Prolog

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An alle, die sich hierherverirrt haben: Herzlich willkommen zu dieser Avengers-FF!
Wie unschwer zu erkennen ist, ist das hier meine erste Wattpad-Story, konstruktive Kritik ist also sehr gern gesehen.

Ich hoffe einfach, dass ich nicht alles falsch mache und präsentiere euch meinen Prolog (der eigentlich nur ein verzweifelter Versuch ist, die Story halbwegs canonkonform zu gestalten).
Er beginnt direkt nach Avengers Endgame irgendwo in Leipzig...

***

Das Bild in ihren Händen war wunderschön.
Es strahlte Kraft aus, eine Energie, die ihr jahrelang gefehlt hatte.

Es zeigte sie selbst mit dem Shaolin-Mönch, der sie in die Kunst des Qi Gong eingeführt hatte. ‚Yoga für Fortgeschrittene' nannten es böse Zungen, aber sie hatten keine Ahnung: Ein Spiel war es, ein Spiel mit Energien. Der Mönch, Wong, hatte sie ihre Depressionen überwinden lassen. Sie hatte ihren alten Willen wiedergefunden; den unbezwingbaren Willen, zu tun was auch immer nötig war.

Aber Wong hatte sie auch mit etwas anderem bekannt gemacht, oder besser: Jemand anderem.
Doch auch der Gedanke an Stephen Strange konnte sie nicht ablenken von dem Artikel.
Sie wusste nicht, warum sie ihn ausgeschnitten und an ihre Pinnwand gehängt hatte.
Sie wusste ja nicht einmal, warum sie das Klatschmagazin überhaupt gelesen hatte.

Tony Stark tot, las die Überschrift. Geopfert, um denjenigen zu töten, der damals die Hälfte der Menschheit einfach weggesnapt hatte.
Sie auch.
Aber verändert hatte sich nichts in ihrer kleinen Welt, wo sie zurückgezogen in Deutschland wohnte.
Natürlich war sie in jedem Urlaub zurück nach Amerika gegangen.
Sie hatte nicht nur den Mann dort geliebt, sondern das gesamte Land. Sie hatte sich oft gefragt, ob sie das Letzte, was ihr von ihm blieb, nicht doch hätte behalten sollen...
Was sie zurück zum Artikel brachte.

„Schade, dass Morgan nicht zehn Jahre älter ist", hatte der Autor gesagt, „Die Kombination aus Starks Geist und Potts kühlem Kopf hätte sicher einen Weg gefunden, ihren Vater zu retten."

Was wäre gewesen mit einer Mischung aus Tonys Geist und ihrem Willen? Eine explosive Mischung zwar – ein kühler Kopf kam da sicher nicht vor – aber vielleicht...

Egal. Alle ‚wenns' und ‚könntes' und was es da nicht alles gab nützten nichts. Es gab ja doch keine andere Möglichkeit. Keine dritte Chance...

Aber bekanntlich macht der Teufel ja gern einen unerwarteten Auftritt, wenn man von ihm spricht. Oder, eben eindrucksvoll bewiesen, auch nur an ihn denkt.
Natürlich war es nicht der Teufel, der da an ihrer Tür klingelte, sondern ihre dritte Chance.

Lange Zeit sahen sie sich nur schweigend an. Er brach schließlich die Stille: „Ich... darf doch hereinkommen?" „Oh, ja – natürlich." Er hatte sie eiskalt erwischt.
Und er wusste, dass sie bei jedem Hoffnungsschimmer kämpfen würde bis zum Ende.

In der Küche angekommen wurde ihr Blick wie magisch angezogen vom Bild Tonys, das neben den Artikel gedruckt war.
„Ich habe ihn geliebt", sagte sie leise.
„Ich weiß", Stephen Strange trat hinter sie, „Andernfalls wären wir beide jetzt in New York in meiner Wohnung. Vorzugsweise in meinem Bett."
„Stephen...", murmelte sie unangenehm berührt. Sie hatte gerade gänzlich andere Prioritäten.
Er atmete bewusst aus. „Ich habe während des Krieges in die Zukunft gesehen und es gab nur diese eine Möglichkeit, zu gewinnen. Aber wenn man ein Detail vor diesem Zeitpunkt veränderte... Gäbe es vielleicht eine Zukunft ohne dieses Opfer."
Verwirrt starrte sie ihn an. „Nur, dass ich das richtig verstehe: Du willst alles, was wir erreicht haben, er erreicht hat – riskieren für eine Vermutung?"
„Ja", er fixierte mich mit seinem durchdringenden Blick, „Weil es das wert wäre."
„Für mich", stellte sie klar, denn sie würde alles tun, um ihn zu retten, „Aber warum auch für dich?"
Darauf gab er ihr keine Antwort. Sein Ausdruck war ruhig, aber vollkommen selbstbewusst.
Und sie verstand ihn.

