Je serai là pour toi

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Alexander

17. März 1935

Ich lag seit zwei Uhr nachts wach. Meine Gedanken kreisen, wie die einzelnen Planeten um die Sonne, sich nur um Magnus herum. Dabei zieht es immer wieder in meine Brust.

Ich war die letzten Tage immer wieder bei unseren gemeinsamen Platz gewesen. Die Bank war leer. Jedes mal hat es mich erschöpft. Der Nervenkitzel waren vollkommen weg und dadurch spürte ich die Müdigkeit.

Sobald ich in der Gasse ankam, könnte ich mich auf die Bank legen und einfach schlafen. Dort fühle ich noch Magnus Anwesenheit. Ich rieche sein Parfüm. Die Gänsehaut ist präsent und doch nur eingebildet.

Hier in meinen vier Wänden stand ich unter Hochspannung. Statt der Müdigkeit und Träumen, war da nur purer Realismus.

Was ist wenn ich ihn jetzt vollständig verloren habe? Werde ich ihn jemals wieder sehen? Macht ihn mein Nachname wirklich so viel aus?

Ich habe mich ihm so nah gefühlt und auch jetzt würde ich noch alles für ihn geben. Aber umso länger er nicht bei mir war, desto weiter stieg meine Angst, die ich mit ihm nie gespürt hatte. Es war eine Macht, die mich alles vergessen lassen hat.

Wenn ich nur könnte dann würde ich ihn aufsuchen aber dieser Schritt könnte zu viel sein. Oder ihn vielleicht komplett vertreiben.

Magnus gab sich gerne Taff und das war er wahrscheinlich auch die meiste Zeit. Aber auch er war verletzlich. Er hat Angst angreifbar zu werden und allein das er sich mir so hingegeben hat, muss ein unendlich großer Schritt für ihn gewesen sein.

Er weiß vielleicht gar nicht, wie wichtig es ist, das es ihn gibt. Wie gut es tut ihn zu sehen. Wie tröstlich sein lachen ist. Wie wohltuend seine Nähe ist. Wie viel ärmer ich ohne ihn wäre und wie reich die Momente mit ihm sind.

Und während ich das denke vergeht die Zeit. Wie immer gehe ich duschen und mache mich dann für die Arbeit fertig.

Dort starre ich die meiste Zeit auf das Buch welches ich übersetzen soll. Dabei verschwimmen immer die Worte. Das Latein ergibt keinen wirklichen Sinn und auch die Feder in meiner Hand wirkt so komisch fremd.

Obwohl mich diese Sachen immer etwas vollständiger fühlen lassen haben sind jetzt ein Hauch von Luft, den ich wie beim ersticken nicht mehr einatmen kann.

Kieran ist heute nicht zur Arbeit gekommen. Kurz hatte ich auch deswegen sorgen. Aber die Sirenen hätte ich gehört. Ich wünsche ihm vom ganzen Herzen, das er irgendwie sein Glück wieder finden kann.

"Lightwood!" Der Chef knallt ein Buch auf meinen Tisch und lässt mich so erschrocken hoch fahren. Verrückt, das jetzt selbst mein eigener Name das ziehen in meiner Brust verstärkt.

"Was ist mit euch los? Selbst jemand der kein Latein spricht wäre schneller als ihr." Ich sehe auf das Blatt. Es sind zwei übersetzte Zeilen. Meine eigene Uhr zeigt mir das ich jetzt eigentlich Feierabend hätte.

Als ich nicht antworte, huscht ein kurzer dunkler Rotton über das Gesicht von meinem Chef. "Lightwood, jetzt reißen sie sich zusammen." Ich nicke nur und wende mich dann dem Buch wieder zu.

Ich bin zwar immer noch viel zu langsam aber ich schaffe wenigstens die Hälfte. Danach gehe ich. Es ist der erste Tag seit langem wo ich nicht diese kleine Sackgasse aufsuche. Zu groß ist die Angst das er wieder nicht da ist.

Außerdem warten meine Geschwister zu Hause auf mich. Ich hatte den Spiele Abend verschieben müssen und auch heute habe ich nicht wirklich Lust. Aber ich habe es versprochen.

Leichter Sprühregen schlägt mir entgegen und heute spüre ich den Regen nicht. Ich werde nur nass.

Traurig muss ich lächeln. Noch vor ein paar Wochen habe ich überlegt ob das mit Magnus wirklich richtig ist und heute? Heute fühlt sich alles falsch ohne ihn an.

"Alexander wie lange wollt ihr noch da draußen stehen?" Ich sehe in Isabelle' belustigten Blick. In meiner Hand halte ich meinen Schlüssel. Ich starre ihn an, als wüsste ich nicht was seine Funktion ist.

Sie lässt mich herein und betrachtet mich dann. "Du hast schon immer den Regen geliebt." sagt sie dann leise. Ich zucke nur mit den Schultern. Obwohl sie recht hatte. Im Regen zu tanzen oder allein einfach nur dazu stehen, hat etwas ganz besonderes, menschliches, verletzliches an sich.

"Du hast es schon immer geschafft etwas schön klingen zu lassen, obwohl es das nicht ist."

Ich sehe meine kleine Schwester an. "Weißt du, manchmal tut es einfach nur weh ein liebender Mensch zu sein." gebe ich zu.

Ihr Blick wird weicher. "Du träumst schon wieder, Alexander. Man verliebt sich nicht so schnell. Außerdem haben dich deine Träume nie enttäuscht. Wahrscheinlich wirst du sie irgendwann Eheligen."

Kurz muss ich lächeln. Dann müsste ich Magnus zum Mann nehmen. Das lächeln verfliegt sofort, als mir wieder klar wird das, das nie passieren wird.

"Kommt ihr jetzt? Euer kleiner Bruder wartet." Ich nicke nur und sie kann nur die Augen verdrehen.

"Ich bin froh kein Träumer zu sein." gibt Isabelle dann von sich, als ich mich gerade an den Küchentisch setze. "Man wird immer nur enttäuscht, weil alles meistens nur ein Traum bleibt."

Ich bilde mir das knacken meines Herzens nur ein. Wie recht sie nur hat.

"Ich habe es mir auch nicht ausgesucht." Meine Stimme klingt monoton, denn alle Emotionen die ich empfinde halte ich gefangen. Fast schon traurig sieht sie mich an. Ich schüttle nur leicht den Kopf während ich die Karten mische.

Nach mehreren Runden liegt Max ganz klar vorn. Es ist schön, ihn so fröhlich zu sehen. Ich schrecke auf als ich den schrillen Ton des Telefons höre.

So wie es üblich ist, geht das Familienoberhaupt, Robert, an den Apparat. Deswegen versinke ich bald wieder in meine Gedanken.

Erst durch einen leichten Stoß von meiner Schwester, sehe ich auf. Robert sieht mich ungeduldig an. "Ein Mr. Brown ist am Telefon. Er möchte mit dir sprechen. Dringend."

Ich runzle meine Stirn. Ich kenne keinen Mr. Brown. Was ist wenn es ein Spion ist? Oder wir abgehört werden von dem Kreis.

"Alexander!" Schnell stehe ich auf und gehe in das kleine Zimmer, was nur mit dem Telefon bestückt ist. Ich hebe den Hörer an mein Ohr.

"Guten Abend." gebe ich dann mit zitternden Stimme wieder.

"Ich brauche dich." Fast hätte ich den Hörer fallen lassen. Es ist die Stimme, die ich immer wieder erkennen würde. Die es schafft, das diese Welt erträglicher wird.

"Wo bist du?" frage ich und höre dann nur noch das tuten.

Je serai là pour toi [französisch] - Ich werde für dich da sein

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