Veni. Vidi. Amavi.

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Alexander

Ich sehe den Apparat an, als könnte er mir irgendeine Auskunft darüber geben, was das gerade war. Ist Magnus in Gefahr? Werden gleich die Sirenen ertönen?

Noch bevor ich rational denken kann, knalle ich den Hörer wieder in die Halterung. "Alexander alles in Ordnung?" Isabelle sieht mich besorgt an. Ich kann nur mechanisch nicken. "Ja das war ein Arbeitskollege. Er hängt an einer wichtigen Übersetzung fest."

Ich hasse es zu lügen. Abe es gibt keinen anderen Weg. Auch wenn Isabelle selbst nie etwas sagen würde, so ziehe ich sie trotzdem mit in die Sache herein. Allein das wissen von so einer Straftat kann dir den Tod bringen.

"Er hat mich um Hilfe gebeten." Sie nickt nur und sieht mich dann kritisch an. "Macht nicht zu lange." Ich atme aus, denn die ganze Zeit habe ich die Luft angehalten. Ich kann nur nicken. Langsam, um keinen weiteren Verdacht zu liefern, gehe ich zur Tür. Ich spüre ihren Blick.

Erst als die Tür hinter mir zufällt und mir der kalte Regen fast schmerzhaft gegen meinen Körper schlägt, laufe ich los. Ich renne und hoffe so in die richtige Richtung zu laufen. Noch immer ist meine Sorge groß. Die Sicht ist eingeschränkt und trotzdem komme ich so schnell wie nur möglich in der Gasse an. Die Laterne flackert und ermöglicht mir somit nur einen kurzen Blick auf die Silhouette.

Meine Schritte geben auf dem Boden patschende Geräusche von sich. Meine Hände zittern und dieses mal scheint es vor Angst zu sein. Kurz vor Magnus bleibe ich stehen. Er ist vollkommen durchgenässt. Sein Körper bebt.

Er sieht mich erleichtert an. "Du bist gekommen." Seine Stimme klingt unsicher. "Was ist los?" frage ich und überlege so gleich ob ich es überhaupt hören möchte.

Seine Augen huschen hin und her, so als würde er mich lesen wollen wie ein Buch. "Ich...ich.." Magnus schüttelt seinen Kopf und sieht dann auf den Boden.

Ich lege meinen Zeigefinger unter sein Kinn und zwinge ihn so mich anzusehen. "Rede mit mir, Magnus. Ich werde nicht weg gehen. Sag mir einfach die Wahrheit." Er schließt seine Augen. "Aber das ist es doch." Ich kann ihn nur verwirrt ansehen, als er seine Augenlider wieder hebt. Müde schaut er zu mir hoch. "Ich bin es doch der wegen den kleinsten Sachen das Weite sucht. Immer wieder verletzt ich dich damit."

Sollen das wirklich seine Sorgen sein? Warum redet er nicht einfach mit mir? Er ist und bleibt mir ein Rätsel. Nicht mal in einem Leben könnte ich dieses lösen. Seine Sprache ist so anders als alle anderen die ich bereits gelernt habe. Während ich noch bei den ersten Seiten bin, scheint Magnus schon am Ende zu sein.

"Die Wahrheit? Nichts tanzt schneller als mein Herz für dich" flüstert er leise über den Regen hinweg. "Ich mag dich. Ziemlich sehr sogar. Du bringst mich zum lachen. Du bist clever und anders. Du bist so verrückt mit deinen Träumen und allein dein lächeln macht meinen Tag besser."

Ohne einen wirklichen Zusammenhang frage ich ihn "Warst du jemals glücklich?" Ein Himmelsträne trifft genau auf seine Wange. "Nein aber ich kann dir sagen das ich nicht traurig war." Leicht lächelt er. "Dich zu treffen, Alexander war wie ein unbekanntes Lied oder Melodie zu hören und gleichzeitig zu wissen, das es mein Favorit wäre."

Auch ich muss lächeln. "Ich wollte mich nie verlieben." gibt er dann zu. "Irgendwann brechen wir unsere eigenen Regel für irgendjemanden." Meine Stimme zittert immer noch. "Ich war immer verloren in einer Welt die nicht existiert hat. Solange bis ich dich kennen gelernt habe."

Er haucht mir einen kurzen Kuss auf meinen Mundwinkel. "Als ich dich sah, habe ich mich verliebt und du hast gelächelt, weil du es wusstest." Erstaunt sehe ich Magnus an. Wäre ich nicht schon längst in ihn verliebt, dann wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen.

"Du hast William Shakespeare zitiert." Ist das einzige was ich hervor bringe. Ich hatte es erst vor kurzem übersetzt. "Er hat die Worte gefunden, die ich niemals ergreifen könnte. Aber sie sprechen die Wahrheit aus, vor der ich immer versuche weg zu laufen."

Ich kann nicht anders als Magnus an mich zu ziehen und ihn zu küssen. Ich liebe diesen Mann, auch wenn es viel zu früh ist es zu sagen. Aber so ist es und wahrscheinlich wird es auch immer so sein. Wir verlieren uns zusammen in dieser Berührung. Solange bis die Angst mich doch wieder wie ein Auto überrollt. "Wirst du bei der nächsten Katastrophe wieder gehen?" In dem Moment wusste ich nicht, das diese bereits ihre Hand gehoben hatte um an unsere Tür zu klopfen.

"Nein. Ich kann nicht mehr getrennt von dir sein. Am liebsten würde ich es in die Welt heraus schreien aber das geht leider nicht. Du gehörst zu mir Alexander und das habe ich jetzt auch komplett verstanden." Ich lächle leicht. "Trotz das ich ein Lightwood bin?" Seine Augen leuchten auf.

"Vielleicht genau deswegen."

Ich ziehe ihn wieder in meine Arme. Er kuschelt sein Gesicht an meine Brust. Der Regen erscheint mir jetzt viel wärmer, angenehmer. Jetzt musste alles gut werden. Zumindest war meine Hoffnung groß. Magnus hat wahrscheinlich den gleichen Gedanken gehabt, denn er fragt mich. "Findest du die Hoffnung nicht das gefährlichste auf dieser Welt?"

Ich stütze mein Kinn auf seinen Kopf und denke wirklich über diese Frage nach. Man sagt nicht ohne Grund 'Hoffnung stirbt zuletzt' und schon oft frage ich mich woher wir Menschen die Hoffnung herziehen. Ergreift sie uns? Wie würde die Welt nur ohne Hoffnung aussehen?

"Ja finde ich. Aber ich bin dennoch froh das es sie gibt." Magnus atmet tief durch. "Warum?" fragt er dann wahrscheinlich etwas verwirrt. Ich muss leicht lächeln, als ich über meine nächsten Sätze nachdenken.

"Weil du meine Hoffnung bist."

Er sieht zu mir auf. Unsere Nasenspitzen berühren sich. Er hebt seine Hand und ich lehne meine eigene dagegen. Seine ist etwas kleiner als meine. Aber dennoch passen sie perfekt zusammen. Es ist so absurd wie wir unsere Hände ansehen und sie dann gleichzeitig miteinander verschränken.

"Ich werde nicht mehr zu lassen, das du gehst, Magnus. Nimmermehr."

Diese Nacht werde ich von Frieden träumen.

Es war der Augenblick wo dieses Band viel stärker wurde. Ein Augenblick der alles festigte und dennoch die Welt nicht aufhielt unfair zu sein. Es war der Augenblick... der alles veränderte...

Veni. Vidi. Amavi. [lateinisch] - Ich kam. Ich sah. Ich liebte.

Alles was wir sindWhere stories live. Discover now