Kapitel 14

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Gähnend krame ich meine Materialien zusammen und erhebe mich langsam von meinem Platz, um endlich aus diesem Raum zu verschwinden. Mein Kunstlehrer ruft noch irgendetwas in die Klasse, doch niemand scheint sich dafür zu interessieren oder ihm gar zuzuhören, weswegen ich es den anderen nachtue.

Übrigens, - aus meiner erhofften entspannten Stunde wurde nichts. Denn Mr. Springfield hat mich immer wieder drangenommen und hat mir keine Sekunde Ruhe gegönnt. Noch nicht einmal ein Nickerchen konnte ich halten und auch wenn das kindisch klingt, ich nehme es ihm wirklich übel.

»Ariana.«, ertönt eine sanfte Stimme dicht neben mir, die mich zum innehalten bringt.

Überrascht mustere ich Ben, der nun vor mir steht und mich nach einem kurzen durchschnaufen freundlich anlächelt. Während er mich also einfach nur ansieht, hebe ich meine Brauen und versuche herauszufinden, warum er mich angesprochen hat und was ich nun darauf erwidern könnte.

Ein einfaches Hallo wäre komisch, da ich sonst nicht mit ihm spreche. Ich dachte das letztens war eine Ausnahme, weswegen es mich vollkommen irritiert, dass er nun abermals vor mir steht und mich aus seinen hellen grünen Augen mustert.

»Ben...«, entgegne ich dann murmelnd und nicke ihm kaum merklich zu.

Oh Gott, ich mache mich langsam zum Affen. Und verdammt, warum mustert er mich so?

Das ist kaum auszuhalten!

»Ich wollte dich fragen, ob alles gut ist.« Seine Worte und die Ehrlichkeit mit die er sie ausspricht, lassen mich stutzig werden. Okay, ich bin nun glaube ich an dem Moment angekommen, an dem ich absolut nichts mehr verstehe.

Sind wir nun sowas wie Freunde? Weil wir einmal miteinander gesprochen haben? Gut, kann sein, dass das einpaar mehr Male waren, aber so richtig kann man eigentlich nur das Gespräch von der letzten Stunde dazuzählen.

»Mir geht's super.«, versichere ich ihm nach einigen Sekunden der Stille halbwegs überzeugt. Meine Mundwinkel fangen an zu zucken und ein schwaches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Komischerweise finde ich sein Verhalten niedlich, auch wenn ich mich erst einmal daran gewöhnen muss. Sowas kenne ich eben nicht. Jungs zeigen in der Regel nicht besonders viel Interesse an mir und das mich jemand aufhält, um mich zu fragen wie es mir geht, kommt noch seltener vor.

»Sicher?«, hakt er weiter nach, was mein Lächeln breiter und den verdutzten Ausdruck auf meinem Gesicht größer werden lässt.

Ich nicke. »Alles gut, wirklich.«

»Das beruhigt mich, denn du hast im Unterricht die ganze Zeit lang so geschaut, als wenn du am liebsten aufspringen und Mr. Springfield oder aber auch Amanda töten würdest.«, lacht Ben und ich kann nicht anders, als mit einzusteigen.

Ich scheine Ben vollkommen falsch eingeschätzt zu haben, denn er ist garnicht der in sich gekehrte Spießer, der nur auf Äußeres Wert legt. Er ist humorvoll, sieht gut aus und sorgt sich um die Menschen in seinem Umfeld, was mich echt beeindruckt.

»Wenn ich ehrlich sein soll, war ich auch kurz davor...«, bringe ich nach einigen Sekunden prustend hervor. Ben grinst breit und wir laufen zusammen den Gang entlang, als wäre es selbstverständlich und als wären wir schon Ewigkeiten befreundet.

»Malia ist doch deine Freundin, oder?«, fragt Ben plötzlich und reißt mich somit aus meiner Gedankenwelt.

Überrascht sehe ich zu ihm und nicke. »Ja, Malia ist meine beste Freundin. Warum fragst du?«, erwidere ich dann neugierig.

»Malik redet oft über sie.«, antwortet Ben und ich kann nicht anders, als innerlich einen kleinen Freudeschrei abzulassen.

»Ist das so?« Grinsend sehe ich zu Ben auf, der mir intensiv entgegenblickt. Dann nickt er und ich freue mich noch mehr für Malia. Ich wusste doch, dass Malik genauso sehr auf sie steht, wie sie auf ihn.

