ça va, merci

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Am Mittwoch Abend kommt eine neue Kurzgeschichte.
Lg Hexe

Alexander

12. März 1935

Das dunkle Holz sah mich und ich sah das dunkle Holz an. Ich lag in meinem Bett. Immer noch vollständig angezogen. Meine Atmung war gleichmäßig und auch meine Herzschläge konnte man gut zählen.

Meine Haare waren immer noch nach hinten gekämmt. So könnte ich jetzt auf Arbeit gehen. Es schien alles normal. Nur die getrockneten Tränen auf meiner Wange wiesen darauf hin, das nicht alles ok war.

Magnus und ich hatten noch eine Weile getanzt. Ich habe ihn nach Hause begleitet und bin dann selbst zu meinem Wohnblock gelaufen. Auf meinen Lippen hatte ein kleines lächeln geglänzt. Solange bis ich mein Zimmer betreten hatte.

Die Tränen sind stumm über meine Wangen gerollt. Ich hatte es einfach zu gelassen. Obwohl ich das letzte mal als kleiner Junge geweint hatte. Es brachte allerdings nicht viel.

Meine eigenen Worte haben mich erschrocken. Die ganze Zeit habe ich mich relativ sicher gefühlt. Nein, eigentlich wollte ich mich nur sicher fühlen. Vielleicht auch um Magnus etwas davon abzugeben.

Aber eigentlich war ich überfordert von diesen Gefühlen, die so überraschend in mein Leben getreten sind. So wie Magnus. Plötzlich stand alles auf dem Spiel.

Meine Träume waren immer so absurd. Es waren einfach Träume. Jetzt hatte ich Angst, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Was würde dann passieren? Wie würde die Zukunft aussehen? Magnus und ich könnten nie öffentlich zusammen sein. Die Hand des anderen halten. Zeigen, das er zu mir gehört. Mit ihm zusammen ziehen, heiraten, alt werden. Alles müsste versteckt bleiben. Für immer.

Wollte ich überhaupt das meine Träume Wirklichkeit wurden? Sie waren schön, keine Frage. Aber das waren alle meine Träume.

Ohne diese Nacht geschlafen zu haben, stand ich wie ferngesteuert auf und wechselte meine Kleidung. Ich putzte mir die Zähne, kämmte meine Haare und ging zur Arbeit.

Dort warteten bereits Kieran, meine Schreibmaschine und meine Feder auf mich. Kieran sah so aus, wie ich mich fühlte. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht. Er war blasser als sonst und still. Zu still.

Kieran nahm nicht wahr wie ich mich setzte und ihn betrachtete. Ich habe ihn noch nie in so einem Zustand gesehen. Umso größer waren meine Sorgen, die meine eigenen sogar verdrängten.

Ich öffne bereits meinen Mund, als er unmerklich den Kopf schüttelt. "Nicht." haucht er leise und ich kann es fast nicht verstehen.

Widerwillig wende ich mich meiner Arbeit zu. Sie fiel mir heute  besonders schwer. Ich war nicht bei der Sache. Ich schaffte nicht mal fünf Texte, was sonst mein Minimum war.

Was wenn Magnus es heute wieder ganz anders sieht? Diese aufsteigenden dürfen und können nicht sein. Das habe ich schon lange begriffen und auch Magnus weiß das. Aber gestern Abend hat mir Hoffnung geschenkt. Doch heute Abend könnte wieder alles anders aussehen.

Magnus könnte sich endgültig verabschieden. Und das fände ich fast schlimmer, als würde er mich verraten. Denn er hatte die Bestätigung, das ich eindeutig auf Männer stand.

"Lightwood wollt ihr etwa Überstunden machen?" Mein Chef stand fragend zu mir herunter. Ich sah mich um und sah das alle bereits gegangen waren. Kieran stand am Ausgang und blickte auf den Boden.

