Kapitel 17

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| Ariana |

Es kommt mir so vor, als würden wir eine ganze Ewigkeit so dastehen. Mitten im schwach beleuchteten Flur, in dem es vollkommen still ist. Außer meinen regelmäßigen Schluchzern ist nichts zu hören, was darauf hindeutet, dass Mace wahrscheinlich schon am schlafen ist. Doch das ist auch gut so. Denn das Letzte was ich nun wollen würde ist, dass auch er mich so sieht.

So verzweifelt... und gebrochen.

Und das alles nur wegen ihr.

Meine Brust bebt unter meinen tiefen Atemzügen, doch ich lasse mich nicht davon beirren und rücke näher an Edon, der seinen Griff um mich verstärkt. Es ist ein mehr als nur atemberaubendes Gefühl, in seinen Armen zu liegen. Es fühlt sich an, als ob mir nie mehr etwas zustoßen könnte und als ob ich nie mehr Angst davor haben brauche, Sorgen empfinden zu müssen.

Keine einzige Art von Sorgen.

Und schon garnicht diese.

Ein weiterer Schluchzer entweicht meiner Kehle und mit diesem übermannen mich plötzlich tausend Zweifel.

War es wirklich eine gute Idee, vor Edon nachzugeben? Vielleicht denkt er nun, ich wäre schwach, was mit das Letzte wäre, was ich will. Auch wenn es sich toll anfühlt, endlich alle Tränen rauszulassen, die schon so lange an die Oberfläche gelangen wollten und alles Leid loszulassen, dass ich über Monate lang in mich hineingefressen habe. Ich hätte nicht schwach werden dürfen. Nicht jetzt. Nicht hier.

Und schon garnicht vor Edon.

Ich wische mir mit einer schnellen Handbewegung über meine feuchten Wangen und trete schweren Herzens einen Schritt zurück. »Tut mir leid.. ich... ich wollte nicht..«

»Nein, Ariana. Entschuldige dich nicht.«, unterbricht mich Edon, der mit zusammengezogenen Augenbrauen auf mich herabsieht. Seine Augen glühen, während er den Abstand zwischen uns wieder verringert, indem er einen Schritt auf mich zutritt, »Ich bin immer für dich da, hörst du? Immer.«

Schluckend senke ich meinen Blick wieder und versuche mich, - oder eher gesagt mein viel zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen, dass mir buchstäblich aus der Brust springen will. »Ich weiß das du für mich da bist, aber ich hätte.. ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen. Bitte vergiss einfach, was passiert ist.«, bringe ich dann schweratmend hervor und presse meine Lippen zu einer graden Linie zusammen.

Ein Blick in Edon's Augen genügt, um zu wissen, dass er vollkommen verwirrt ist. »Ari, du brauchst dich nicht dafür schämen. Jeder hat mal einen Rückfall. Ich bewundere dich dafür, dass du überhaupt so lange stark geblieben bist.. du.. dafür darfst du dich nicht schämen!«

Meine Finger zittern wie verrückt und es ist schwer, mich auf den Beinen zu halten. Ich nehme mir seine Worte zu Herzen, denn verdammt ja, er hat recht. Ich sollte mich nicht dafür schämen. Ich sollte meine Gefühle nicht vor meinen Freunden und meiner Familie verbergen, aber ich tue es dennoch. Denn ich kann einfach nicht anders.

»I-ich glaube, ich sollte jetzt lieber schlafen gehen..«, wispere ich nach einigen weiteren Sekunden der Stille und versuche mich zu sammeln, was schwerer gesagt als getan ist.

Mit einem Klos im Hals hebe ich meinen Kopf wieder und sehe Edon in die Augen. Etwas intensives funkelt in ihnen und es scheint, als würde alles plötzlich keine Rollen spielen. Als würde die Welt aufhören sich zu drehen und als würde mein Herz nicht in all den schlechten Erinnerungen ertrinken.

»Falls du denkst, dass ich jetzt gehe, hast du dich geschnitten. Ich lasse dich nicht alleine, Ariana.« Während Edon spricht sieht er fest entschlossen zu mir. In meinem Magen fängt es an wie verrückt zu kribbeln und ich verstehe zum ersten Mal das Sprichwort Schmetterlinge im Bauch.

Casanova ✓Where stories live. Discover now