der Nacht lauschen

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Wie Adern zogen sich die Blitze über den Himmel.
Der Donner war ihr Herzschlag, dachte Tristan.

Als der Regen zu stark wurde, hatte er  entschieden den Van sicher über Nacht zu parken. Und da es keinen geeigneten Rastplatz gab, hatte Tristan ihn auf einem alten Industriegelände abgestellt.

Während Gismo, Ivan und Roxanne ruhig neben ihm zu schlafen schienen, beobachtete er das Gewitter aus dem Fenster.

Er war ruhelos.
Zu viele Gedanken hielten im vom Schlafen ab und als sich der Sturm endlich legte entschloss Tristan sich, etwas frische Luft zu schnappen.

Es hatte sich deutlich abgekühlt. Tristan holte tief Luft und raufte sich die Haare.

Was war nur los mit ihm?
Warum verspürte er wieder so eine Wut?

Eine Weile streunerte er rastlos auf dem Gelände herum. Tristan hatte keine Angst von irgendwelchen Junkies oder Tieren angegriffen zu werden.

Im Moment interessiert ihn nichts.

Einfach nichts.

Alles war nur ein dumpfes Pochen in seiner Schlärfe.

Nach einer Weile kletterte er auf das Dach eines nahen Gebäudes. Am Horizont zeichnete sich bereits eine helle Linie ab.
Er hockte sich hin und holte sein Feuerzeug aus der Jackentasche. Kühl lag es in seiner Hand, gedankenverloren fuhr er über das dunkle Metall.

Zusch.

Die Flamme begann in seiner Hand zu tanzen.

"Machst du mir auch eine an?", das Feuer flackerte leicht, als Roxanne sich neben ihm niederließ.
Wortlos zündete er die Zigarette an und zog daran.

Keiner sagte etwas.

Sie legte eine Hand auf seine Schulter, aber Tristan schlug sie weg.

Das dumpfe Pochen wurde stärker.

"Was ist los?", fragte Roxanne.

"Was los ist? Ist das dein scheiß Ernst?", krächzte er.

Ihre Silhouette zeichnete sich deutlich vom Horizont ab.
"Sag es mir."

Er blies den Rauch aus. Schnell lösten sich die Wölkchen in der schwindenen Dunkelheit auf.

"Ich liebe dich.", sagte er. Zu schroff.

"Deshalb hab ich Ivan auch die Fresse poliert. Und ich würds wieder tun. Aber dich interessiert das alles wohl nicht.", er zog an der Zigarette.

"Bis jetzt hast du kein Wort darüber verloren. Warum auch? Schweig es tot. So, wie du alles tot schweigst. Schon okay. Du hast dich entschieden und ich mich auch.", damit schmiss er ihr die Zigarette vor die Füße und kehrte zum Van zurück.

Der Morgen graute.
Ein neuer Tag folgte und damit neue Sorgen.

Die Hymne der AussteigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt