8 | Späher und sonstiges Unglück

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08.10.17

Auroras Müdigkeit, war wie weggeblasen. Gleich würden sie schlafen können. Endlich.

Die letzten Meter überbrückten sie rasch, in dem kleinen Wäldchen wanderten sie aber auch noch ein kleines Stückchen.
In der Nähe eines kleinen Baches, setzten sie sich dann zufrieden seufzend hin.
Enya verhielt sich so, als wäre sie nie sauer gewesen und Nyssa... Nun die war wie sonst.
Abweisend und still.
Aurora gab Enya und Lennox Bescheid, dass sie zum Bach gehen würde. Das Paar nickte.

Erleichtert setzte sich die Auserwählte an den Bachrand, zog ihre Schuhe aus, krempelte ihre Hosenbeine hoch und ließ ihre Beine in das kühle Wasser hängen.
Das sie von Nyssa aus dem Dunklen heraus dabei beobachtet wurde, störte Aurora nicht, obwohl sie es wusste.
Sie wollte sich nach hinten abstützen, vergaß dabei aber ihre Hand und zischte schmerzhaft auf.
»Verdammt«, murmelte sie und betrachtete ihre rote Handfläche, die wieder schmerzvoll juckte.

Langsam bewegte sich Nyssa auf sie zu und setzte sich stumm neben sie.
Das die Wächterin sich mehr als freute, ihre Stiefel ausziehen zu können, spürte die Jugendliche schon beinahe.

Schweigend saßen sie nun nebeneinander.
Aurora starrte in das glitzernde Wasser und Nyssas Blick lag auf ihr, wie sie die Strömungen beobachtete.
Zögernd griff Nyssa nach der verletzten Hand und inspizierte sie sorgfältig.
Auf Auroras Arm bildete sich eine angenehme Gänsehaut und sie beobachtete die Magierin bei dem, was auch immer sie da tat.
Aus ihrem Blick konnte sich nichts herauslesen lassen. Keine Reue, Sorge oder Spott.
Ihr Gesicht wirkte neutral und doch so leer.
Bei dem warmen Prickeln, welches in Aurora's Haut drang, zuckte sie zusammen. Nyssa schenkte ihr nur einen kurzen, prüfenden Blick, strich dann aber wieder sanft über die verbrannte Haut.
Aurora war erstaunt.
Sie sah es als großen Fortschritt, dass die menschenhassende Wächterin, einem Menschen die verbrannte Hand heilte.

Nyssa hob ihren Blick und beäugte Aurora. Für einen Moment, in dem die Welt für sie stehen blieb, glaubte sie Trauer und Sehnsucht in den Augen der Wächterin zu sehen. Aber auch Neugier und Interesse blitzten auf. Interesse an ihr.
Oder bildete sie sich letzteres nur ein? Bestimmt. Oder? Wahrscheinlich interessierte es sie bloß, wie die Auserwählte war. Sie wollte nichts von Aurora wissen, nur von der Frau, die alle erwarteten.
So musste es sein.
Denn das Symbol der Hoffnung zierte ihren Nacken.
Aurora unterbrach den intensiven Blickkontakt, der sie aus der Bahn warf, stand auf und hastete zurück zu ihrem kleinen Nachtlager.

Nyssa seufzte. Was war bloß in sie gefahren? Die Menschen verwirrten sie und das war gar nicht gut. Sie mochte es nicht, wie diese Wesen sie psychisch beeinflussten.

Wie konnte es passieren, dass sie sich selbst nicht kontrollieren konnte? Aurora schien verwirrt und verzweifelt, als sie in ihre Augen sah. Und dann floh sie.
Sie war geflohen vor dem Inneren der Wächterin, deren Gefühle, die sie in diesem Moment übermahnt hatten.
Sowas durfte nicht erneut passieren.

Erschöpft legte sich Nyssa in das weiche Gras, ihre Beine baumelten noch im Wasser und ihr Arm lag über ihren Augen.
Das vertraute Vogelgezwitscher entspannte Nyssa und sie konnte sich von dem gerade Geschehenen leicht lösen, fiel dabei in ihren typisch leichten Schlaf.

Das auffällig laute Knacken der Äste und das Rascheln der Blätter, riss Nyssa aus ihrer dunklen Traumwelt raus. Hastig rappelte sie sich auf.
Die Sonne war bereits völlig untergegangen.
An dem kleinen Nachtlager angekommen, sah sie alle drei Jugendlichen schlafen und schüttelte nur missbilligend den Kopf.
Würde sie jemand angreifen, wären alle drei tot.
Und die Wächterin war sich sicher, dass keiner an eine Wachschichten gedacht hatte.
Solche naiven, kleine Kinder.

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon