20.

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• Ruelle -  I Get To Love You •

Stöhnend ziehe ich mir die Decke über den Kopf, als grelle Sonnenstrahlen durch die Jalousien in mein Zimmer scheinen. Mein Körper fühlt sich so schwer an, dass ich mich gar nicht bewegen möchte. 

Ich will mich gerade im Bett drehen, als mir bewusst wird, dass ich nicht alleine hier liege. Jemand hat von hinten die Arme um mich geschlungen.

Erschrocken reiße ich die Augen auf. Ich ziehe scharf die Luft ein, doch noch bevor ich in Panik ausbrechen kann, strömen die Erinnerungen an gestern Nacht auf mich ein. 

Yashar.

Alkohol.

Atlas.

Nachdem wir geredet haben, hat Atlas mich nach Hause getragen. Er schien noch recht bei Sinnen zu sein, obwohl er ebenfalls getrunken hat. Ich dagegen konnte kaum noch die Augen aufhalten, geschweige denn laufen, stattdessen hing ich wie ein sabbernder Sack Kartoffeln an seinem Rücken.

Wenn er mich nicht jedes Mal wach gehalten hätte, sobald sich meine Augen geschlossen haben und ich zur Seite gerutscht bin, wäre ich wahrscheinlich irgendwann kopfüber auf dem Asphalt gelandet. Und das wäre wirklich nicht schön gewesen.

Nachdem meine Mutter mich wütend angefunkelt hat und mir erstmal eine halbe Ewigkeit einen Vortrag über Alkohol und seine Risiken vorgetragen hat, hat sie Atlas und mich nach oben geschickt. Es war viel zu spät, also ist Atlas hier geblieben. Meine Mutter hatte ihm wieder einen Schlafplatz auf dem Boden neben meinem Bett zurecht gelegt, aber sobald sie in ihrem Zimmer verschwunden ist, habe ich ihn angefleht nach oben zu mir ins Bett zu kommen. Ich habe seine Nähe einfach gebraucht. Atlas ist mein Ruhepol. Ich brauche ihn einfach nur zu sehen, seine Stimme zu hören oder seine Berührungen zu spüren und schon scheint es mir gleich viel besser zu gehen.

Als mir bewusst wird, dass das Atlas' Körper ist, der da an meinem Rücken klebt, wird mir augenblicklich warm. Mein Herz klopft schneller, als mir lieb ist. Am liebsten würde ich mich aus seinem Griff winden und ihn von mir schubsen. Was seine bloße Anwesenheit mit meinem Körper anstellt, kann nicht gesund sein. 

Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Mein Wecker würde sowieso in zehn Minuten klingeln, also bringt es nichts, zu versuchen noch einmal einzuschlafen. Außerdem muss Atlas hier weg und sich wieder auf den Boden legen, bevor meine Mutter reinplatzt, was sie so gut wie jeden Morgen tut. Meistens noch ohne anzuklopfen.

»Hey«, sage ich leise und stupse ihn in den Bauch. Viel Bewegungsmöglichkeit habe ich nicht gerade. Er stöhnt leise, drückt sein Gesicht an meinen Rücken und murmelt irgendetwas Unverständliches vor sich hin. 

Mir fällt gar nicht auf, dass ich den Atem angehalten habe, bis sich ein riesengroßer Druck in meinem Brustkorb breit macht. Ich öffne den Mund und schnappe gierig nach Luft.

»Atlas«, versuche ich es noch einmal leise. »Wir müssen aufstehen.«

»Wie spät ist es?«, nuschelt er in meinen Rücken und die Vibration seiner Stimme bereitet mir eine Gänsehaut. Mir ist noch nie aufgefallen, wie kratzig und tief seine Morgenstimme eigentlich klingt.

»Es ist fast halb sieben«, antworte ich und hoffe, man hört mir nicht an, wie seltsam meine Stimme gerade klingt. »Meine Mutter könnte jeden Moment reinplatzen. Ich will nicht, dass sie uns so sieht.«

Atlas stöhnt frustriert auf, aber ich spüre, wie sich sein Griff um mich lockert und schließlich komplett löst. Ich traue mich nicht, mich umzudrehen, aber ich kann hören wie er auf der Matratze herumrobbt. Plötzlich höre ich ihn aufschreien und dann einen dumpfen Knall.

Behind Blue Eyes [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt