Chapter 16

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Kendalls Sicht

Imogen und ich fuhren nach einem ganz angenehmen Flug mit dem Taxi zu mir. Auch wenn die Taxi-Kosten extrem hoch waren - ich würde mir das Geld aus der Firmenkasse nehmen -, wollte ich meine Familie überraschen. Sie wussten nicht, dass ich heute wiederkam. Ich hatte es ihnen nicht genau gesagt.

Ich hatte Imogen schon vorab gewarnt, da meine Familie manchmal etwas eigenartig war. Und damit sollte ich noch recht behalten.

Ich schloss die Haustür auf und drehte mich dabei zu Imogen. "Ich zeige dir gleich dein Zimmer.", meinte ich zu ihr. Imogen hatte eingewilligt, mit mir nach Deutschland zu ziehen, Allerdings hatten wir noch keine Wohnung für sie, weshalb sie vorerst mit mir bei meinen Eltern hauste, bis wir eigene Heime gefunden haben.

Bevor ich reagieren konnte, schlangen sich auch schon Arme um mich. Ich erkannte meine Mutter an ihrem Geruch. Sie roch immer nach Essen, aber nicht im schlechten Sinn, sondern im Guten. Es gab mir das Gefühl von Heimat.

"Versprich mir, dass du nie wieder so lange wegbleibst.", schluchzte meine Mutter. "Ist ja gut, Mum. Ich bleibe ja jetzt hier.", tröstete ich sie. Ich hatte nicht vor, mehr als eine Woche von meiner Familie wegzubleiben. Das würde ich nicht aushalten.

Meine Mutter löste sich von mir, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute zu Imogen neben mir. "Wen hast du da mitgebracht?", fragte sie mich. "Das ist Imogen Smith. Sie ist meine-" "DADDY!" Kenny unterbrach mich mitten im Satz, aber das störte mich herzlich wenig. Endlich konnte ich ihn wieder in den Arm nehmen.

Ich redete ein wenig mit Kenny, bis ich meine Mutter fragte, ob sie Imogen ihr Zimmer zeigen konnte. Ihr musste das recht unangenehm sein, hier zu stehen und keinen zu kennen. Sie verstand zwar den Großteil, aber bei einem Familienwiedersehen nicht dazu zu gehören, war bestimmt nicht schön.

"Daddy, spielst du mit mir und Onkel Cole draußen Werfen?", fragte Kenny mich. Wie gerne ich das doch machen würde. "Ich würde super gerne, aber ich muss vorher noch was machen. Wenn ich damit fertig bin, spiele ich mit euch, okay?", bot ich ihm an. Es fiel mir wirklich schwer, seinem Blick zu widerstehen, aber ich hatte noch etwas Arbeit zu erledigen.

Er nickte und ich ließ ihn wieder runter. Mir tat es wirklich leid, ihn enttäuschen zu müssen, aber wenn ich mit der Arbeit fertig bin, habe ich genügend Zeit für ihn. Ich nahm mein Gepäck und ging die Treppe hoch.

"KENNY!", hörte ich Cole plötzlich schreien. Unmittelbar drauf hörte ich einen Knall. Ich ließ die Koffer fallen und rannte nach draußen. Malou schien ebenfalls, eine böse Ahnung zu haben, und kam aus dem Wohnzimmer gerannt. Ich wollte eben mit ihr reden, aber sie war einfach wieder gegangen.

Draußen auf der Straße empfang uns einer der schlimmsten Anblicke, die sich ein Elternteil nur vorstellen könnte. Cole hockte über Kenny, der auf der Straße lag und scheinbar von dem Auto, das dort stand, angefahren wurde.

Malou rannte zu den beiden, doch ich blieb wie erstarrt auf der Veranda stehen. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und rief einen Notarzt. Ab dann lief alles ganz schnell.

Der Rettungswagen kam und fuhr Kenny ins Krankenhaus. Malou und ich durften im Wagen mitfahren, weil wir Kennys Eltern waren. Der Rest meiner Familie fuhr uns hinter. Kenny kam in die Notaufnahme, wo Malou und ich ihn dann alleine lassen mussten.

Wir warteten gemeinsam mit unserer Familie und Imogen, die mitgekommen war, im Wartebereich auf Neuigkeiten. Doch auch wenn eben alles ganz schnell verlaufen war, verstrich die Zeit nun umso langsamer. Sie zog sich in die Länge wie ein benutztes Kaugummi.

Es war zum Haare ausreißen! Wir wussten nicht, was mit unserem Kind geschah und mussten einfach warten, bis ein Arzt uns etwas sagen konnte. Wenn ich dachte, dass die fünf Jahre in Amerika ohne meine Familie schon die Hölle war, dann gab es hier für keinen Ausdruck mehr.

Another Sequel StoryWhere stories live. Discover now