über meine Tasche beugte um neue Anziehsachen raus zu holen, wurde mir erneut schwarz vor Augen und mit einem erschrockenen Aufschrei fiel ich auf den Boden. Fast im selben Augenblick brach Tegan die Tür auf und stürmte herein.

„Haven?!“

Ich sah ihn nicht an. Den Kopf in die Hände gestützt machte ich mir Gedanken über das, was hier los war.

„Haven? Was ist los?“, sagte Tegan dieses Mal leiser.

Er hockte sich neben mich und legte zögernd seine Hand auf meinen Kopf. Tja. Was war los? Keine Ahnung? So etwas war noch nie vorgekommen. Ich war schon überrascht, dass es auf Tegan scheinbar keine Auswirkungen hatte.

„Keine Ahnung“, murmelte ich.

Dazu fiel Tegan nichts ein.

„Steh erst mal auf.“

Er half mir dabei mich auf den Klodeckel zu setzten. Da ich ihn nicht ansehen wollte, sah ich auf meine Tasche. Ganz oben lagen einige Blutkonserven. Ohne es zu bemerken verwandelte ich mich und starrte hungrig auf die rote Flüssigkeit.

Tegan

Haven wich meinem Blick aus. Verdammt, ich wollte ihr doch nur helfen! Mit einem Mal verwandelte Haven sich und starrte auf das Blut in ihrer Tasche. Brauchte sie doch noch Blut? Warum hatte sie dann heute Nacht nicht mehr getrunken? Nicht ganz ohne mich zu fragen, ob es eine Falle war, griff ich nach einem Beutel, öffnete ihn und hielt ihn ihr hin. Mit hellblauen Augen besah sie die Konserve in meiner Hand. Sie griff danach, wobei sich unsere Finger streiften, führte sie an die Lippen und fing zögerlich an zu trinken. Die ersten Schlucke waren gierig, doch dann fing sie plötzlich an zu husten, spuckte das Blut im Waschbecken aus und übergab sich beinah.

„Was zum …?“, setzte ich an.

Weiter kam ich nicht. Haven schubste mich von sich, knallte die Badtür zu und lehnte sich von innen dagegen, sodass ich nicht mehr rein kam.

Haven

Mit aller Kraft, was zu diesem Zeitpunkt nicht viel war, lehnte ich mich gegen die Tür.

„Haven lass mich rein!“, brüllte Tegan von außen.

Nein. Auf keinen Fall durfte ich hin herein lassen. Gott, was passierte mit mir? Etwas Ähnliches war erst einmal vorgekommen. Damals als ich … scheiße!

Schnell zog ich mich an, stopfte alles in meine Tasche und ließ dann zu das Tegan die Tür öffnen konnte, welche ich währenddessen mit einem mentalen Befehl zugehalten hatte. Mit einem Knall flog die Tür auf und Tegan hinterher. Er packte mich, zog mich ins Zimmer und schubste mich aufs Bett.

„Du sagst mir jetzt was los ist!“, befahl er herrisch.

„Ich kann nicht Tegan!“

„Das ist mir egal! Du wirst!“

Mit diesen Worten holte er sein Silbermesser raus und hielt es mir unter die Nase.

„Wirklich?“, fragte ich entrüstet.

„Ja wirklich! Anders ist mit dir ja nicht zu reden! Also?“

Wütend funkelte ich ihn, mit meinen noch immer transformierten Augen, an. Er selbst, hatte sich ebenfalls längst verwandelt.

„Tegan, … ich schätze …. wir sind…. also…“, druckste ich herum.

„Wir sind was!?“

Ich holte kurz Luft, unnötig, aber dramatischer, sah ihn fest an und antwortete:

„Wir sind aneinander gebunden.“

I want your deathDonde viven las historias. Descúbrelo ahora