Kapitel 3

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Heute war Montag.

„Lily, Lumi, aufstehen!", schrie meine Mutter um viertel nach sechs nach oben.

Lumina, die natürlich schon wach war, schmiss mit voller Wucht ihr Kissen auf mich drauf und bekam mich so endgültig wach. Noch völlig verschlafen stieg ich vom Hochbett herunter und schlurfte in Richtung Bad. Plötzlich fiel mir ein, dass heute mein erster Tag an der neuen Schule war. Ruckartig war ich hell wach und rannte die letzten paar Schritte ins Bad. Hastig drückte ich die Klinke herunter, spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, zog mich rasch um und putzte mir die Zähne. Danach stürmte ich nach unten und setzte mich an den Esstisch.

Gerade als ich mich Platz nahm, kam Papa mit frischen Brötchen und Marmelade herein. Flott strich ich mir Butter und eine dicke Schicht Marmelade auf mein Brötchen. Vor lauter Hektik rutschte mir das Messer aus der Hand und fiel auf den Boden.

„Was machst du denn für einen Stress? Jetzt gehst du schön in die Küche, holst einen Lappen und wischst die Sauerei hier auf!", schimpfte Mama.

Sauer auf mich selbst ging ich in die Küche und tat, was Mama mir aufgetragen hatte.

„Ich freue mich schon so sehr auf die neue Schule, dass ich möglichst schnell fertig werden will!", verteidigte ich mich.

Über diesen Satz konnte Papa nur den Kopf schütteln, Mama jedoch freute sich natürlich, denn das war genau das, was sie gehofft hatte. Lumi saß ungewöhnlich still am Tisch und gab zu diesem Thema keine bissige Bemerkung ab, was alle sehr wunderte. Doch ich hielt lieber den Mund.

Eine halbe Stunde später ging ich neben Lumi her zur Bushaltestelle. Dort angekommen kam auch schon der Bus und wir stiegen schnell ein, um noch einen Platz zu ergattern. Tatsächlich bekamen wir gerade noch einen Zweier. Zum Glück war der Weg zur Schule nicht so lang, denn bereits nach ca. 15 Minuten verließen wir den Bus wieder, mit uns viele andere Kinder, die wahrscheinlich dasselbe Ziel hatten wie wir: Das Luisen-Gymnasium.

Da standen wir nun, vor dem Haupteingang der Schule mit unseren Zetteln in der Hand, in welches Klassenzimmer wir mussten.

Plötzlich wurde mir ziemlich mulmig. Ich kam mir vor, wie ein Koffer auf dem Fließband am Flughafen, der darauf wartete, von seinem Besitzer abgeholt zu werden. Aber dieses Herumstehen machte mich noch nervöser, als das Warten. Da ich die Selbstbewusstere von uns beiden war, packte ich Lumi am Arm und sagte:

„Komm, wir gehen erst einmal rein und dann schauen wir, wo wir hin müssen."

Also betraten wir das Gebäude. Die Halle, in die wir als erstes gelangten, war riesig. Gerade aus weiter führte eine breite und lange Treppe ins erste Stockwerk. Zu ihren beiden Seiten waren Gänge mit vielen unzähligen Türen, die sich hinter der Treppe verliefen.

Zu unserer rechten Seite hing an der Wand, man könnte fast schon Mauer sagen, eine Pinnwand aus Kork mit Dutzenden von Zetteln, Plakaten und Neuigkeiten. Zu unserer Linken gab es außerdem noch einen Flachbildfernseher, an dem man den aktuellen Vertretungsplan sehen konnte.

Mir blieb der Mund offen stehen. Doch meine Gedanken wurden von einer jungen Frau unterbrochen, die auf einmal vor uns stand. Schnell schloss ich meinen Mund wieder. Schließlich sollte es so aussehen, als wäre es ganz normal für mich, dass ich in einer Eingangshalle stand, die mindestens dreimal so groß wie unser Wohnzimmer war.

„Hallo, ich bin Frau Sommer, die Klassenlehrerin der 8b", begrüßte sie uns freundlich.

Okay, Lily, ganz cool bleiben, das ist deine Lehrerin.

Also begrüßte ich sie ebenfalls und nannte ihr meinen Namen. Lumi stellte ich auch gleich mit vor. Frau Sommer studierte kurz unsere Zettel und gab uns dann klare Anweisungen.

Lilys Leben - meine Geschichte Where stories live. Discover now