Das Training

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Wach auf!", rief jemand dicht an Melanies Ohr. Sie rieb sich verschlafen die Augen.

„Was ist los?", fragte sie genervt.
„In fünfzehn Minuten beginnt das Training für alle Neueinsteiger der großen Jagd!"

Sofort war Melanie hellwach. Ohne auf ihren Bruder zu warten stürmte sie durch den kurzen Tunnel Richtung Höhlenausgang. Ihr Bruder rollte mit den Augen. Das war typisch für sie. Immer genervt von allem wenn man sie nicht ausschlafen lies, und jedem aber die erste, wenn es darum ging, gegen irgendwas oder irgendwen zu kämpfen. Kopfschüttelnd folgte er ihr und stieß kurz vor dem Ausgang fast mit ihr zusammen.

„Was sollte das denn?!", fuhr er sie an.

Melanie antwortete nicht. Stattdessen schaute sie ihn nur fragend an, sagen musste sie nichts. Ihr Bruder seufzte schicksalsergeben, bevor er in Richtung Trainingsplatz wies. Meliorn wollte noch etwas sagen, doch seine Schwester, war bereits wieder losgerannt.

„Wo sind die andern?", fragte sie verwundert, als er sie endlich eingeholt hatte. Sie standen auf einer großen, sandigen Lichtung, die mit einem Holzzaun umgeben und menschenleer war.

„Wenn du mir vorher zugehört hättest, dann wüsstest du, dass wir uns erst auf unserer Stammwiese treffen!", erwiderte ihr genervter Bruder.

„Oh! Upps"

Im nächsten Moment hetzte sie wieder quer durch den Wald. Ihr Bruder konnte nichts tun, außer ihr wieder mal leicht genervt nachzuschauen und schließlich zu folgen.

Melanie wunderte es nicht, dass schon viele Rudelmitglieder auf der Lichtung waren, als sie ankamen. Schließlich war sie erst kurz vor Sonnenaufgang eingeschlafen und dementsprechend spät dran. Jedoch waren ihre Eltern in dem Gedränge zum Glück nicht zu sehen. Wahrscheinlich hätte sie sich unter das Rudel mischen können und ihre Eltern würden nichts bemerken, überlegte sie gerade, als ihre Mutter sich aus der Gruppe löste und auf sie zukam. Sie hatte helles, braunes Fell und dazu passende, tiefblaue Augen. Sie war sichtlich wütend über die späte Ankunft ihrer Tochter.

„Wo warst du? Du kannst froh sein, dass dein Vater noch nicht hier ist! Wo ist dein Bruder?", fragte sie so aufgelöst und mürrisch, dass Melanie für kurze Zeit die Worte fehlten.

„Ich...äh...mein Bruder ist...äh..."

„Ich bin hier" sprang ihr Bruder ein, der in dem Moment hinter ihr auftauchte.

„Wo wart ihr?", fragte ihre Mutter ihn, sofort viel ruhiger. Wenn sie wusste, dass ihr Bruder bei ihr war, war sie viel entspannter. Dafür hasste sie ihn. Obwohl sie Zwillinge waren, wurde sie immer wie das kleine Mädchen behandelt, dass man auf keinen Fall aus den Augen lassen durfte, und ihr Bruder als der große, verantwortungsbewusste Nachfolger ihres Vaters.

„Melanie wollte sich schon mal die Trainingsplätze angucken."

„Ihr seid beide noch Kinder! Und Kinder haben alleine nichts im Wald zu suchen! Solange ihr noch nicht volljährig seid, oder offizielle Positionen im Rudel besetzt, dürft ihr nicht allein durch den Wald streifen, vor allem nicht außerhalb unseres Territorium! Ihr könntet euch andere Rudel zum Feind machen oder Schlimmeres!"

„Wo ist unser Vater?", unterbrach Meliorn ihre Mutter in beschwichtigendem Ton, da er merkte, das Melanie wütend wurde.

„Er musste sich mit einigen anderen Rudelsführern treffen", sagte ihre Mutter ruhig.

„Was...Wieso...Aber...Warum trifft er sich mit Leuten aus anderen Rudeln. Wie kannst du diese Vorsteher von zusammengewürfelten Grüppchen überhaupt als Anführer von Rudeln bezeichnen?", fragte Melanie aufbrausend.

MelanieDonde viven las historias. Descúbrelo ahora