das Feuer fühlen

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Tristan konnte das Feuer fühlen. Sanft tanzte die Flamme in seiner Hand, wie die letzte Hoffnung in der Dunkelheit. In diesem Moment beherrschte er die Welt.

Und da war es wieder. Dieses Kribbeln in seinen Fingern, was sich durch seine Arme hin zu seinem wild pochenden Herzen zog. 

Mit einem Ruck ließ er die Flamme fallen und sogleich begann das Feuer das Holz zu zerfressen. Wie ein wilder Parasit nährte es sich am Wald. Ließ nichts übrig außer Asche und Tod.

Das Feuer spiegelte sich in seinen Augen wieder und Tristan spürte eine tiefe Zufriedenheit, als er den Rauch sah, der in der Nacht verschwand.

Feuer konnte man nur mit Feuer bekämpfen.

Denn nur die Hitze würde seinem kalten Herzen das Gefühl geben, am Leben zu sein.

Das wusste er.

Der Wald ächzte unter dem Gewicht des Feuers. Die Funken tanzten um Tristan herum, bildeten einen Kreis und gaben ihm die Unsterblichkeit nach der er sich sehnte.

Chaos.

Macht.

Zerstörung.

Feuer war alles.

Und deshalb liebte er es.

Weil es so stark und mächtig war. Und weil es ihm die Angst nahm. Die Angst, dass die Kälte in seinem Herzen siegen würde. 

Um ihn herum verbrannte alles, doch Tristan war noch da. 

Er, zusammen mit dem Feuer gegen den Rest der Welt.

Oder eher gegen die Kälte in der Hitze seines Herzens.

Die Hymne der AussteigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt