Soleil

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Alexander

02. April 1935

Das Land zog sich bereits das Abend Kleid an, als ich aufwachte. Ich lag in einem kleinen beigen Zelt, auf einer Liege. Über mir baumelte eine Petroleumlampe. Sie war nicht erleuchtet. Ansonsten roch ich frisches Gras. Die unterschiedlichsten Stimmen drangen an mein Ohr.

Ich sah an mir herab und stellte fest das ich neue Sachen trug. Ich fühlte mich noch etwas schlapp aber trotzdem schon tausend mal besser als vor... wie lange habe ich geschlafen? Langsam stand ich auf und schlüpfte in die Schuhe die am Eingang standen.

Als ich aus dem Zelt heraus trete, umarmt mich eine angenehme Frühlingswärme. Umgeben bin ich von vielen weiteren Zelten. Die einen größer als manch andere. Es sieht, trotz das wir hier über Zelte reden heimisch aus. Irgendwie frei und fröhlich aber auch geschlossen wie der Wind.

Der Himmel war in einem sanften hellen blau. Die Wolken wurden von lila Farbe durchzogen und wie einige perfekt gesetzte Pinselstriche fand man so auch ein rosa vor. Das war es, was man Frieden nennen konnte. Die Vögel spielten in der Luft und zogen so die schönsten Küren des Lebens.

Es war perfekt.

Von meiner Neugier getrieben folge ich den Stimmen. Der Platz ist weitläufig und das grüne Gras ist das i- Tüpfelchen. Vor dem Zeltlager findet man eine große Feuerstelle und dahinter steht eine Art Pavillon. Vereinzelte Menschen stehen drum herum und unterhalten sich. Schon weitem erkenne ich die langen Bänke und Tische. Es ist ziemlich voll und dennoch nicht überladen. Manche spielen Karten, die anderen lachen und manche beobachten einfach nur.

"Alec." eine kindliche Stimme lässt mich aufsehen und da sehe ich Madzie wie sie bereits auf mich zu gerannt kommt. Grinsend fange ich sie auf um sie gleich darauf auf meine Hüften zu setzen. "Meine Lieblingsprinzessin." Die kleine Kämpferin sieht deutlich besser aus. Sie strahlt förmlich. Als ich im Augenwinkel eine Frau bemerke lasse ich Madzie wieder herunter und sehe dann in das Gesicht eine dunkelhäutigen Frau. "Sie müssen Alexander sein." Ich nicke nur und reiche ihr dann meine Hand. "Ich wollte ihnen danken, das sie für eine kurze aber dennoch bedeutsame Zeit meine Tochter von allem etwas abgelenkt haben. Durch euch, hat sie wieder Hoffnung bekommen." Meine verräterischen Wangen färben sich rot. "Das war selbstverständlich. Wie verarbeitet sie das alles?" Die Frau von der ich noch nicht mal den Namen kenne, lächelt mich an. "Das wird noch etwas dauern. Aber ich bin guter Dinge. Also danke nochmal." Sie zieht mich in ihre kurzen Arme und ich muss ebenfalls meine Mundwinkel heben. "Ich würde es immer wieder tun."

Nachdem dieses Gespräch beendet ist, fällt sofort mein Blick auf einen Tisch etwas weiter hinten. Ich muss zugeben, ich bin etwas überrascht als ich sehe wie mein Vater zusammen mit Asmodeus Bane Karten spielt. Dabei scheinen sie viel Spaß zu haben. Rund herum sitzen Mum, Magnus Mum, Max, Isabelle, Jace, zwei Fremde und natürlich Magnus. Alle scheinen sehr ausgelassen zu sein und allein dieser Anblick reicht um meine Seele wieder etwas strahlen zu lassen.

Ich gehe auf den Tisch zu und lasse mich dann neben meinen Freund nieder. Bis jetzt hat mich noch niemand bemerkt. Ich lege meine Hand unauffällig auf seinen Oberschenkel. Sofort fährt sein Kopf herum. Erst möchte er protestieren aber als er mich sieht, verwandelt sich das empörte Gesicht in ein strahlendes. So wie ich es kennen gelernt hatte, nur vielleicht mit etwas mehr Glückseligkeit dahinter. Magnus fällt mir um den Hals und nur zu gerne erwidere ich diese Geste, die für mich wahrscheinlich nie selbstverständlich wird. "Endlich bist du wach." Ich betrachte ihn genauer als er sich wieder von mir löst. Auf seiner Stirn prangt ein Pflaster und einige Schrammen sind noch deutlich aber er sieht besser aus.

"Wie geht es dir?" frage ich dann doch etwas besorgt. "Es ist alles gut. Nur manchmal noch etwas Kopf schmerzen und blaue Flecke. Aber das ist nichts im vergleich zu der Sorge, die ich für dich empfunden habe." Berührt betrachte ich den Mann, der von Anfang mein Herz gewonnen hatte. "Und meine schmerzen sind nicht mehr als Staub wenn es um die Liebe zu dir geht."

