Kinderaugen

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"Yes..ähhm.. Have a nice day!" sagte Samu dann. Abgelenkt. Er gab ihr high five, womit seine Runde beendet war.

Genau, was war mit Vivi? Das wollte ich langsam auch mal wissen. Ich fragte mich ob er mir es irgendwann mal erklären würde. Ich hoffte es, ließ mir jedoch nichts anmerken und sprach ihn nicht darauf an. Als hätte ich nichts gehört. Das war eigendlich nicht meine Art, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen als das kleine unschuldige Entlein zu spielen auf diesem großen See der Stars und Sternchen, auf dem auch Samu sich befand.

Ich spürte wie sich mein inneres Gefühlsfenster schließen wollte, doch anscheinend klemmte es. Samu setzte sich neben mich. Wirkte abwesend und in seine Gedanken vertieft. Ob er wohl auch eine innere Stimme hatte?

Samu's Sicht:

Kreischende Kinder, eine verletzte Lia und ich. Alles gemischt in einem Raum ergab das wohl keine gute Suppe. Plus eine seltsam grinsende Krankenschwester war das wohl eine Suppe zum überkochen bestimmt. Ich hatte ja keine andere Wahl. Solch großen Kinderaugen konnte ich eindeutig nichts abschlagen, egal wie sehr ich mich bemühte. Ich musste ihnen ein paar Autogramme geben. Aber ein Lautstärkeregler für die Kinder wäre auch nicht die schlechteste Erfindung gewesen. Ich hoffte, dass es Lia nichts ausmachen würde, wenn ich sie für ein paar Minuten alleine ließ, weswegen ich sie kurz ansah. Ich bekam ein bestätigendes Nicken zurück. Auch wenn es ihr nicht gepasst hätte, sie hätte garantiert zugestimmt.

Nun also widmete ich mich meinen noch so jungen Fans, die schon gespannt auf ihren Plätzen saßen. Eine Unterschrift nach der nächsten, wie ich es gewohnt war. Taschen, Arme, Gipse. Alles musste mein Name zieren. Wer hätte gedacht, dass mal jemanden meine Signatur so viel bedeuten könnte. Dann noch bei meiner Sauklaue. Also ich jedenfalls nicht. Es war schon irgendwie verrückt und ich fragte mich oft womit ich das alles verdient hatte. Ich. Ein normaler Finne aus Finnland mit einer Vorliebe für Converse-Schuhe und einer Sucht nach ICE-Hockey.  Was war schon besonders an mir? Die Musik mit den Jungs, ja klar. Aber im Endeffekt war ich ja immer nur ich selbst. Brauchte mich nicht verstellen um gemocht zu werden. Jeder der Fans mochte mich wie ich war. Nicht anders. Das war die beste Bestätigung die man für sich selbst haben konnte. Auch wenn das wiederum nicht viel Privatsphäre bedeutete. Doch ich liebte mein Leben und wollte es gegen nichts in der Welt eintauschen.

Als ich dann zu dem letzten Mädchen kam, fragte sie mich wer das Mädchen sei. Sie deutete auf Lia. Sollte ich es ihr sagen? Naja, was sollte ein kleines Mädchen schon mit solch einer Info anfangen? "This is Lia. " sagte ich ihr. Was war schon dabei? Ein Name macht schließlich noch lange keiner Person. Doch dann fragte sie was denn mit Vivi sei, was mir erstmal einen kurzen Herzstillstand bereitete. Sie war wohl besser informiert als ich dachte. Hatte Lia das gehört?  Ich konnte es ihr jetzt noch nicht erklären. Was war wenn sie begann Fragen zu stellen? Ich wollte und konnte sie keines Falls belügen. Und stop. Was sollte ich nun dem Mädchen sagen? Der Kleinen die vor mir saß und mich gekonnt mit ihrem starkem Blick festhielt. Wow von der konnte man echt was lernen. Ihrem späteren Freund wünsche ich viel Spaß, wenn er ihr mal was verheimlichen will.

Es war zwar feige, doch ich entschied mich schlussendlich dann fürs Ablenken. Ich wollte dem Kind nun keinen Klatsch und tratsch in den Mund legen. Ich schlug ihr ein, verabschiedete mich und ging zurück zu Lia.

Dieses Kind würde ich wahrscheinlich nie wieder sehen. Sie höchstens mich. Auf der Bühne. Mit den Jungs und der Gitarre. Sie würde ein Schild in die Höhe halten mit der Aufschrift "Kiitos". Genau wie all die anderen, die auf sich aufmerksam machen wollen. Villeicht würde sie uns mit Stofftieren bewerfen. Wie zum Beispiel Krokodilen. Aber wer weiß, villeicht nach der Aktion auch eher mit Tomaten. 

My ♥ belongs to youWhere stories live. Discover now