Ich runzelte die Stirn. "Lightwood!" herrschte der Chef weiter. "Entschuldigt. Noch einen schönen Tag." Damit stand ich auf und eilte zu Kieran, der sofort das Gebäude verließ.

An seiner Schulter hielt ich ihn auf. Ich stellte mich vor ihn. Doch er sah an mir vorbei. Seine Augen begannen zu glänzen. "Kieran?" fragte ich vorsichtig. Er reagierte nicht. Er starrte nur den Punkt hinter mir an.

Langsam drehte ich mich um. Dort auf der anderen Straßenseite stand ein Junge. Höchstens siebzehn. Schüchtern sah er zu uns herüber. Ich sah zwischen den beiden hin und her. Die Sehnsucht war fast schon sichtbar.

"Du hast Liebeskummer." bringe ich leise hervor. Kieran' Kopf schnellt zu mir herum. im Augenwinkel erkenne ich noch, wie der Kleine geht. "Was redest du da?"

Er wird rot und ich weiß nicht ob es durch Scham oder Wut ausgelegt ist. "Du weißt das du mit diesem Satz mein Leben auf das Spiel gesetzt hast? Die hätten mich sofort geholt."

Als wäre es ein Wink mit dem Zaunpfahl, ertönen die Sirenen. Es ließ mich zusammen zucken. Dieses Geräusch war so einprägend, angsteinflössend und einfach nur widerlich. Aus Kieran wich die restliche Farbe und ich hatte Angst das er demnächst umkippen wird.

Drei große schwarze Wagen, wobei mir der Markenname nicht einfiel, fuhren an uns vorbei. Am Steuer saßen die Anhänger von Valentine Morgenstern. Auf der Motorhaube befand sich ein einfacher roter Kreis.

Kurz nach uns hielten sie an und wie in einem Alptraum sprangen sie aus dem Auto und stürmten in einen Wohnblick. "Sie holen wieder jemanden." flüsterte Kieran.

Auch wenn das Bild schrecklich war, konnte ich nicht weg schauen. Die Frau wehrte sich und versuchte sich aus dem mächtigen Griff der Männer zu lösen. Dabei schluchzte sie und es zerriss mir das Herz. Ich erinnerte mich an sie. Vor einer Woche hatte sie mit ihrer Begleitung auf dem Jahrtausend Platz über Mr. Morgenstern gesprochen. Wahrscheinlich hatte das jemand an Alicante weiter geleitet.

Der eine Mann schlug die Frau so stark, das sie bewusstlos wurde. Ohne Achtung wurde sie ins Auto verfrachtet. Hinter ihr fielen die Türen zu.

In diesem Moment schien mir die Angst von heute morgen so klein. Was ist wenn jemand das mit Magnus mitbekommen hatte? Würden sie ihn vielleicht auch holen? Er musste ihn sehen. Er musste sicher gehen das es ihm gut ging.

Die Wagen waren schon längst weiter gezogen, als er aus seinen Gedanken auftauchte. Kieran war immer noch blass. Ohne noch einen Ton zu sagen ging er und wieder sah ich ihm besorgt hinter her. Dieses mal aber nicht so lange.

Ich rannte los. Zu dem einen Platz, der wahrscheinlich uns immer verband. Die Straßen waren wie leer gefegt. Menschen verkrochen sich, wenn sie Angst hatten. Eigentlich würde ich das jetzt auch tun. Aber mein ganzer Körper, mein Verstand und vor allem mein Herz schrie nach Magnus.

Als ich in die Ecke einbog, rutschte ich fast aus aber auch das war mir egal. Im trüben Schein der Laterne erkannte ich eine Gestalt. Ich stoppte, als mich der Schatten verschlang.

"Magnus?" flüstere ich leise. Was ist wenn es jemand anderes war? Was ist wenn er mich abweist? "Alexander." höre ich noch bevor ich im nächsten Moment an die Wand gedrückt werde.





ça va, merci [französisch] - Mir geht es gut, danke

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