4 ⇴ Pancakes and Apologies

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Als ich an diesem Morgen aufwachte, roch es im ganzen Haus nach verbrannten Pancakes und Instantkaffee.

Ich war schon um halb sieben den Flur runtergelaufen, als Will wie gewohnt zu Katy Perry sang.

Ich wusste seit Jahren nicht, warum Will Katy Perry mochte. Am Anfang war sie vielleicht noch berühmt, aber jetzt hört sie fast gar keiner mehr... Außer mein Bruder.

Ich konnte es nicht ausstehen, dass Will jeden Morgen singt, da er mich immer weckte. Dazu sang er auch schief. Das Einzige, was schlimmer war, war sein Instant-Kaffee, den er immer machte, wenn er zur Schule musste.

"Möchtest du verbrannte Pancakes oder ein gekochtes Ei haben?" Er klang entspannt. Als hätte er vergessen, was gestern vorgefallen war.

"Ich möchte heute kein Frühstück." Will merkte sofort, dass mich das von gestern noch belastete und legte den Kochlöffel aus der Hand.

"Cara, bitte lass uns über gestern reden. Es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe." Und jetzt war anscheinend Friede, Freude, Eierkuchen...? Nein, das konnte er vergessen. So einfach geht Nichts.

Ich lache ironisch auf. "Als würde es dich überhaupt interessieren, wie ich mich gestern gefühlt habe. Dass du illegale Autorennen gegen Trenton Hastings fährst ist das eine, aber dich gleich danach mit ihm zu prügeln ist etwas ganz anderes." Eigentlich war beides gleich schlimm, aber ich musste die Sache einfach etwas dramatischer machen. So dramatisch am besten, wie ich es gestern Abend erlebt hatte.

Will zog den Kopf ängstlich ein.

Ich selber konnte immer noch nicht fassen, dass Will Autorennen fährt und Trenton Hastings hasst.
Für mich war es einiges zu verkraften.

"Es tut mir leid, Cara. Es wird nicht noch einmal vorkommen."

"Was? Dass du nie mehr Autorennen fährst, oder dass dich nie wieder mit Trenton prügeln wirst?"

"Ich meine Trenton."

Ich stieß seufzend die Luft aus. Ich hasste Will dafür, dass ein Sturkopf war. Warum konnte er einfach nicht nachgeben?

Will schien meine Gedanken gelesen zu haben. "Ich habe scheiße gebaut."

Ich ziehe eine Augenbraue hoch... So gut wie es ging.

"Ich habe angefangen diese Rennen mit 16 zu fahren und habe nie danach aufgehört. Ich schulde vielen Leuten Geld und kann das ganze Geld durch diese Rennen gewinnen."

War das sein Ernst?

"Du fährst die Rennen, um mit dem Geld das du gewinnst deine Schulden abzuzahlen?"

Will drehte sich um und greift wieder nach seinem Kochlöffel. Er holte die letzten verbrannten Pancakes aus der Pfanne und stellte sie auf einen Teller ab.

Er schwieg.

Okay, würde er mich nicht festhalten, würde ich auf ihn losgehen.

"Will" sagte ich mahnend.

"Cara" gab er zurück. Das gab mir den Rest. Ich sprang auf ihn und riss ihn an der Kleidung zu mir. Meine Faust traf sein Gesicht und schleuderte ihn nach hinten.

"Au" schrie er. Er hielt sich seine Wange mit einer Hand. Mit seiner anderen Hand umgriff er die Theke hinter ihm. "Was hast du gemacht?" Seine Augen wurden unnormal groß.

Ich lächelte. Das war ausgeschlossen das Beste, was ich von meinem Bruder gelernt habe.

"Ich möchte doch ein Pancake haben." Wills Augen wurden noch größer und er nickte.

* * *

Die Fahrt zur Schule kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich wusste nicht wie ich es Ava beichten sollte, dass Will Autorennen fährt.
Weniger wusste ich aber, ob ich es ihr überhaupt sagen sollte.

