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• Wolf Larsen - If I Be Wrong •

Meine Augen brennen, mein Hintern schmerzt und am liebsten würde ich mich in irgendein Gebüsch verkriechen und nie wieder herauskommen. Das sind die drei großen Gefühle und Gedanken, die mich heimsuchen, während ich auf einem umgefallenen Baumstamm sitze, das Gesicht hinter den Händen vergraben.

So fühlt es sich also an, wenn einem das Herz herausgerissen wird. Zuerst kommt das wunderschöne, blendende Lächeln, die schönen Worte und die elektrisierenden Berührungen, nur, um im nächsten Moment in einen Pool mit Säure geschubst zu werden. 

Ich berühre meine Lippen, taste sie ab. Immer noch ungläubig, immer noch ein wenig benebelt vom Abend. Vom Alkohol, vom warmen Sommerabend, von den ganzen Menschen, den Eindrücken und Geräuschen.

In einem Augenblick sitzen wir am Lagerfeuer, trinken und lachen. Wir reden über alte Zeiten. Dann, plötzlich, sitze ich da am Ufer, die Beine im Wasser baumelnd. Im nächsten Moment ist da Atlas. Nur noch Atlas, der mich ins Wasser zieht. Und er küsst mich. Er küsst mich und küsst mich und hört nicht mehr auf, raubt mir den Atem. Ich bekomme kaum noch Luft, aber was ist schon Luft, wenn man so geküsst wird? 

Seine Hände, meine Hände sind überall. Sie erkunden jeden Zentimeter Haut, als hätte ich mein Leben lang auf diesen Moment gewartet. Aber wem mache ich etwas vor? So war es doch auch. Ich habe immer davon geträumt Atlas berühren zu dürfen. Nicht, wie Freunde es tun. Sondern auf eine Art und Weise wie nur Liebende es tun. 

Es war komisch. Wie, als würde man etwas zum ersten Mal sehen, berühren, erleben. Es war, als wäre Atlas nicht der Junge von damals, als wäre er nicht derjenige, den ich als Kind jedes Mal berührt habe, wenn wir gespielt haben, als wäre er nicht derjenige, mit dem ich mehr als mein halbes Leben verbracht habe. Es war, als wäre er jemand anderes und doch er selbst. 

Ich raufe mir frustriert die Haare. Nora, ermahne ich mich, hör auf! Hör verdammt noch mal auf damit! Deine Gedanken ergeben gar keinen Sinn! 

Doch, sagt eine Stimme in mir. Doch. Für dich ergeben sie Sinn.

Es ist egal, denn es ist sowieso vorbei. Wie ein Traum. Einfach zerplatzt.

Als würde man dir alles, was du je wolltest, und so viel mehr, auf einem Silbertablett servieren, aber sobald deine Hand auch nur zuckt, siehst du das Tablett umfallen und deinen Traum auf dem Boden zersplittern. Was übrig bleibt, sind Scherben. Scherben und eine klaffende Wunde. Von Außen betrachtet ist es nur ein kleiner Schnitt, aber in dir - in dir fühlt sich alles verrottet an. 

Mein Abend kippte von alle meine Träume gehen in Erfüllung zu meine größte Angst ist eingetreten in weniger als einer Sekunde. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Andererseits sollte man so etwas niemals denken, oder? Schlimmer kann es immer kommen. 

Ich wische mir gerade mit dem Saum meines Kleides die Tränen aus dem Gesicht, als ich Schritte höre. Im nächsten Moment höre ich jemanden neben mir würgen. Ein Typ steht gerade mal einen Meter von mir entfernt. Er hält sich an einem Baumstamm fest und übergibt sich in einen Busch. Ich muss mich zusammenreißen, ganz fest die Augen zusammenkneifen und mir die Ohren zuhalten, um nicht direkt dasselbe zu tun. 

Als der Typ endlich fertig ist, atme ich erleichtert aus. Er wischt sich gerade mit dem Handrücken über den Mund, als er mich bemerkt. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, woraufhin ich nur angewidert das Gesicht verziehen kann. Irgendetwas hängt ihm im Mundwinkel. Ich muss mich ehrlich zusammenreißen, um mein Essen im Magen zu behalten. 

Er hebt den Daumen in meine Richtung. »Geile Party«, lallt er. Dann - zu meiner eigenen Überraschung - dreht er sich einfach wieder um und torkelt zurück zu den anderen am See. Ich schaue ihm hinterher, bis er im Dickicht des Waldes verschwindet und ich wieder alleine bin. Nur Nora und ihre Gedanken. 

Behind Blue Eyes [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt