den Bass fühlen

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Gismo konnte den Bass fühlen. Unermüdlich hämmerte er auf seine Brust, wie der Vogel in Ivans Kopf.

Er schloss die Augen und versuchte sich auf die rhythmische Frequenz zu konzentrieren, erst gestern hatte er gelesen, dass der Herzschlag sich auf die Musik, die man hörte anpassen würde. Dann müsste Gismos Herz kurz vorm Kammernflattern sein. 

Der Bass nahm ab und Gismo öffnete seine Augen. Langsam sah er sich in der Menge um, der Club war voll. So voll, dass selbst in den Zwischenfluren- und räumen getanzt wurde. Gismo hatte sich schon immer gefragt, was die Leute so toll an Partys fanden. Es war voll, stickig und die frischgewaschenen Klamotten, die er gerade angezogen hatte, konnte er getrost danach verbrennen, weil der Gestank eh nie wieder herauszubekommen war.

Kurz um: Gismo hasste Partys.

Er hasste die Menschenmassen, die sich sinnlos besoffen und beim Tanzen niemals Rücksicht auf andere nahmen.

Er hasste den Rauch, der seine Lungen träge machte.

Er hasste die Lichter, die ihn fast blind machten.

Und er hasste es, dass er die Musik nicht hören konnte, die bei den Anderen so viele Glücksgefühle auslöste.

Gismo blieb nur der Bass, der seine Brust zum Vibrieren brachte.

Er und der Bass gegen den Rest der Welt.

Oder eher gegen den Lärm der Stille.

Die Hymne der AussteigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt