18 ⇴ »Pick Me Up Before I Go-Go«

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Meine Hand wanderte tiefer an meinem Gesicht entlang. Ich begaffte meine Augenringe, als wären es Gesichtsvergewaltiger.

Schäumend vor Wut packte ich den Concealer und batschte mir einen Klecks unter die Augen.

Sie erinnerten mich unnötig daran, dass ich die halbe Nacht wach gelegen hatte und über meine heftige Reaktion auf Trenton gedacht habe.
Er hatte mich noch nicht einmal geküsst.

Ich hatte Zach haufenweise umarmt, aber noch nie waren solche Symptome aufgetreten.

Ich spürte jetzt noch seinen Waschbrettbauch, der an mich gedrückt war, wenn ich daran dachte.

Ich warf den Concealer Ei wieder in meine Kosmetiktasche und schlich mich aus dem Bad.

Es war drei Uhr morgens. Warum ich so früh aufstehen musste? Weil ich heute nach England flog. Und das war das, was meine Motivation aufflackern ließ.
Ich freute mich mit jedem Glied darauf.

Meine Eltern schliefen noch. Ich hatte mich gestern von ihnen verabschiedet und Will.. Tja... Ich wusste nicht, was er trieb. Aber ein normaler Mensch würde um diese Uhrzeit schlafen.

Deswegen war ich noch verwunderter, als Will plötzlich am Hauseingang stand und ich meinen Koffer von der Treppe zog. Unsere Treppe führte sofort in den Raum, wo unsere Haustür stand, deswegen versteinerte ich, denn ich wollte gerade kein Fuß näher zu Will setzen.

"Schwesterherz" flüsterte er, bedacht darauf, dass er unsere Eltern nicht weckte.

"Nenn mich nicht Schwesterherz. Für dich ist es immer noch Cara."

Mit einem schmerzverzerrten Blick wandte er sich ab, entschied es sich aber doch anders und drehte seinen Kopf zu mir.
"Ich wollte dir nur eine gute Reise wünschen."

"Danke sehr" gab ich sarkastisch von mir.

"Cara, bitte nimm dich in Acht vor Trenton. Er ist ein verlogener Junge."

"Ach und du ein netter?" Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und umklammerte den griff meines Koffers, sodass meine Knöchel weiß hervortraten, als ich mich an ihm vorbeipresste.

"Cara, er ist nicht der, den er zu sein scheint."

Ich halte inne. Vielleicht würde mir Will jetzt erklären, warum er Trenton hasste. "Rück raus mit der Sprache, sonst geh ich" sage ich kalt. Meine Neugier war da. Wie tausend Mann. Aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.

Will schwieg.

"Noch eine schöne Schulwoche" wünschte ich ihm ironisch gemeint, wirkte dabei aber ziemlich ernst.

Ich schloss die Haustür auf und die kühle Nachtluft wehte mir entgegen. Ich war froh, dass es in der Nacht nicht so heiß war, wie in der Sonne tagsüber.

Doch dann stockte ich. Ich sah ein Auto. Um genau zu sein - ein schwarzes Auto mit Rennstreifen.

Trenton hob seinen Kopf und grinste mich an. Verblüfft starrte ich ihn an und dann merkte ich aus den Augenwinkeln wie sich Trentons Miene verfinsterte.

Ich wusste auch sofort wo das Problem war. Ich musste mich nicht einmal umdrehen, sodass ich Will bemerkte, der hinter mir erschienen war.

"Was willst du hier" fragte er an Trenton gewandt.

"Deine Schwester abholen."

"Meine Schwester lässt sich nicht von irgendwelchen kranken Idioten abholen."

Ich zischte auf, drehte mich und schubste Will gegen die Haustür. "Du magst mein Bruder sein, aber nicht mein Vater, also lass mich selbst entscheiden von wem ich mich abholen lasse" sage ich.

Um ehrlich zu sein hatte ich Will noch nie so angefahren habe. Aber er hatte mir das Leben deutlich schwerer gemacht, seitdem Trenton hinein geschneit war.

Ich legte meinen Kopf schief und schob noch einen kargen: "Tschüss Will", hinterher und bugsierte meinen Koffer in den Kofferraum von Trentons Auto dann setzte ich hinein.

Trenton kam zehn Sekunden nach mir ins Auto. Ich hatte keine Ahnung, wofür er diese Zeit benutzt hatte, und interessierte mich auch nicht dafür, denn ich versuchte meine Tränen zu verbergen, die mir ins Auge schossen.

Ich versuchte meine Hand vor meinen Augen zu legen, doch Trenton hatte es schon längst gemerkt.
Er zog mich ein zweites Mal in eine Umarmung, aber diesmal tröstete er mich und flüsterte beruhigende Worte in mein Haar.

Ich krallte mich in sein T-Shirt und redete mir ein, dass ich es brauchte. Später würde ich aber wissen, dass ich auch zum Teil einfach nur Trenton spüren wollte.

Es war zum verrückt werden. Selbst in meinen Down-Phasen vergaß ich die Kraft, mit der er mich anzog, nicht.
Und ja, ich gab es zu. Trenton zog mich an. Sehr sogar. Sehr. Sehr.

Ich atmete seinen Geruch ein. Er roch nach frischem Herb und nach ihm selber. Ich zog es ein und atmete nicht mehr aus. Bis mir schwindlig wurde.
Sein Geruch lenkte mich ab. So sehr, dass ich Will fast vergessen hatte.

"Weißt du was" fragte Trenton.

Ich schniefte als Antwort.

"Wir gönnen uns jetzt die beste Europareise in deinem Leben."

Ich lachte auf und lächelte.

Er strich mir über das Haar. "Alles wird wieder gut" raunte er mir zu.
Aber tief im Inneren wusste ich, dass nicht alles gut war und dass Will erst wieder gut zu mir sein würde, wenn Trenton ging. Aber das wollte ich nicht. Und ich wusste nicht, wie ich dieses Problem lösen sollte.

* * *

"Sind die Nachzügler auch schon da" fragte Mr. Darren und schaute nervös auf die Uhr.

Ava und ich tuschelten, dass wir warscheinlich unseren Flug verpassen würden und lachten bei der Vorstellung, wie Mr. Darren darauf reagieren würde.

"Ich bin da. Ich bin da" kreischte ein Junge aus unserer Gruppe, der gerade ankam.
Schade um den Gesichtsausdruck, den wir bei Mr. Darren verpassten.

Er gab uns die Tickets, wo unser Name draufstanden. "Ihr setzt euch auf den Platz, der euch auf eurem Ticket zugewiesen ist und ändert nichts mehr daran. Verstanden?"

Murmeln unsererseits.

Er packte sein Handgepäck und ging ein paar Schritte nach vorne. Unschlüssig standen wir alle noch da, denn die Richtung, in die er ging war zum Terminal 1, obwohl wir schon am richtigen Terminal waren.

"Ich bin schon hundertmal mit dieser Airline geflogen. Hier ist es richtig."

"Sind sie sich sicher Mr. Darren? Weil auf unserem Ticket Terminal 2 steht und wir schon bei Terminal 2 sind."

"Ich bin mir sicher" sagte er mit einer Motivation, die mir nicht um 4:30 morgens vergönnt war.

Wir folgten ihm.

Und dann stellte sich heraus, dass wir doch Recht hatten.
Mr. Darren war panisch losgerannt und wir müde hinterher.

Wir passierten den Check-In Counter, an dem wir eingecheckt hatten, dann rannten wir noch einmal durch die Kontrolle und als wir am Gate ankamen waren sie gerade am schließen.

"Halt" brüllte Mr. Darren fuchsteufelswild entschlossen in dieses Flugzeug marschieren zu können und damit um die halbe Welt zu fliegen.

Der Kontrolleur, der an der Tür stand sah uns mit einem Was-Wollen-Die-Denn-Jetzt Blick an.
"Die sind noch von dem Flug" rief einer dem Kontrolleur zu, der uns etwas befremdet ansah.
Er nickte.
"Beeilt euch, wenn euch euer Flug lieb ist."

Ich gluckste mit dem Gedanken 'He just made my day'.

Wir kamen ins Flugzeug.
Ich setzte mich auf den Platz, der mir zugewiesen wurde und wusste, dass ich für den Rest des Fluges zwischen zwei Jungen aus meinem Kurs eingeklemmt sitzen würde.

Die näheste Person, die ich kannte saß zwei Reihen hinter mir und ich war mir ziemlich sicher, dass ich mit Trenton nicht über zwei Reihen reden konnte. Also versuchte ich mich so gut wie möglich im Economy gemutlich zu machen.

Drive Fast | ✓Where stories live. Discover now