Fallkünste

159 13 3
                                    

Er sah durch das Glas des Fensters und hatte Kopfhörer in den Ohren. Ich verfiel in eine Schockstarre und glotzte ihn mit offenem Mund an. Man Lia setz dich einfach hin! sagte eine Stimme in mir. *Wenn Ich könnte!* dachte ich verzweifelt. Mit einem Mal drehte er seinen Kopf in meine Richtung und schaute mir mit festem Blick in die Augen.  Mir kam es vor als würde mein komplettes Blut aus meinem Körper verschwinden und daduch mein Herz zum Versagen bringen. Ich bekam Panik, wollte mich grade setzten, da bremste der Bus scharf. Ich verlor natürlich, ungeschickt wie ich war, mein Gleichgewicht und landete auf dem harten, ungepolsterten Boden des Fahrzeugs. Ich spürte die Blicke gradezu an mir kleben, doch niemand kam es in den Sinn mir aufzuhelfen. "Scheiße! " rief ich. In meinem Arm stach plötzlich ein tiefer Schmerz. Ich biss die Zähne zusammen um nicht losheulen zu müssen. Nicht hier, nicht jetzt und schon garnicht vor Toby. Aufeinmal stand die ältere Frau vor mir und reichte mir ihre kleine, faltige Hand. Dankbar nahm ich sie an und als ich wieder auf meinen Puddingbeinen stand bedankte ich mich höflich bei ihr. Mein Arm schmerzte, weswegen ich ihn mit meiner rechten Hand halten musste. "Geht es dir gut? Du siehst total mitgenommen aus, Kind." Kein Wunder, wenn mein nicht Ex-Freund plötzlich vormir stitzt und ich wegen dem Schock voll auf die Fresse falle ! Dachte ich mir, sagte aber nur "Ähm ja, mein Arm.. Tut nur ein bisschen weh." Ich bemühte mich um ein Lächeln. Tut ein bisschen weh? Stirbt ab passt wohl besser! sagte mir die Stimme erneut. "Dann ist ja gut." Krächzte die Frau. "Aber nochmal danke." flüsterte ich und ließ mich auf einen der Plätze fallen. "Kein Problem... Anscheinend gibt es heutzutage keine Gentlemens mehr!" Sagte sie und nickte in Tobys Richtung, der immernoch auf seinem Platz saß und mich angaffte, als sei ich ein Dinosaurier im Zoo. Na wenn die wüsste. Ich zuckte die Schultern. "Jaja die Jugend von heute. Also ich muss hier raus." sagte sie und schüttelte ihre Dauerwelle. "Aufwiedersehen." Murmelte ich. Was für eine peinliche Aktion! Toby musste denken, dass mich sein Anblick umhauen würde. Ich schaute aus dem dreckigen Fenster, das mit Grafitti beschmiert war. Typisch Berlin. Ich konnte Tobys Blick förmlich in meinem Nacken spüren, was mich erschaudern ließ. Was war nur mit uns passiert? Oder eher was mit ihm und was mit mir. Ein 'Uns' gab es jetzt ja nichtmehr. Letzte Woche lag ich noch in seinen Armen. Musste keine Angst haben. Dachte, dass es für immer 'Uns' geben würde. Und dann. Das Glück im Unglück oder das Unglück im Glück, wie man es auch nennen mag. Was Toby wohl dachte? Ich wollte mich umdrehen. Konnte mich aber doch nicht dazu durchringen. Ich streckte meine Hand nach dem Henkel meiner Tasche aus um sie anzuheben. Als ich das tat, biss ich kurz darauf meine Zähne auf meine Unterlippe und mein Gesicht war schmerzverzogen. "Fuck!" Dachte ich. Wie sollte ich das Samu und den anderen Jungs erklären? Dann schob ich den Ärmel meines Shirts nach oben und riskiere den ersten Blick auf meinen Unterarm. Blau und Rot. Ganz toll. Musste ich umbedingt mit dem ganzen Gewicht auf meinen Arm fallen? Ich zog den Stoff wieder herrunter und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.  Der Bus hielt. Hier musste ich doch raus! Mit der unverletzten Hand schnappte ich mir meine Tasche und sprang ohne ein Wort aus den Bus. Sofort lief ich los. Meine Beine zerschlugen die Meter, die mich zum Ziel führten. Plötzlich klingelte mein Handy auf, was mich zusammenzucken ließ. Auf dem Bildschirm wurde eine Nachicht angezeigt. Toby.

My ♥ belongs to youWhere stories live. Discover now