Ein Wassertropfenleben

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Am Morgen wurde ich, wie immer, von lifesaver geweckt. Ich musste grinsen, bis mir urplötzlich wider die Tatsachen bewusst wurden. Sachnell schnappte ich mir mein Handy. Eine Nachicht! Von Toby! Mit zittrigen Fingern drückte ich auf "Lesen". Darin stand:

T: Ich möchte das jetzt nicht über SMS klären! Treffen wir uns um 12:00 Uhr im Park?  Unsere Bank. T.

Unsere Bank. Das war der Ort, an dem wir uns zum ersten mal gesehen hatten. Und den suchte er aus um mich zu befragen? Wollte er etwa auch, dass wir uns dort das letzte Mal sahen? Ich fand das ziemlich fies von ihm, aber weil ich nicht zickig wirken wollte, schrieb ich widerwillig zurück:"

L: Okay. Bis später.

Also stand ich auf. Ich merkte jetzt schon wie weich meine Knie waren. Ich schlurfte ins Bad und beschloss erstmal duschen zu gehen. Die Tropfen prasselten auf meinen Kopf, rannen meinen Körper hinunter und hinterließen eine wohlig warme Spur auf meiner Haut, die beruhigend auf mich wirkte. Ich machte mir Gedanken darüber wie es wohl war ein Wassertropfen zu sein. Am Anfang steht man ganz oben, kann die Aussicht genießen und fühlt sich frei. Doch das nur bis man fällt, genau so wie Millionen andere. Du hast keine Wahl! Du wirst zum Fallen gezwungen, wie als würde jemand anderes den Stift halten, während du deine Lebensgeschichte schreibst. Du weißt genau, dass du nichtmehr lange schwerelos sein kannst und kaum hast du das gedacht schlägst du wider auf dem Boden der Realität auf. Im wahrsten Sinne des Wortes.  Diese Gedanken deprimierten mich, weil sie mich zu sehr an mein eigenes Leben erinnerten. Außerdem fragte ich mich ob das normal war, wenn ich mich mit einem Wassertropfen verglich und auchmoch ernsthafte Zusammenhänge erkennen konnte. War meine Bekannte nicht Psychologin ? *Oh mein Gott, Lia, du spinnst echt!* dachte ich laut. Also versuchte ich an nichts zu denken. Was nicht klappte, weil ich mich nebenbei fragte, ob das überhaupt möglich war. Dann stieg ich aus der Dusche und begann mich wortwörtlich fertig zu machen. *Naa, du siehst ja wider gut aus Lia! Total verqollene Augen, dazu noch eine komplett rote Nase. Augenringe sind auchnoch drin und vergess bloß nicht die wundervollen Stresspickel, die auf deiner blassen Haut so hübsch zur Geltung kommen." Solche Dinge schossen mir durch den Kopf und ich hätte schon wider heulen können. Aber dann begann ich  wirklich mich so gut wie möglich aufzupeppeln und da ich das schlimmste befürchtete, durfte wasserfeste Mascara auf keinen Fall fehlen. Dann irgendwann war ich relativ zufrieden mit mir, aber eben so wie man mit einem aufgequollenen roten Gesicht mit sich zufrieden sein kann. Ich beschloss mich anzuziehen und entschied mich für die bequeme Variante. Leggins, oversize Pulli und meine liebsten Chucks. Da es schon kurz vor 12 war schnappte ich mir meine Tasche und mein Handy und trat aus der Tür. Auf gehts Lia.

My ♥ belongs to youDonde viven las historias. Descúbrelo ahora