Will bog in Parkplatz B ein. Genauso wie am Tag zuvor.

Zach's Auto stand heute früher als unseres da. Er stand neben seinem Auto und schien auf uns gewartet zu haben.

Sein Blick war schuldbewusst auf unser Auto gerichtet. Ich wusste nur, dass ich heute am liebsten alle in Grund und Boden erdolchen wollte. Außer Trenton vielleicht.

Ich hatte mir vorgenommen mich heute bei ihm zu bedanken. Unter der Voraussetzung, dass ich ihn traf.

Ich stieg aus dem Auto aus und schaute mich um. Ich reckte mich, um über die Autodächer schauen zu können. Weit und breit kein Trenton Hastings. Genervt zog ich den Kopf wieder ein und wendete mich zu Zach.

"Was" keifte ich. Sofort bemerkte ich wie gemein das war. "Ich bin gerade ein bisschen schlecht gelaunt" schob ich kleinlaut hinterher.

Zach seufzte und nahm mich in die Arme. "Es tut mir doch leid, Cara." Er legte ein Arm über meine Schulter. "Ich wünschte, du hättest das gar nicht mitbekommen gestern. Es ist unsere Schuld gewesen, dass du mit rein gezogen wurdest."

"Hör schon auf." Meinen beinahen verzweifelten kleinen Ruf quittierte er mit einem Lachen. "Hör auf dir die Schuld zu geben." Zach lächelte immer noch. "Verstanden" knurrte ich.

"Ai, ai, Captain" sagte er und salutierte. Belustigt über sein Verhalten wedelte ich meine Hand vor seinem Gesicht, damit er mich vorbei ließ.

Ich lief auf meinen Spind zu und öffnete das Fach um die Bücher für die erste Stunde raus zu holen.

* * *

Bis zur Mittagspause hatte ich Trenton immer noch nicht gesehen. Ich war einerseits froh, dass ich ihm nicht begegnet bin, weil ich nicht wüsste, wie ich ihm Gegenüber treten sollte, aber andererseits frustriert, dass ich es nicht hinter mich gebracht hatte.

Wenn ich mir etwas in Kopf gesetzt hatte, dann wollte ich es so schnell wie möglich erledigen. Das war schon immer so. Außer bei Hausaufgaben. Die machte ich immer auf den letzten Drücker.

Ich hatte mir sogar einen Zettel im Unterricht gemacht und mir aufgeschrieben, was ich zu Trenton Hastings sagen wollte. Aber irgendwie kam das nicht sehr natürlich rüber.
Zach hat mir sogar vorgeschlagen ein paar Ideen für mich zu sammeln, aber ich hatte abgelehnt, da es von mir kommen sollte.

Meine Mom hat immer gesagt, wenn du dich entschuldigst, dann aus reinem Herzen. Und irgendwo hatte sie auch Recht.

Ich hatte erst in meinem ganzen Gedanken-Wirrwarr realisiert, dass es Trenton Hastings war. Der Trenton Hastings. Und das hatte mir micht ganz geholfen, weil mir das nur Angst einjagte.

Als ich nachgefragt hatte, ob jemand wüsste wo Trenton wäre haben die Leute mich angeschaut, als wäre ich bescheuert jemals nach Trenton gefragt zu haben.

Am Tisch beim Mittagessen wusste auch niemand wo er war. Aber warum sollten sie auch. Will verabscheute ihn. Warum wusste ich nicht, aber anscheinend mochten sie sich gegenseitig nicht.

In dem Englischkurs nach der Mittagspause war er auch nicht. Ava und ich arbeiteten zusammen an einem Schreib-Projekt: eine Kurzgeschichte zu verfassen zusammen.

Der Rest des Unterrichts zog sich wie Kaugummi dahin und als die Schulglocke mich in meinen Tag erlöste hatte ich Trenton noch nicht gesehen.
Im Bullet Journal, den ich führte, war er deswegen aber noch lange nicht abgehakt.

Drive Fast | ✓Where stories live. Discover now