Kapitel 31

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Ariana

Nachdem ich eine Viertelstunde damit verbracht habe, vor meinem Kleiderschrank zu stehen und zu überlegen, was ich nur anziehen könnte, endet es wie erwartet in einem halben Nervenzusammenbruch. Denn ich habe bemerkt, dass ich nichts schlichtes habe, das gleichzeitig auch schön aussieht.

Und genau das würde ich nun wirklich dringend brauchen.

Denn ich will eigentlich nur zu meinem Nachbarn. Ich will ihm eigentlich nur beim lernen helfen. Und genau deshalb muss es auch so aussehen, als hätte ich mir nicht besonders viel Mühe fürs äußere gemacht. Gleichzeitig soll ich aber auch besser aussehen, als sonst. Und das ist eben das schwierige an der ganzen Sache.

Ich seufze frustriert.

»Warum hab ich nur nichts zum anziehen..«, murmle ich bedrückt, denn nun übermannen mich die Zweifel und ich würde alles dafür tun, um so aussehen zu können wie einige andere Mädchen in meinem Alter. Zum Beispiel Malia. Oder sogar Amanda. Die beiden sind wunderschön. Mit und ohne Schminke. Sie sehen immer gut aus. Sogar in Jogginghose und schlabbershirt.

Sie sind eben genau das Gegenteil von mir.

Ich schlage mir frustriert die Hände vors Gesicht und lasse mich dann in meinem Bett zurückfallen. Ich bin schlichtweg überfordert. Denn ich habe nur noch weniger als eine Stunde Zeit, um mich fertig zu machen. Edon erwartet mich in genau 42 Minuten bei sich.

Alleine werde ich das niemals schaffen.

Ich brauche Hilfe...

Ich brauche Malia.

***

»Ich glaube es war doch keine so gute Idee, dich herbestellt zu haben.«, entkommt es mir, als ich Malia zehn Minuten später die Tür aufhalte und sie sich mit einer XXL Tasche an mir vorbeidrückt.

Sie schnappt hörbar nach Luft. »Hey! Das war die absolut beste Idee die du hattest und wahrscheinlich auch jemals haben wirst. Ich bin nämlich vorbereitet. Und du wirst am Ende absolut zufrieden sein, glaub mir!«

Ich seufze ergeben und folge ihr die Treppen hoch in mein Zimmer. Gottseidank muss Mace heute länger im College bleiben. Denn wenn er uns nun so gesehen hätte, dann würde er sicherlich merken, dass irgendetwas vorgeht.

Und er würde keine Ruhe lassen, bis ich ihm erzähle, was hier vorgeht.

Und das wäre mein Ende.

Ich schließe die Tür hinter mir und sehe dann zu Malia, die bereits zwei verschiedene Oberteile in der Hand hält. Doch sie sehen beide nicht gerade schlicht aus. Sowas würde ich ja noch nicht einmal auf einer Party anziehen.

»Und? Wie findest du die?«

»Niemals.« Ist meine schlichte Antwort, die sie glücklicherweise ohne große Widerrede akzeptiert.

Malia nickt, lässt die Oberteile einfach fallen und sucht dann weiter in ihrer Tasche rum. Als nächstes kommt ein echt schönes langärmliges Shirt zum Vorschein. Es strahlt in einem hellen blau und hat an den Ärmeln süße Schleifen.

»Das ist toll. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.«, entgegne ich begeistert und sehe mir das Oberteil genauer an. Das habe ich bisher noch nicht einmal an ihr gesehen.

Malia grinst entzückt. »Ich wusste genau, dass du dich dafür entscheiden würdest.«

Ein Lachen verlässt meine Kehle. »Und warum zeigst du mir das dann nicht als erstes?«

Sie zuckt mit den Schultern. »Ich hatte Hoffnung, dass du vielleicht doch eines der ersten nimmst und Edon wortwörtlich die Sprache verschlägst. Aber mit dem blauen gebe ich mich auch zufrieden.«

Ich ziehe beeindruckt eine Braue in die Höhe. »Clever.«

»Das bin ich doch immer.«

Ich lache erneut amüsiert auf. Malia ist echt unverbesserlich.

»Und jetzt zu deiner Hose.«, fährt sie fort und klatscht einen Moment später erfreut in die Hände. »Nein warte, ich hab genau das richtige!«

Es dauert keine Sekunde, da hält sie plötzlich einen engen grauen Rock in die Höhe, der ungefähr bis zu meinen Knien gehen würde. Ich sehe Malia an, dann den Rock und letztendlich wieder ungläubig in die Augen meiner Freundin. »Das ist doch nicht dein Ernst? Ein Rock?«

Malia sieht mich an, als wäre nichts dabei. »Ja, ein Rock. Du bist schließlich ein Mädchen und musst deine Reize nutzen. Und bei dir sind diese eben deine langen Beine, für die dich echt jeder beneidet.«

Ich ziehe die Stirn kraus. »Ich denke nicht, dass das optimal wäre. Ein Rock wäre einfach zu viel. Edon würde doch sofort bemerken, dass ich mich herausgeputzt habe.«

Das meine Beine alles andere als beneidenswert sind, lasse ich jetzt einfach aus. Ich habe nämlich keine Lust auf eine endlange Unterhaltung.

Malia grinst verschmitzt. »Dafür habe ich schon eine Lösung gefunden.«

»Lösung?«

Malia nickt verschwörerisch. »Falls er dich fragt, sagst du einfach, dass du danach auf ein Date gehst. Zum einen kannst du dich dann ohne sorgen herausputzen und kannst Edon gleich auf die Probe stellen. Vielleicht bemerkt der Idiot ja endlich, dass ihm etwas an dir liegt.«

Ich starre Malia einige Sekunden einfach nur an, ehe ich leise seufze. »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist...«

»Natürlich! Das ist eine super Idee!«

Ich schlucke. »Und was ist wenn er nicht reagiert? Oder noch schlimmer, was ist, wenn er mich fragt, mit wem?«

Malia zuckt mit den Schultern. »Dann improvisierst du einfach.«

»Ich denke...-«

»Nein, hör auf mit dem denken. Tu es einfach.«, unterbricht mich Malia ernst. »Vertrau mir, Arianna.«

Ich lege den Kopf in den Nacken und atme tief durch. Dann sehe ich wieder zu Malia und gebe zu meiner eigenen Überraschung nach. »Du hast recht. Ich hab ja sowieso nichts zu verlieren.«

Sie fängt an zu strahlen, zieht mich in die Arme und drückt mich dann keine Sekunde später wieder von sich. »Super! Dann fange ich jetzt sofort an, dich hübsch zu machen. Damit meine ich das volle Programm! Gesicht, Haare, Schmuck... oh man, du wirst atemberaubend aussehen!«

Meine Augen werden groß, während ich ihr dabei zusehe, wie sie total optimistisch nach ihren Schminksachen greift.

Gott, bitte steh mir bei.

Bitte mach, dass Malia nicht übertreibt.

Und bitte... bitte mach, dass Edon einsieht, dass er etwas für mich empfindet. Egal wie klein dieses etwas auch ist. Denn ich will einfach nur eine Chance haben. Eine einzige Chance, um meinen Gefühlen endlich freien Lauf zu lassen.




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