Kapitel 6

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„Und wo ist das jetzt nochmal?", fragte ich Clara verzweifelt.„Also hier vor mir ist die Sparkasse und links neben mir ein Brunnen."

Leise hörte ich Clara durch das Telefon lachen. „Lily, das Emily's ist direkt hinter dir!"

Verwundert drehte ich mich um und sah Clara vor einem rosa bestrichenen Gebäude winken. In großer roter Leuchtschrift stand darüber Emily's geschrieben. Das war wieder mal typisch ich. Meine Orientierung in fremden Städten war echt schlecht.

Verärgert über mich selber legte ich auf und steuerte auf das Café zu. Gemeinsam gingen wir nach drinnen. Clara wollte mich schon weiterziehen, doch ich blieb wie angewurzelt stehen. Das hier war definitiv der schönste und gemütlichste Ort, den ich hier in Düsseldorf je gesehen habe.

Die Wände waren in rosa gestrichen und überall klebten Wandtattoos mit schönen Sprüchen. Die Sitzgelegenheiten bestanden nicht aus spießigen Tischen und Stühlen, sondern mit gemütlichen Sofas in allen möglichen Farben. Am Ende vom Raum war eine Theke angebracht, wo man sich seine Kuchen und Muffins abholen oder etwas bestellen kann. Über der Theke hang eine große Wandtafel, auf der mit Kreide die Speisekarte angeschrieben war.

„Komm, Lily, da drüben ist noch was frei", riss Clara mich aus meinen Gedanken.

Sie zog mich an ein pinkes Sofa mit Holztisch, das unter einem Wandtattoo mit dem Spruch Liebe ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt stand.

Mit einem Seufzen ließen wir uns darauf fallen. Es fühlte sich genauso weich an, wie es aussah. Zufrieden lehnte ich mich zurück und schloss die Augen.

„Was möchtest du bitte bestellen?", fragte jemand, ich schreckte hoch und schaute in die Augen der Bedienung.

Erwartungsvoll setzte sie ihren Stift auf den Block in ihrer Hand ab.

„Äh, ja, eine dunkle Schokolade mit Sahne, bitte."

Verlegen spürte ich, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Clara bestellte noch ein Wasser und holte danach ihr Handy heraus. Mit zusammengekniffenen Augen las sie angespannt eine Nachricht.

„Oh Mann, diese treulosen Tomaten! Lily, wir haben ein Problem", rief Clara.

Fragend schaute ich sie an. „Was ist?"

„Nico und Tim haben abgesagt. Ihnen ist etwas Wichtiges dazwischengekommen. Toll, dann bringt es für uns beide aber auch nichts mehr, wenn wir noch mit dem Projekt anfangen."Clara sah das alles viel tragischer als ich.

„Dann mache wir und halt einfach einen schönen Mädchen-Nachmittag, trinken unsere Sachen und essen noch ein Stück Kuchen."

Doch Clara ließ sich nur schwer überreden. „Nein, wir müssen uns zumindest den Stadtteil überlegen. Wir müssen...!"

„Clara! Jetzt schalt doch mal ab! Das Projekt läuft uns nicht davon!"

Langsam nickte sie. „Okay, du hast Recht."

„Ja, ich weiß", stimmte ich ihr zu.

„Gut. Also, hast du schon angefangen, für die Mathe-Schulaufgabe zu lernen. Die soll echt schwer werden, hat er gesagt. Aber zieh dir einfach ein Oberteil mit weitem Ausschnitt an, dann bekommst du locker eine gut e Note!", ratterte Clara runter.

„Mist! Die Schulaufgabe! Die habe ich total vergessen! Und ich habe auch nur noch drei Tage zum Lernen Zeit! Clara du musst mir unbedingt helfen!", rief ich verzweifelt.

Lilys Leben - meine Geschichte Where stories live. Discover now