Rette, wer sich kann! Ich habe meine beste Freundin wieder

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Nun, die anderthalb Wochen bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland vergingen merklich schneller als die vorhergehenden.

Nachts blieb ich tatsächlich in meinem Bett, weil Spidey der Schlafmangel etwas zu schaffen machte – verständlich, Gangsterjagden und Diskussionen mit einer Stark waren dann doch etwas viel für eine Nacht –, dafür chatteten wir tagsüber umso öfter. Von seiner ersten Identität wusste ich immer noch nicht mehr, weil er das Thema totschwieg und ich ihn nicht hintergehen wollte.
Er war der einzige Freund, den ich hier hatte, und seine Gesellschaft war mir sehr angenehm, ich wollte ihn keinesfalls verärgern.

Auch meine Bindung mit Dad wurde immer enger, er gab mir den Zugangscode für seine Werkstatt und wir bastelten an der Software seiner Anzüge herum.
Wir hatten eine stundenlange Debatte geführt, ob wir seine Firewall so aufstocken sollten, dass das Hacken der Anzüge nahezu unmöglich werden sollte. Ich bestand darauf, eine Hintertür offen zu lassen – der Fall Rhodeys hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Aber jegliche Lücke konnten natürlich auch fremde Hacker nutzen, also einigten wir uns auf ein kompliziertes System, bei dem er eine zusätzliche Firewall um die bisherige ziehen konnte, für den Fall, dass ich bei einem Kampf nicht Back-up war.

Pepper ihrerseits zwang mich zu zwei (!) Shoppingtouren, und ich fürchte, ich ließ ihre Welt zusammenbrechen, als ich ihr erzählte, dass ich den Abiball hatte ausfallen lassen.
Was sollte ich da auch? Ich war vierzehn! Meine Klassenkameraden waren alle mindestens einen Kopf größer als ich, sehr alkoholaffin und, wie vielleicht schon erwähnt, nicht zwingend auf meinem Niveau.

Ich bekam also kaum Gelegenheit, mich auf meine beste Freundin zu freuen – was ich dann aber im Privatjet ausgiebig nachholte.
Dad traute mir tatsächlich zu, ohne Babysitter zu fliegen, was allerdings auch mangelnde Ablenkung bedeutete – Spidey hatte vergeblich versucht, mir irgendwelche Star Wars-DVDs aufzuschwatzen. Er hatte sogar ernsthaft überlegt, mir die Freundschaft zu künden, bis er festgestellt hatte, dass ich eine der Footloose-Choreografien beherrschte. Und fragt mich nicht, wie wir auf das Thema gekommen waren.

Obwohl der Flug trotz der Transatlantik-Route relativ kurz war, stand ich demnach komplett unter Strom, als ich auf das Terminal hinaustrat.
Rasch blickte ich mich um, aber hier war nur Flugpersonal zugelassen.

Ich ließ Oscar also meine Brille abdunkeln und zog die Kapuze meines dunkelroten Hoodies über, dann schob ich mich durch den Notausgang in die Menge der Reisenden.
Hier hatte ich natürlich erst recht keine Chance, Scarlett zu erblicken – meine Größe brachte dann doch einige Unannehmlichkeiten mit sich –, aber ich war ja niemals allein.
„Mach schon, Oscar...", drängte ich unruhig. Ich hatte seit Wochen kein Mädchen zu Gesicht bekommen, ich brauchte jetzt meine beste Freundin! Spidey war da kein Ersatz, obwohl ich den echt lieb gewonnen hatte.

„Dann wende dich mal nach links, Gracie."
Ich quiekte ganz starkuntypisch auf und wirbelte herum, mich kurz orientierend und dann auf die Brünette zustürmend.
„Scarlett!!!"

Sie fuhr herum, hatte gerade noch genug Zeit, ihre Hände hochzureißen, dann sprang ich sie an.
„Gracie, mein Gott, bin ich froh, dich zu sehen! Wir machen heute Nacht so was von durch, du musst mir alles erzählen! Nachher kommen noch Roxanne, Jaimie, Lauryn und Alyssa, wenn das okay für dich ist, sonst bekommen wir sie sicher abgewimmelt, aber ich fand es verständlich, dass sie dich sehen wollen, aber nur für ein paar Stunden, dann beanspruche ich dich wieder, weil OH MEIN GOTT Tony Stark, der Typ ist ja mal dermaßen genial und ich kann es nicht fassen, dass ich den dann kennenlerne! Und es muss so strange für dich sein, das ganze Fangirling und Merch und was es nicht alles über ihn gibt, ich meine, er ist dein Vater – whoa, es fühlt sich an, als wärst du in eine andere Galaxie gezogen und nicht nur in ein anderes Land! Okay, Amerika ist weit genug weg, aber-"

Ich konnte nicht an mich halten: Ich fing an, herzlich loszulachen. „Scarlett, hör auf! Wir klären das bei dir daheim, ja?" Ich pustete mir eine Strähne aus der Stirn. „Und ja, verdammt, ich habe dich auch vermisst. Du glaubst gar nicht, wie sehr."

*

Scarlett führte mich zum Auto ihrer Mom, kam aber mit zu mir auf die Rückbank – da ließ es sich einfach besser quatschen. Ich begrüßte kurz Mrs. Johansson, die aber einen ziemlich kühlen Charakter hatte und sich demnach nicht sehr für die Freundschaften ihrer Tochter interessierte, und wendete mich dann ganz Scarlett zu.

„Also, Sweetheart, ich will jetzt kalte, gnadenlose Fakten", grinste ich sie an, „Wie sieht unser Plan aus?"
Sie setzte ihre James Bond-Miene auf und statuierte ausdruckslos: „Die Crew der englischen Namen versammelt sich in exakt einer Stunde auf meinem Territorium, verweilt dort für weitere zwei Stunden, dann überlassen sie uns wieder unserer selbst." Sie blickte mir ernst in die Augen – und ich prustete los.

„Nee, sorry, so halte ich das nicht durch", kicherte meine beste Freundin, „Wir beide quatschen uns dann alles von der Seele, was sich so angestaut hat... joa, dann dürfte der Freitag auch mehr als rum sein."
„Rum?", unterbrach ich sie abermals grinsend, „Bist du jetzt zu Jack Sparrow mutiert?"
„Bitte", sie blickte mich mitleidig an, „Captain Jack Sparrow."

Lachend ließ ich mich in ihre Seite fallen. „Wie habe ich es ohne dich nur ausgehalten?"
„Das frage ich mich auch. Weiter im Text: Der Samstag gehört dann bis auf die Zeugnisausgabe ganz uns beiden, ich dachte, du willst dich bestimmt noch von Leipzig verabschieden, also laufen wir halt so durch die Stadt..."
„Uuh, wie spannend."
„Bist du jetzt still?! – und Sonntag packen wir gemütlich unser Zeug zusammen und fliegen nach Amerikaaaa! Das wird so oberaffengeil!"

***

Irgendwie genieße ich es wirklich, die Kombination aus Scarlett und Gracie zu schreiben 😉
Das Leben ist einfach schöner mit einem besten Freund oder einer besten Freundin.

Iron KidWhere stories live. Discover now