Der Untergang des Avengers-Towers naht

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Leute, es ist keine angenehme Sache, mit einem Ex-Playboy und seiner Freundin in einem Auto zu fahren.

Dad konnte seine Hände einfach nicht bei sich behalten, und auch wenn Pepper seinen Arm immer wieder subtil von ihrem Oberschenkel schob, bekam ich Dinge mit, die ich nie sehen wollte.
„Jesus, Dad, das nächste Mal bekommst du ein Auto mit Gangschaltung."

„Wo leben wir denn, im Mittelalter?" Diesmal ließ er sich nicht einmal zu einem Blick hinreißen. „Und lass deinen Vortrag zur Erfindung des Automobils stecken, ich weiß."
Pepper musste lachen. „Ihr beide habt wirklich einen eigenen Unterhaltungswert."
„Tja, dasselbe kann ich nur zurückgeben", grinste ich, „Wobei ich aber Rhodey zustimmen muss: Take a roof!"
„Das hat er dir erzählt?", Dad zog die Augenbrauen hoch.
„Er hat mir so ziemlich alles erzählt", meinte ich milde lächelnd. „Wir brauchten schließlich einen Zeitvertreib, du warst ja nie da."
„Das war kein Wink mit dem Zaunpfahl, du hast ihn mir gleich vor die Stirn geklatscht", murmelte Dad dazu nur.

*

Im Restaurant angekommen – das Innere sah ja mal so gar nicht italienisch aus – dauerte es keine fünf Minuten, bis drei Gläser Wein auf unserem Tisch standen.
„Ich trinke keinen Alkohol", merkte ich leicht pikiert an.
„Du weißt gar nicht, was du verpasst, Kid."
„Tony! Sie ist vierzehn!", empörte sich Pepper.

„Du weißt, wie alt ich bin?", zog ich überrascht die Augenbrauen hoch. Sie schenkte mir ein halbes Lächeln: „Das gehört zu den wenigen Dingen, die Tony mir über dich erzählt hat."
Ich wandte meinen Oberkörper dem einzigen Mann der Runde zu: „Du weißt, wie alt ich bin?"
Dad streckte mir nur ganz erwachsen die Zunge heraus.

Tja, dann kam unser Essen.
Pepper war die einzige mit einer Pizza, und die Blicke von Dad und mir wurden immer entsetzter, als sie anfing, zu essen.
„Was ist?", sah sie verwirrt auf, als wir sie weiterhin nur anstarrten.
„Du isst Pizza mit Messer und Gabel..." Stellte ich geschockt fest.
„Du isst Pizza mit Ananas mit Messer und Gabel!", führte Dad aus.

Peppers verwirrter Ausdruck wurde belustigt, als sie zwischen uns hin und her sah. „Gott Tony, ich habe dich vermisst. Und dich auch, Gracie, obwohl ich nichts von dir wusste... seltsam, nicht?"
Dad lächelte und griff nach ihrer Hand. „Was meinst du, Kid, nach so einer Ansprache sind diese Essgewohnheiten doch verzeihlich, oder?"
Ich nickte gnädig und widmete mich meiner Lasagne.

*

Fertig mit dem Essen verwickelte Pepper mich in ein Gespräch, sie schien ehrlich interessiert zu sein.
„Wie kommt es denn, dass du nach vierzehn Jahren jetzt hierhergezogen bist?"
Ich zuckte die Schultern. „Naja, meine Mom ist gestorben, aber das Thema versuche ich weitestgehend zu meiden. Dad kam mir beim Kampf in Leipzig fast wie gerufen."

 „Du warst beim Civil War dabei?!", setzte sie sich auf, „Tony!"
„He, ganz ruhig, sie war Back-up von ihrer Wohnung aus, 'nen Kilometer vom Flughafen entfernt." Mein Dad sah das ganz entspannt – zum Glück.
„Außerdem kann ich mich sehr wohl selbst verteidigen", steuerte ich bei, „Mein Großvater hat mich im Kampfsport trainiert, seit ich ein Kleinkind bin. Zweimal pro Woche, die einzige Zeit, in der er sich für mich interessierte, aber für mich ein willkommener Ausgleich zum ganzen Technik-Kram, den ich sonst immer mache."
„Das hast du mir nie erzählt, Kid", zog Dad die Augenbrauen hoch.
Ich winkte nur ab, wichtig war's ja nicht.

„Was steht sonst so an bei dir, Gracie?", griff Pepper das Gespräch wieder auf.
„Nächste Woche fliege ich erstmal wieder nach Deutschland, Zeugnis abholen und meine beste Freundin besuchen. Die würde ich dann in den Sommerferien ganz gerne hierbehalten..."
„Ach ja?", warf Dad ein.
Ich unterdrückte den Drang, meine Augen zu verdrehen, und sah ihn stattdessen groß an. „Bitte?"
„Sie ist weiblich, ja?", hakte er noch einmal nach.

Alles klar, dem Drang hatte ich nicht sonderlich lange widerstanden. Wenn Dad wüsste, dass ich mich regelmäßig nachts mit Spiderman traf...
„Ja, ist sie. Und ganz lieb und auch diskret."
Na sicher. Scarlett war eine Partymaus, wie sie im Buche stand, aufgeschlossen und emotional – sie konnte aber auch sehr einfühlsam sein. Ich musste grinsen bei dem Gedanken, dass Spidey wohl etwas eingeschüchtert sein würde von ihrem forschenden Blick...
Aber der hatte nun wirklich keinen Grund dazu. Wenn er nur wüsste, wie heiß er tatsächlich aussah – ich meine, hatte er keine Spiegel daheim?
Das waren keine rosaroten Vorstellungen, weil ich mich zu ihm hingezogen fühlte oder ähnlichem Blödsinn, das waren Tatsachen.

„Na meinetwegen", riss Dad mich jetzt aus meinen dezent abgeschweiften Gedanken, „Keine männlichen Individuen, keine Informationen an Außenstehende und mein Tower soll auch nach Ende der Ferien noch stehen."
„Dad!", empörte ich mich, „Was erwartest du von mir?"
Er hätte mich jetzt sicher gerne hochdramatisch über den Rand seiner Sonnenbrille angesehen, aber Pepper zuliebe hatte er sie abgenommen. Fragt mich nicht, wie sie das machte...

„Du willst nicht wissen, was ich dir alles zutraue", grinste er dennoch.
Ich verschränkte die Arme: „Du kennst mich doch!"
„Eben", war der einzige Kommentar darauf.
Ich liebte meinen Dad...

***

Soo, morgen geht's dann zurück nach Deutschland...
Viel von Scarlett hat man ja bisher nicht gesehen, aber ist sie euch so weit sympathisch?

Iron KidWhere stories live. Discover now