»Behalt das bitte für dich, aber es kommt mir manchmal sogar so vor, als wäre er von ihr besessen.«, scherzt Ben und bringt mich somit erneut zum Lachen.

Seit wann lache ich so viel in der Schule?

»Ich verrate dir auch etwas - und zwar denke ich, dass Malia ebenso besessen von ihm ist. Aber das bleibt unter uns.«, flüstere ich verschwörerisch und beuge mich noch ein Stück zu ihm nach vorne.

Erst als er sich lachend ein Tablett schnappt, bemerke ich, dass wir uns bereits in der Cafeteria befinden. Oh man, vor lauter lachen habe ich anscheinend gar nichts mehr in meinem Umfeld wahrgenommen.

»Du kannst übrigens wirklich schön zeichnen.«

Verwirrt sehe ich wieder zurück zu Ben, der mich aus hellen Augen mustert. Es dauert einige Sekunden, bis ich sein Kompliment so richtig verstehe und widerwillig erröte. »Danke.«

Einige Sekunden herrscht eine komische Stille zwischen uns, die ich breche, sobald ich Malia an unserem altbekannten Tisch sitzen sehe. Sobald sie mich ebenfalls erblickt winkt sie mich zu sich rüber, was ich mit einem schnellen Nicken quittiere.

»Ich geh dann mal zu meiner Freundin Malia«, sage ich gedehnt und betone ihren Namen belustigt, »Wir sehn' uns.«

Ohne auf etwas seinerseits zu warten, drehe ich mich lächelnd um und steuere auf Malia zu, die grinsend zu Ben und dann wieder zu mir sieht. Als ich vor ihr ankomme, lasse ich mich auf meinem Stammplatz nieder und seufze erschöpft.

»Wow, ihr habt aber miteinander geflirtet.«, säuselt Malia und wackelt anzüglich mit ihren Augenbrauen.

Sobald ich ihre Worte so richtig verdaue, weiten sich meine Augen entsetzt und ich schüttle hastig den Kopf. »Was? Nein! Wir haben nur mit einander gesprochen, mehr nicht.«, versichere ich ihr ernst.

Malia grinst weiterhin wissend. »Das sah aber nicht nach nur sprechen aus. Und ich schätze, Edon scheint da auch meiner Meinung zu sein...« Sie lässt den Satz offen in der Luft hängen, was mich nur noch mehr irritiert.

»Wie kommst du jetzt auf Edon?«, frage ich stirnrunzelnd.

»Wie ich auf ihn komme? Na er hat die ganze Zeit vollkommen gebannt zu euch gesehen.«, antwortet Malia vollkommen entrüstet und so langsam verstehe ich gar nichts mehr.

»Das... das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht hat er ja nur nachgedacht.«, murmle ich unsicher und knabbere dabei fieberhaft auf meiner Unterlippe herum. Ich versuche uninteressiert zu klingen, was mir wahrscheinlich total misslingt.

»Und ob das was zu bedeuten hat und das weißt du auch. Er schaut sogar jetzt noch zu dir.«

Meine Augen weiten sich erschrocken und ich drehe mich sofort um... und tatsächlich, - Edon sieht genau zu mir, seine Brauen sind zusammengezogen und ich kann etwas in seinen Augen funkeln sehen, dass ich nicht genau beschreiben kann, doch eines weiß ich genau, es ist nicht gut für mein Herz, das augenblicklich anfängt schneller zu schlagen.

Meine Wangen fangen an zu brennen und ich bekomme beinahe keine Luft, - so intensiv ist sein Blick, der die ganze Zeit über auf mir ruht.

Als Edon bemerkt, dass auch ich zu ihm sehe, dreht er sich ruckartig zurück zu seinen Freunden. Ich versuche es ihm nachzutun, doch als ich sehe, dass Malia immer noch breit grinst, steigt mir erneut Unbehagen hoch.

»Hab ich doch gesagt.«, ruft sie erfreut und greift nach einer Pommes, die sie sich in den Mund stopft.

Ich wiederum sehe wie versteinert auf meine Hände und versuche zu realisieren, was soeben geschehen ist. Edon hat tatsächlich zu mir geschaut. Oder eher zu mir gestarrt. Und verdammt, allein der Gedanke daran erwärmt mein Herz. Doch eine Sache verstehe ich dennoch nicht: Wieso? Wieso hat er zu uns geschaut und warum wirkte er dabei so nachdenklich?

A/N:

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Casanova ✓Where stories live. Discover now