Pain

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Tegan

Zitternd richtete ich die Waffe auf die Gestalt die aussah wie Heaven.

„Tegan?“, erklang ihre Stimme.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das konnte nicht sein. Heaven war in meinen Armen gestorben. Langsam näherte sich das Phantom. Ich hob die Waffe und brüllte:

„Bleib zurück!“

Sofort verharrte sie an Ort und Stelle.

„Tegan ich bin es“, flüsterte die Illusion.

Nein. Das stimmte nicht. Sie ist tot. Sie liegt tot und kalt im Wald und sie würde nie mehr zu mir zurückkehren. Mich nie mehr berühren und nie wieder meinen Namen sagen. Wut, gemischt mit Trauer füllte mich vollkommen aus.

„Tegan. Du weißt dass ich es bin. Du hast mich gehört, in deinen Gedanken“, erklärte sie sanft und ging weiter auf mich zu.

‚Ich bin hier!’, erklang ihre Stimme in meinem Kopf.

Irritiert ließ ich die Waffe ein Stück sinken. Die Gestalt, von der ich noch immer nicht wusste, ob sie Einbildung, ein Trick oder wirklich Heaven war, überwand das letzte Stück zwischen uns und legte mir eine Hand auf die Brust.

„Du kannst mich fühlen. Genau hier“, flüsterte sie und sah mich mit Tränen in den Augen an.

„Heaven?“, flüsterte ich ungläubig.

„Ja, ja, ja“, murmelte sie und küsste mich ungestüm.

Sie hatte Recht. Ich konnte sie fühlen. In jeder Faser meines Körpers spürte ich sie und die Erleichterung, welche von ihr ausging. Tränen rannen über ihr Gesicht. Ich löste mich von ihren Lippen, hielt sie aber weiter im Arm. Vorsichtig, als könnte sie jeden Moment zerbrechen, streichelte ich über ihr Haar.

„Wie ist das möglich?“, flüsterte ich und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich bin mir nicht sicher“, murmelte sie und strich über meine Wange.

Plötzlich ertönte ein Heulen. Heaven sah zum Fenster. Ich fühlte dass sie Angst bekam. Wir liefen zum Fenster und sahen hinaus. Michael stand über Adrias Körper und heulte. Heavens Finger krallten sich in meine, da ich ihre Hand hielt.

„Ist sie …?“, fragte ich.

Heaven schüttelte den Kopf.

„Nein. Aber fast. Wir müssen gehen“, sagte sie bekümmert.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich werde ihn töten.“

Verzweifelt sah sie mich an. Ihre Angst wuchs.

„Tu es nicht Tegan. Er wird dich töten!“, flehte sie mich an.

Ich rang mit dem Wunsch Victor den Kopf abzureißen und dem Drang bei Heaven zu bleiben.

„Na schön“, willigte ich ein.

Heaven zog mich mit sich zur Tür. Wir durchschritten eilig das Büro und wollten zu der Treppe laufen, die aufs Dach führte. Kurz bevor wir die erste Stufe nehmen konnten, tauchte Victor hinter mir auf. Heaven beschleunigte ihre Schritte und zog mich gewaltsam mit sich. Mir war nie klar gewesen, wie stark sie war. Auf dem Dach deutete sie an den Rand.

„Spring!“, rief sie.

„Nicht ohne dich!“

Verzweifelt sah sie sich nach Victor um, der gerade in der Tür zum Treppenhaus erschien.

„Bitte Tegan“, flehte sie mich an.

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich lass dich nicht allein.“

Es war ohnehin zu spät. Victor trat uns gegenüber. Langsam kreisten wir auf dem Dach. Schützend stelle ich mich vor Heaven. Auf einmal stürmten ein dutzend Wölfe aufs Dach. Die bauten sich neben Heaven und mir auf. Wir blieben stehen. Victor auch. Er fixierte mich mit seinen transformierten Augen. Im nächsten Augenblick flog ich durch die Luft und blieb knapp am Rand des Daches liegen. Ich verwandelte mich ebenfalls, während mir übel wurde, da Heavens Angst mein Herz fest im Griff hatte. Michael nahm sofort meinen Platz vor Heaven an. Doch diese schüttelte den Kopf. Sie sah mich noch ein letztes Mal an, ehe sie auf Victor zutrat.

„Wir werden das ein für alle Mal beenden“, stellte sie mit kühler Stimme fest und schob sich an Michael vorbei.

Ich sprang auf und wollte zu ihr, doch die Wölfe ließen mich nicht. Wütend sah ich sie an.

Wir können dich nicht zu ihr lassen. Sie hat es uns untersagt’, knurrte Michael.

Es war offensichtlich, dass ihm der Befehl von Heaven genauso wenig schmeckte wie mir. Ich warf einen Blick zu Sonne, die mittlerweile aufgegangen war. Lange würde ich es nicht mehr auf dem Dach aushalten. Doch das war egal. Entsetzt musste ich mit ansehen, wie Heaven sich verwandelte und langsam auf Victor zu ging. Dieser lachte hysterisch auf.

„Du bist alt. Aber du bist mit Sicherheit nicht mächtiger als ich!“

Entschlossenheit ging von Heaven aus, als sie antwortete:

„Du hast Recht. Ich bin alt und ich bin das mächtigste Wesen auf dieser Erde.“

Ihre Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte klar fühlte dass sie die Wahrheit sagte. Victor hingegen war so von sich selbst überzeugt, dass er sie bloß dreckig angrinste.

„Ich weiß alles über dich, was es zu wissen gibt. Ich kenne deine Fähigkeiten. Auch wenn du sie nur selten eingesetzt hast, habe ich jedes Mal davon erfahren.“

Heaven schien überrascht, aber trotzdem war ihr Blick grimmig.

„Ich habe nie auch nur Ansatzweise mein volles Potenzial ausgeschöpft“, flüsterte sie bedrohlich.

Victor sah sie entsetzt an. Im nächsten Augenblick ging er unter Heavens Blick zu Boden. Er schrie unter den Schmerzen auf, die sie ihm verursachte.

I want your deathWhere stories live. Discover now