Unsere Blicke werden unterbrochen als mich auch der Rest mitbekommt. Wahrscheinlich ist die Partie zu ende. "Alexander! Du bist endlich wach." Isabelle sah mich freudenstrahlend an. Genau so wie alle anderen am Tisch. "Ja und jetzt erzählt was habe ich verpasst." Alle lächeln sich am Tisch an. "Valentine Morgenstern und seine Gefolgschaft haben sich einen Tag nach der Feuernacht ergeben. Sagen wir es am besten so, alle aber vor allem er wurden nicht jugendfrei gefoltert und danach auch umgebracht." Jace Fröhlichkeit wurde getrübt und ich hatte nur eine leise Ahnung. Obwohl das ja auch gar nicht sein kann. Schließlich habe ich Sie mit eigenen Augen gesehen. "Der Krieg ist vorbei." sagt dann der fremde Mann. "Alexander das ist Simon. Er war das helle Köpfchen der Engel." Ich nicke ihm zu und bemerke trotzdem den anhimmelnden Blick meiner Schwester. "Und das ist Clary Fairchild. Sie hat den Verletzten geholfen." Ich nicke dem kleinen rothaarigen Mädchen ebenfalls zu, welche von meinem besten Freund im Arm gehalten wurde.

Der Krieg ist vorbei... Solange habe ich auf diese Worte gehofft und jetzt waren sie Wirklichkeit.

"Hast du deine Eltern gefunden?" frage ich dann offen an Jace als ich meine Zielobjekte am Eingang stehen sehe. Als er dann nur den Kopf schüttelt, muss ich weiterhin lächeln. "Sicher?" Ich deute auf den eben genannten Eingang und als Jace meinen Blick folgt, springt er sofort auf und nimmt seine vermissten Eltern in den Arm. Ich war ein einziges mal zu Besuch bei ihm und seine Eltern sind mir auf dem Weg hier her sofort aufgefallen.

Auch wenn es mich interessieren würde wie viele Menschen wir retten konnten und wie viele nicht, lasse ich die Frage in meinem Kopf. Heute scheinen alle glücklich und das möchte ich mit dieser Frage nicht zerstören. Dafür gab es noch genug Zeit.

Als Jace Eltern unsere Runde vergrößern scheinen wir wie eine große Familie. "Wo sind wir hier überhaupt? Hat dieser Platz oder sagen wir Dorf einen Namen?" frage ich dann. "Nein wir haben die Fläche nur einmal bei einer Wanderung entdeckt. Hast du eine Idee?" Ich nicke. "Ich habe sogar zwei. Der Name könnte Soleil sein. Es ist französisch und übersetzt heißt es Sonne. Außerdem könnten wir für alle gefallenen ein Gedenkplatz errichten. In Form einer Sonnenuhr."

Alle scheinen begeistert zu sein und bevor Jace noch eine neue Runde Getränke holen kann, führt mich Magnus aus dem Pavillon. Nah nebeneinander laufen wir ein Stück. Solange bis er anhält und mir seine Hand entgegen hält. "Darf ich um diesen Tanz bitten?" Ich kann nur noch mehr lächeln und ihn an mich ziehen.

Zu unserer eigenen Melodie tanzen wir. Es ist befreiend und macht mich so unendlich leicht. "Warum habe ich das Gefühl, das dies noch nicht das Ende unserer Geschichte ist?" Magnus Stimme war nur ein flüstern. Ich musste leicht lächeln. "Weil sie jetzt erst richtig beginnt."

Wir haben die Liebe an einem so hoffnungslosen Ort gefunden und durch sie konnten wir das errichten, was man wahrscheinlich zu Hause nennen würde. Die Möbel waren unsere Hoffnung, das Grundgerüst unsere Liebe und das Dach waren die Träume.

Noch im weiteren Verlauf fanden die beiden heraus, das Asmodeus Bane und Robert Lightwood früher tatsächlich Freunde waren. Auch sie haben sich wie Alec und Magnus gegen die Feindschaft ihrer eigenen Väter gestellt. Solange bis von Robert die Mutter gestorben ist. In dieser Zeit hätte er Asmodeus gebraucht, doch dieser musste mit seiner Familie umziehen. Allerdings hatte er nie die Gelegenheit, dies auch Robert mitzuteilen, da es eine Nacht und Nebel Aktion war. Robert war so verletzt, das er die Feindschaft wieder aufnahm. Doch der Krieg hatte die beiden wieder zusammen gebracht.

Idris wurde vollkommen zerstört aber mit vereinigten Kräften wurde auch wieder diese Stadt errichtet. Sie glänzt in einem neuen Licht. Man sieht die Narben aber dadurch wird sie nur noch schöner.

Das Dorf "Soleil" feierte in den weiteren Tagen noch viele Feste. Sie tanzten zu der fröhlichsten Musik. Sie bauten dieses Dorf immer weiter aus. Die Sonnenuhr wurde aufgebaut, wo man um die Opfer trauern konnte.

soleil [französisch] - Sonne

Alles was wir sindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt