Geburtstagsgeschenke à la Gracie Stark

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Fragte sich nur: Was schenkte man einem Superhelden, das nichts mit seiner geheimen Identität zu tun hatte?
Uh, warte, musste ja nicht zwingend sein. Es gab da so schöne Fanartikel...
Die Frage war nur, konnte ich mir das erdreisten? Ach, ich war eine Stark. Das steckte quasi in der Definition.

Jetzt musste ich nur noch meinem Dad erklären, dass ich einen Jungen besuchen würde. Ja, einen männlichen.
Als wir zwei Abende später gemeinsam mit Pepper beim Abendessen saßen, ließ ich also wie beiläufig fallen: „Übrigens, Peter hat bald Geburtstag, er hat mich eingeladen."
„Parker?", hakte Dad verblüfft nach.
Ich verkniff mir einen sarkastischen Kommentar und nickte.
Verblüffenderweise zuckte Dad nur die Schultern. „Alles klar, der Junge ist in Ordnung."

Und Pepper setzte noch einen drauf: „Schön, dass du dich hier so gut einlebst, Gracie."
Ich lächelte.
Hoffentlich dauerte es noch eine Weile, bis Dad merkte, was ich Peter zu schenken gedachte...

***

Mit meiner Geschenktüte stand ich dann also wenige Tage später vor Spidermans Wohnungstür.
Es war allerdings nicht mein bester Freund, der öffnete, sondern eine hübsche brünette Frau: „Hallo, Gracie. Schön, dass du den Weg gefunden hast."
Ich lächelte: „Sie müssen May sein."
„Die bin ich, aber sag doch ‚du' zu mir." Peters Tante führte mich durch den Flur und deutete auf die Tür an dessen Ende: „Ned ist schon da."

Auf Strümpfen huschte ich über den Parkettboden und betrat das Zimmer, ohne zu klopfen. „Hey, Jungs."
„Gracie!", Peter erhob sich von seinem Bett und zog mich in eine Umarmung, die ich fest erwiderte. „Alles Gute zum Geburtstag, du Schlumpf!", grinste ich, ihm die Tüte vor den Brustkorb drückend.
„Schlumpf?", war er etwas skeptisch, schon das erste Geschenk auspackend, doch ich tat es mit einem Schulterzucken ab. Dann fiel mein Blick auf seinen asiatischen Freund, der mit offenem Mund auf dem Bett saß. „Du bist Ned, ja?"
„Und du bist ernsthaft Gracie Stark?!"
Ich verdrehte die Augen und hielt ihm schlicht die Hand zum Einschlagen hin.

Dann fing Peter hinter mir an zu husten.
„Gracie!", beschwerte er sich errötend, mein Geschenk in den Händen.
Neds Kinnlade machte wieder Bekanntschaft mit dem Boden.
„Ich dachte, das braucht man immer", erklärte ich, doch Peter stöhnte nur: „Aber doch nicht solche!"
Ich konnte mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. Ich hatte ihm ein Paar Boxershorts mit Spiderman-Aufdruck geschenkt; und ja, ich war selbst etwas irritiert, dass es so etwas zu kaufen gab.
„Das war auch ein Witz, das kleine Geschenk ist das richtige."

Peter griff noch einmal in die Tüte und zog ein Etui hervor.
Vorsichtig betrachtete er dessen Inhalt und bekam große Augen. „Das ist eine Tony Stark-Sonnenbrille!"
„Original", grinste ich stolz.
Er ließ sie beinahe fallen: „Die hat er dir gegeben?"
„Och...", diesmal war ich es, die mir den Nacken rieb, „Vielleicht solltest du sie besser nicht tragen, wenn du im Tower unterwegs bist."

Peter schüttelte nur ungläubig den Kopf, doch Ned fand jetzt seine Stimme wieder: „Du hast Tony Stark eine Sonnenbrille geklaut und sie Peter geschenkt? Jetzt wirklich? Mädel, du bist dermaßen cool!"
Peter grinste: „So cool dann auch wieder nicht. Sie mag kein Star Wars."

Plötzlich war Neds Blick ehrlich entsetzt. „Kann nicht sein. Hast du es jemals gesehen?"
„Hat sie nicht", mein – jetzt vielleicht doch ehemaliger – bester Freund zog eine DVD-Packung aus dem Regal neben seinem Bett. „Deswegen holen wir das jetzt nach."
Skeptisch sah ich auf den Fernseher. Ich könnte mich in den Computer hacken und den Not-Strom aktivieren, dann wäre der DVD-Player vom System ausgeschlossen... Aber Peter sah gerade so fröhlich aus. Und es war sein Geburtstag...

Ich war zu gut für diese Welt.
Ich musste die kompletten Episoden I bis III über mich ergehen lassen... Und ich musste zugeben, es war gar nicht mal schlecht. Aber dennoch einfach nicht mein Stil, und schon aus Prinzip würde es nicht zu meinen Lieblingsreihen zählen.

***

Es dauerte ein paar Tage, bis ich mein neugewonnenes Freiheitsgefühl auch auslebte.
Das hatte jetzt nicht unbedingt etwas mit dem Quinjet zu tun; ich hatte schlicht meine Lebensfreude wiedergewonnen und brauchte jetzt mehr Raum zum Atmen.
Sowieso würde der kurze Trip, den ich plante, im besten Fall mehrere meiner Projekte voranbringen – schließlich war ich zu so etwas wie ein Guardian of the Internet geworden.

Ich filterte mittlerweile ständig Statistiken, setzte Markierungen auf Informationen, die eventuell von Wichtigkeit sein könnten und verfolgte die Nachrichten, um potenzielle Bedrohungen oder Verbündete herauszufiltern.
Das war der Teil, den ich zum Schutz unserer Welt beitrug: S.H.I.E.L.D. war untergegangen, und die Avengers brauchten Koordination – schien, als hätte ich meine Aufgabe letztendlich gefunden.

Blieb nur noch meine Umwelt davon zu überzeugen, dass eine kurze Reise ungefährlich für mich war, ich auch ganz sicher gesund wiederkommen würde – das war das geringste Problem, schließlich war mein Ziel ein Krankenhaus – und dieser ‚Urlaub' auch dringend notwendig war.
Meine wahren Beweggründe mussten nicht unbedingt bekannt werden. Es war allgemein bekannt, dass ein Plan B nur dann funktionierte, wenn er erst in letzter Sekunde veröffentlicht wurde.
Und so war es weitaus dramatischer.
Hey, ich bin eine Stark!

Déjà-vu: Diesmal war es das Mittagessen, Pepper hattegekocht – sie war wieder jeden Tag hier – und das einzige Geräusch war dasKlappern des Bestecks.
‚Beiläufig' war wieder die Devise: „Ich würde übrigens ganz gerne ein bisschenreisen... Nicht lang, eine Woche oder so."
Das Klappern verstummte. Ich hob meinen Kopf und sah gerade noch den Blick, denDad und Pepper tauschten.

„Wo soll's denn hingehen, Kid?"
„Nicht weit weg", versicherte ich hastig, „Nicht mal von der Ostküste weg. Ichhabe so an Boston gedacht."
Dad legte seine Gabel ab und sah mich über den Rand seiner Sonnenbrille – ja,auch beim Essen ging's offensichtlich nicht ohne – streng an. „Ach ja? Und anwelche Begleitung hast du gedacht?"
Okay, ich war ein braves, unschuldiges Kind, ich verdrehte nicht die Augen. „Keine?"

***

Okay, was war da gestern mit dem Taggen los?! Da kommt man ja gar nicht hinterher 😅
Trotzdem, wie immer, freue ich mich über eure Kommentare 🥰😉

Iron KidTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang