Kapitel 58

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Ariana

Als ich am Abend die Haustür aufschließe, geht es mir um einiges besser. Die letzten Stunden, die ich zusammen mit Edon verbracht habe, haben mir einfach gut getan. Es hat gut getan mit ihm zu reden, ihn zu berühren und einfach nur seine Nähe zu spüren.

Doch leider wurde es irgendwann Zeit nach Hause zu gehen und ich wusste, was mich dort erwarten würde.

Ein wütender Mace.

Doch zu meiner Überraschung sieht er, als ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen lasse und er im nächsten Moment im Flur erscheint, nicht wütend, sondern vielmehr besorgt aus.

»Hey

Meine Stimme bricht das Schweigen und Mace schluckt merklich, dass erkenne ich selbst durch den Abstand zwischen uns.

»Du bist da.«, stellt er nüchtern fest.

Ich beiße mir fest auf die Zunge, denn diese Situation hätte nicht unangenehmer sein können. Gott, ich glaube sogar für einen Moment, es wäre leichter, wenn er wütend wäre, denn dann würde er mich jetzt anschreien und wir könnten uns streiten, anstatt diese peinliche Stille über uns ergehen zu lassen.

»Es tut mir leid«, hauche ich ehrlich. Nichts tut mir mehr leid, als das ich Mace angelogen habe. Nicht einmal die Sachen, die ich Dad an den Kopf geworden habe. »Es tut mir wirklich unendlich leid.«

Mace schüttelt den Kopf. »Das braucht es nicht. Du hast es mir ja gesagt. Und ich kann verstehen, warum du es bis kurz vor dem Treffen verheimlicht hast. Ich kenne mich selbst ja gut genug.« Zum Schluss hin verlässt ein Lachen seine Kehle, doch es ist kein glückliches.

Ich seufze erschöpft. »Du hast das wirklich nicht verdient, Mace. Du bist ein toller Bruder.«

Er schüttelt erneut den Kopf. »Nicht toll genug.«

Ich lächle traurig und gehe die letzten Schritte auf ihn zu, um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Er legt sofort die Arme um mich und ich fühle mich ein Stückchen besser. Denn es tut gut, zu wissen, dass er es mir nicht allzu übel nimmt.

Und das, obwohl er alles recht dazu hätte.

»Wie war das Treffen eigentlich?«, fragt Mace, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben und gerade dabei sind, in die Küche zu laufen. Mace greift nach einem Glas und schüttelt mir Wasser ein. Ich nehme es dankend an, trinke zwei große Schlücke und lege das Glas dann auf der Platte ab.

Ich senke meinen Blick unsicher und visiere für einen Augenblick den Fußboden. Ich schäme mich, Mace noch nicht einmal sagen zu können, dass es gut lief. Es kommt mir so vor, als hätte ich es ihm ganz umsonst verschwiegen. Denn es hat sich nicht gelohnt. Dad und ich sind uns nicht sonderlich näher gekommen, im Gegenteil.

Ich habe erst jetzt bemerkt, wie unglaublich angepisst ich bin.

»Um ehrlich zu sein nicht halb so gut, wie ich gehofft habe.«, antworte ich wahrheitsgemäß und kann mir nicht weiterhelfen, als ich zu Mace luge, ganz einfach um zu sehen, wie er reagiert.

»Das ist wirklich schade.«

Überrascht über seine Antwort öffne ich meinen Mund. »Ich... ich dachte eigentlich, dass du es garnicht gut heißt, dass ich mich mit ihm getroffen habe.«

Mace nickt schwach, doch schüttelt im nächsten Moment den Kopf. Er selbst scheint total verwirrt zu sein. Doch ich kann es ihm nicht verdenken. »Auf der einen Seite ist da die Wut auf ihn, und auf der anderen Seite die Liebe. Er ist unser Vater, aber er hat uns beide enttäuscht. Und damit kann ich einfach nicht umgehen.«, erklärt er so kurzgebunden wie möglich.

Casanova ✓Where stories live. Discover now