„Hier", er zog eine rote Phiole aus seinem Umhang, „Das letzte Pym-Partikel.
Captain America hat, als er die Steine zurückgebracht hat und sich ein Leben mit Peggy Carter geschaffen hat, etwas herausgefunden über den Zeitstein. Etwas, das ich nicht wusste."
Das war schon ein Wunder für sich.
„Zeit... Es gibt verschiedene Zeitlinien, Eskapaden, so etwas wie was-wäre-wenns... Aber es gibt nur eine Hauptlinie. Und die bestimmen wir mit dem Zeitstein. Der Captain hat sein Leben mit Carter gelebt und ist nun bereit für Plan B. Er hat seinen Schild übergeben, aber er hat auch den Stein hiergelassen. Er hat uns durch den neuen Captain America die Möglichkeit gegeben, diese Zukunft zu leben... oder sie durch den Zeitstein zu ändern. Wenn du deine Entscheidung umkehrst und ich jene Eskapade zur Hauptlinie mache... dann könnte unsere Zukunft auch seine sein."
Sie hinterfragte diese Ausführungen nicht. Sie hatte sich an Dinge gewöhnt, die sie nicht verstand.

Er führte sie zu dem braunen Transporter, den er vor der Wohnung geparkt hatte. Dieser war wohl nicht irreparabel von Thanos zerstört worden – die scheinbare Eruption der Zeitmaschine war nur eine Gasexplosion gewesen, noch unerkannt von allen Beteiligten.
Er schob das Partikel sanft in ihre Hände und wandte sich zum Gehen, kehrte aber noch einmal um. Vorsichtig, als wäre sie zerbrechlich, legte er seine langen Finger an ihre Schultern und küsste sie auf die Stirn.
Ein letzter Blick aus seinen elektrisierenden blauen Augen, dann machte er sich bereit.

Ihr Fokus wanderte auf ihre Hände, die die Phiole umklammerten wie einen letzten Anker.
Was war sie bereit zu geben?
Die Antwort war einfach: Alles.
Whatever it takes.

Die Zeitreise war nicht gerade angenehm, aber ihren Willen, nur gerichtet auf diesen einen Zeitpunkt in ihrem Leben, konnte nichts und niemand ablenken.
Sie landete an derselben Stelle, an der sie gerade noch gestanden hatte – aber mehr als 20 Jahre früher.
Sie machte sich nicht die Mühe, nach dem Ersatzschlüssel zu suchen, sondern klingelte kurzerhand.
Ihr jüngeres Ich öffnete die Tür, eine Schürze umgebunden – wohl gerade vom Kochen kommend.
„Ja?", war die misstrauische Begrüßung.
„Ich muss mit dir reden", sagte sie, „Über das Baby."
Erschrocken ließ die Jüngere den Kochlöffel fallen. „Bitte was?! Wer bist du?"
„Ich bin du", sie lächelte ironisch, „Aus der Zukunft."
Sie drängte sich an sich selbst vorbei in ihre Wohnung hinein. Man lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen.

An der Küchentheke lehnend musterte sie die junge Frau vor sich. „Du musst das Baby behalten."
Die andere sah ihr trotzig entgegen. „Ich muss gar nichts. Und ich kann das auch nicht:"
„Du hörst mir nicht zu, kann das sein? Du musst. In der Zukunft ist Tony Stark tot. Tot, meine Liebe. Glaub mir, das ist schlimmer, als sich von ihm wegzusperren."
Der Blick ihrer Gegenüber war entsetzt geworden. „Ich kann nicht. Es wird mich zerreißen. Ihn jeden Tag in meinem Kind zu sehen und seine Liebe dennoch niemals zu bekommen..."
Ihr Ausdruck wurde weicher. „Das ist es wert. Informiere ihn über das Kind – er hat ein Recht darauf."
Die Jüngere atmete zitternd aus. „Ich fürchte mich."
„Und dennoch hast du einmal versprochen, ihn zu schützen."
„Whatever it takes", wiederholten sie die Worte.

Sie ging, aber sie verließ nicht nur ihr jüngeres Ich. Sie verschwand.
Denn ganz, wie Stephen Strange es versprochen hatte, machte er durch einen letzten Zauber und eine letzte Nutzung des Zeitsteines diese Timeline, die sie gerade geschaffen hatte, zu ihrer Timeline. Zur Hauptlinie.
Einer Zeit, in der sie nicht mehr existierte.
Cilia Duncan von 2001 hatte recht gehabt.
Es hatte sie zerrissen.

***

Noch eine kleine Information vorweg: Zwar habe ich vor jedem Kapitel Bilder eingefügt, allerdings sollte es kein Problem sein, wenn Wattpad sie nicht anzeigt. Alle Personen und Orte werden auch im Fließtext beschrieben. 😉

Iron KidWhere stories live. Discover now