Jetzt ziehen auch noch die Kindergärtner in den Krieg...

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Bis allerdings Projekt Pepperony weitere Schritte gehen konnte, trat ein neues Problem auf.
Ich trat gerade aus dem Fahrstuhl in die Eingangshalle des Towers, wollte ein bisschen durch New York spazieren, da hielt Rhodey mich zurück.

Ich hatte ihn drei Tage nicht gesehen und begrüßte ihn erfreut, doch seine Entgegnung wischte mir das Lächeln vom Gesicht: „Ich an deiner Stelle würde da jetzt nicht raus gehen."
Ich zog nur die Augenbrauen hoch, auf weitere Ausführungen wartend.
„Keine Klatschpresse gelesen in letzter Zeit?", er knallte mir ein Magazin vor die Brust.
„In letzter Zeit? Nie!", murmelte ich, meine Aufmerksamkeit auf der Titelseite.
Nicht nur meine Aufmerksamkeit, auch mein Gesicht – abgelichtet in einem unaufmerksamen Moment, wie selbstverständlich aus dem Avengers-Tower tretend.
„Oh shit."

„Irgendeiner aufmerksamen Person bist du wohl zu oft aufgefallen in dieser Umgebung", berichtete Rhodey, was er sonst noch wusste, „Zu deinem Pech war das ein Paparazzo. Und als der dann die Frage ‚Stark Junior' ins Internet warf, sahen seine Kollegen den Tower als neuen Pilgerort an."
„Wie kommen die so schnell auf die Wahrheit?", das passte nicht mit meinem Bild von Klatschmagazinen zusammen. „Ich dachte, die kommen mit an den Haaren herbeigezogenen Lügengeschichten an, aber die Wahrheit?"

„Das kommt jetzt vielleicht überraschend für dich, aber du siehst deinem Vater verdammt ähnlich", kam es ironisch von Rhodey.
„Sie schocken mich, Colonel", murmelte ich abwesend, drückte ihm das Magazin wieder in die Hand und setzte meinen Weg zur Tür fort.

„Gracie, was soll das?", rief er mir hinterher, „Du wirst doch nicht- Warte!"
„Sie wissen es doch sowieso", grinste ich ihn über meine Schulter hinweg an, „Wenn ich sie bestätige, ist wenigstens Ruhe."
„Dein Vater wird-" Zu spät. Ich hatte die Tür bereits aufgestoßen und wurde sofort vom Blitzlichtgewitter empfangen. „Whoa, ich wusste nicht, dass Thor zurück ist." Ich hob meine Hand schützend vor meine Augen. Und dann gingen die Fragen los. Etwas überrumpelt stand ich einfach nur starr da...

„Sind Sie wirklich Tonys Tochter?"
„Wie fühlt man sich als Ironmans Verwandte?"
„Schauen Sie hierher, Miss Stark!"
„Wer ist Ihre Mutter?"
„Warum weiß die Welt nichts von Ihnen? Wurden Sie gefangen gehalten, waren Sie auf Undercovermission, sind Sie vor dem Gesetz geflohen?"
Na, kreativ waren sie wenigstens.

„Auf welche Schule gehen Sie?"
„Haben Sie Informationen zu Captain America?"

„Miss Stark wird keine Fragen beantworten", Rhodey legte mir von hinten eine Hand auf den Rücken, „Wir setzen für Morgen eine Pressekonferenz an, in der alles geklärt wird." Und leiser zischte er mir zu: „Komm jetzt wieder rein, Gracie."
„Mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich will einfach nur draußen meine Ruhe haben!", funkelte ich ihn an.
„Die bekommst du heute aber nicht, also komm jetzt!"

Ohne weiteren Protest abzuwarten zog er mich wieder in den Tower zurück und ließ mich erst im Fahrstuhl wieder los.
„Ich wäre dir schon nicht weggelaufen", verdrehte ich meine Augen.
„Du bist eine Stark, was weiß denn ich, was in deinem Köpfchen vorgeht?", er tippte mir spielerisch gegen die Schläfe, wofür ich ihm in die Seite pikste. „Was soll da schon vorgehen?"

 „Ach komm, du weißt garantiert irgendwas, wovon wir Normalos nicht mal träumen." Ich grinste ihn nur an. „Na los, gib mir was, was ich niemals in meinem Leben wissen muss."
Ich zuckte die Schultern. „Die vierte Wurzel aus zweitausendvierhunderteins ist sieben."
Er hatte es herausgefordert, aber sein Blick war trotzdem leicht irritiert. „Alles klar."

„Ja, in der Achten kam das als Lösung einer Gleichung im Zähler raus und der Nenner war natürlich sieben, und unser Mathelehrer wollte das ernsthaft so stehen lassen...", erinnerte ich mich.
„Wie kann er sich so etwas erdreisten?", empörte Rhodey sich mit zuckenden Mundwinkeln.
„Ja, das habe ich ihn auch gefragt", grinste ich und stieß den Colonel gegen die Schulter. „Los, du Normalo, jetzt will ich aber auch eine War Machine Story hören."
Den Gefallen tat er mir nur zu gern.

Aber der einzige Gedanke, der mir nach dem euphorischen „Boom! Suchst du das hier?" kam, war, dass er diese Geschichte wohl schon einmal zu oft erzählt hatte.
„Eine gute Story", grinste ich dennoch, „Beeindruckend."
Er sah mich nur leicht genervt an. „Und du bist sicher, dass du Thor nie getroffen hast?"

*

Dann kam mein Vater herein, suchte sich gezielt ein Glas aus dem Kühlschrank und befüllte es mit einer garantiert hochprozentigen Flüssigkeit, während er wie nebenbei das Kamerabild des Towereingangs als Hologramm in den Raum warf.

Rhodey und ich tauschten einen Blick über diesen seltenen Anblick, doch Dad fixierte mich nur mit seinen Augen über den Rand des Whiskeyglases.
„Na los, Kid, irgendwelche Entschuldigungen, Erklärungen, Ausflüchte?"
„Ich habe nichts falsch gemacht", verschränkte ich sofort die Arme.
„Schon klar." „Ja, hab' ich auch nicht!"

„Hey, hey, hey", mit erhobenen Händen trat Rhodey zwischen uns, „Wir setzen gleich Morgen eine Pressekonferenz an und klären das Ganze, ja?"
„Morgen habe ich keine Zeit." Wie um seine Aussage zu unterstützen knallte Dad das Glas auf die Anrichte.
„Ja klar, du hast nie Zeit", beschwerte ich mich, „Ganz ehrlich, als ich noch in Deutschland war, hatte ich mehr von dir."
Mein Vater war offensichtlich getroffen, verengte aber nur wütend die Augen. „Wärst du doch besser da geblieben, hm?"
Das reichte.

Iron KidWhere stories live. Discover now