Kapitel 45

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Ariana

Another love - Tom Odell

»Das geschah alles noch in der selben Nacht. In dieser Nacht fiel Mum ins Koma. Es soll gleich nach meinem Verschwinden passiert sein. Nachdem ich abgehauen bin, ist Dad auch gegangen und hat Mum alleine im Haus zurückgelassen. Ich wusste nicht, dass sie alleine war.... Ich... ich dachte, Mace wäre dort. Doch am nächsten Morgen hat sich herausgestellt, dass es es nicht war. Er hat anscheinend im Studentenheim übernachtet...«

Während ich spreche, hört Edon mir aufmerksam zu, was alles einwenig leichter macht. Zu erzählen, was damals geschah, ist so, als wenn ich alles wieder in meinen Gedanken aufleben lassen würde. Es ist beinahe so, als würde ich es aufs neue erleben und das ist verdammt schwer.

Du schaffst das, Ariana.

Ich nicke mir selbst zu und atme tief durch. Wenn ich es bis hierhin geschafft habe, dann werde ich es auch zu Ende erzählen können.

Ich spüre, wie Edon sachte meine Hand drückt. Er möchte mir zeigen, dass ich nicht alleine bin, und dafür bin ich ihm unglaublich dankbar. Ich schlucke schwer, ehe ich fortfahre. »Die restliche Nacht habe ich genau hier auf dieser Bank verbracht. Ich habe die ganze Zeit über wachgesessen und habe überlegt, was ich nur tun könnte. Nach langem überlegen bin ich am Morgen danach wieder zurückgegangen, doch als ich die ganzen Polizisten und den Krankenwagen gesehen habe, bin ich panisch geworden. Ich hatte Angst. Irgendetwas schlimmes musste passiert sein....« Ich halte kurz inne, um mir über die Augen zu fahren, denn ich kann garnicht aufhören, zu weinen.

»Du kannst dir garnicht vorstellen, wie heilglücklich ich war, als Mace mir entgegengelaufen kam und mich fest in die Arme genommen hat. Für einen Moment habe ich nämlich gedacht, ihm sei etwas zugestoßen... - Oh Gott, ich war so glücklich..« Ich erinnere mich an das Gefühl der Erleichterung, das meinen Körper durchflutet hat, »Als dann jedoch zwei Sanitäter eine Frau aus dem Haus trugen, wurde mir ganz schlecht. Nach dem zweiten Blick stellte sich nämlich heraus, dass es sich bei der Frau um meine Mutter handelte. Es war kein Unfall, Edon. Sie ist an einer Überdosis ins Koma gefallen. Sie... sie hatte versucht, sich das Leben zu nehmen.«

Ein Schluchzer verlässt meinen Mund, den ich abfange, doch Edon greift auch nach dieser Hand und zieht mich gleich darauf wieder zu sich, um mich in den Arm zu nehmen. Sein Herzschlag beruhigt mich und seine Nähe hat eine beruhigende Wirkung. Ich kann nicht genau sagen, wie er es macht, doch nach einigen Minuten höre ich auf zu weinen und kann wieder richtig Luft kriegen.

»Es war wirklich schrecklich... ich.. ich kann mich daran erinnern. Die ganzen Polizisten...« Edon bricht ab und seufz, »Aber das erklärt immer noch nicht, was du damit zutun hattest, Ariana. Ich verstehe immer noch nicht, warum du sagst, dass es deine Schuld war, wenn doch deine Mutter diejenige war, die sich bewusst überdosiert hat.«

Ich sehe Edon in die Augen und schüttle schwach den Kopf. »Verstehst du es denn immer noch nicht? Meine letzten Worte zu ihr waren: Es wäre besser, wenn du nicht mehr da wärst. Ich habe diesen Satz laut geschrien und sie dabei angesehen, als wenn sie das letzte Stück dreck wäre! Als wenn sie es nicht wert wäre, leben zu dürfen. Ich weiß genau, dass sie es wegen mir getan hat. Weil... weil ich sie verletzt habe...«

»Ariana.«, beginnt Edon, doch ich sehe ihn nicht an. Ich schäme mich einfach viel zu sehr. Denn ich habe meine eigene Mutter auf dem Gewissen. »Hey... sieh mich an.« Edon greift nach meinem Kinn und drückt es sachte in die Höhe, damit ich ihm in die Augen sehe. Und in diesen sehe ich nicht wie erwartet etwas abwertendes oder verurteilendes, sondern nichts weiter als Zuneigung und Liebe, was ich einfach nicht glauben kann. Ich meine, wie kann er mich nach all dem immer noch so ansehen, als wäre ich ein guter Mensch? Als.. als wäre ich etwas besonderes? Etwas schönes?

Casanova ✓Where stories live. Discover now