Nope, noch immer kein Humor

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„Du bist so stark, Gracie... Aber ich wünschte mir, du müsstest es nicht sein."

Ich lehnte mich jetzt vollends an ihn, das erste Mal in dieser Woche den Anflug eines Lächelns spürend. „Das wünsche ich mir auch, Dad. Ich fühle mich, als sei mein Anker gerissen; ich weiß nicht mehr, wer ich bin oder wer ich sein soll... Aber weißt du, ich hatte nicht nur einen Anker. Ich habe immer noch dich und Rhodey und Pepper, Oscar, Seymour und-" Ich brach ab und biss mir auf die Unterlippe.

„Ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken, dass noch jemand für mich da ist – dass ich wieder glücklich werden könnte ohne sie. Aber jemand muss sie doch in Erinnerung behalten, weiterleben für sie-" Ich suchte zögernd seinen Blick, der gerade unheimlich weich war. „-und wer kann das besser als ihre beste Freundin?"
„Behalte dir diese Worte im Kopf, Kid", lächelte Dad, „Sie sind vielleicht das Klügste, was du je gesagt hast. Und du sagst ziemlich viele kluge Sachen." Er bohrte mir den Finger leicht in die Seite, etwas Witz in die Situation hineinbringend – aber ich hatte die Message verstanden. Er war stolz auf mich.

Ich atmete betont aus, bemüht, meine Stimme statisch zu halten.
„Und... und ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken, dass ich Mom... nicht mehr brauche. Sie war so selten da, aber... sie war doch meine Mom..."
„Und das wird sie auch immer sein, Gracie", er drückte mich fest an sich.

„Du bist ein toller Dad", sah ich zu ihm auf, „Der beste. Egal, wie sehr du zweifelst und egal, wie unverantwortlich die Presse dich nennt – ich brauche nur dich. Pepper ist... Das heißt nicht, dass ich sie nicht schätze, aber sie wird nie Moms Platz einnehmen. Sie ist einfach..."
Ich suchte vergeblich nach den richtigen Worten, aber das Genie neben mir hatte sie natürlich längst gefunden.
„Pepper. Pepper war von Anfang an Pepper, und das wird sie auch immer sein." Das Lächeln auf Dads Zügen vertiefte sich. „Wir haben schon ziemlich Glück mit ihr, hm?"
Wir.
Wie schön das klang.

*

Ich lag auf meinem Bett und starrte auf mein Starkphone – ziemlich unnötig, da Oscar mir jede Benachrichtigung anzeigen würde. Ich hatte die WhatsApp vor einer halben Stunde getippt, und die Häkchen waren bereits blau geworden.
‚Wo bist du?'
, war ihr einfacher Text.
Aber ‚Buddy' antwortete nicht.

Frustriert löschte ich die Nachricht wieder und tippte auf ‚Kontaktdaten ändern'. Schon eine Weile hatte Buddy sich falsch angefühlt, denn Spidey war mehr für mich als ein einfacher Kumpel... und jetzt war er weg.
Peter, stand da jetzt nur noch.
Resignierend schmiss ich schließlich das Handy auf meine Decke und suchte mir eine sinnvollere Beschäftigung.

„Oscar, welche Projekte haben wir gerade am Laufen?"
„Black, Infinity, Assemble, Solo. Letzteres als untergeordneter Faktor des Projekts Assemble."
„Na, dann machen wir da doch gleich weiter...", murmelte ich, mich nebenbei in schwarze Klamotten werfend, „Rufst du bitte Rhodey an?"

Zuverlässiger Soldat, wie er war, hob dieser schon nach dem zweiten Klingeln ab. „Gracie?"
„Nein, der-" Ich stockte kurz. Ganz toll, nicht mal zu einem sarkastischen Kommentar war ich mehr in der Lage... geschweige denn einem Augenverdrehen. Mein Leben war echt den Bach runtergegangen.

„Rhodey, bringst du mir bei, einen Quinjet zu fliegen?"
„Was?!"
„Du hast mich schon verstanden." Er würde mir diesen Gefallen nicht abschlagen. Um genau zu sein, überhaupt keinen Gefallen, bedachte man die Umstände unseres Kennenlernens... Erschwerend kam hinzu, dass ich mich seit einer Woche nicht gerührt hatte.
„Hör mal, ich bin froh, wenn du mal rauskommst... Aber ein Quinjet, das ist kompliziert und... ich weiß nicht, ob dein Dad das gutheißen würde."
„Er hat die Dinger erfunden. Und ich habe in drei Stunden gelernt, eine Yacht zu fahren." Mehr sagte ich zu dem kompliziert-Kommentar nicht. Ich war gut erzogen worden.

*

Eine gute Stunde später fand ich mich an einer leeren Militärbasis nördlich der Stadt wieder – öffentliche Flugplätze mied ich vorerst.
Rhodey, der mich schweigend hierhergefahren hatte, führte mich auf das Dach der Lagerhalle, das scheinbar auch als Startbahn für Flugobjekte diente, und in den wartenden Quinjet hinein.
„Hier findest du den Radar", erklärte er mir als erstes das Display, „Zu deinem Glück funktioniert das genauso wie bei einem Motorboot, die Lenkung ebenfalls. Normalerweise dirigiert dich dein Copilot durch den Verkehr. Hier empfängst du auch Signale von Flughäfen, aber in Stealth-Mode interessiert dich das wenig", er deutete auf den Knopf zum Aktivieren des Tarnmodus'.

„Hier kannst du die Türen öffnen, auch zwischen den einzelnen differenzieren, die Lautsprecher aktivieren und den Notstand einstellen. Da bekommen wir zusätzlichen Sauerstoff und senden SOS-Signale. Ach ja, den Autopiloten schaltest du hier zu."
Kritisch betrachtete ich die vielen Knöpfe und Riegel. Da würde ich dann einfach Oscar anschließen, das hätte sich dann auch erledigt.

„Fahren kannst du mit einem Quinjet nicht. Wenn du den Steuerhebel nach unten drückst, wird heiße Luft aus den Düsen nach unten gepresst, die den Jet anhebt beziehungsweise absenkt. Steuerst du dann in eine seitliche Position, hält sich der Jet in der Schwebe, gehst du nach oben, fliegt er los. Je weiter du den Hebel vordrückst, desto schneller kannst du fliegen. Verstanden?"
„Verstanden. Was ist mit der Lenkung?" Ich beäugte das Cockpit, das dem eines Autos erstaunlich ähnlich war.
„Die beiden rechten Pedale sind für die senkrechte Neigung zuständig, das mittlere steuert hierbei nach unten. Das linke Pedal ist so etwas wie die Kupplung, das trittst du, wenn du den Steuerhebel bedienst. Bist du schon mal Auto gefahren?"
„Klar", ich zuckte die Schultern.
„Dann weißt du ja, wie das funktioniert." Rhodey sah zwar skeptisch aus, ließ mich aber trotzdem auf dem Pilotensitz platznehmen.
Ein winziges Lächeln hob meine Mundwinkel.

***

Professionelle Trauerbewältigung mit Tony Stark... Was würden wir nur ohne ihn tun?
I want one. 😉

Iron KidWhere stories live. Discover now