15 | Probleme

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11.02.18

Lennox fluchte. Seine Haare standen schon in alle Richtungen. Die Verzweiflung war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. In diesem Moment bereute er es, dass er so ungeduldig gewesen war und die Wächterin verscheucht hatte.
Er brauchte sie gerade mehr als alles andere.
Aber er hatte es versaut. Seine Schwester würde verkauft werden und seine Freundin gleich mit. Sie würden versklavt und möglicherweise vergewaltigt werden und es war seine Schuld. Er hätte ihnen helfen können, aber die Chance vertan.
Tränen sammelten sich in seinen Augen, wenn er an die beiden Mädchen dachte. Was sie wohl für eine Angst haben mussten. Lennox schlug sich die Hände vor sein Gesicht. Versteckte die salzigen Tränen, die seine Wangen hinunterliefen. Seine Schultern bebten.

Leise weinte er in sich hinein.

Er würde seine Schwester nie wieder sehen. Seine Freundin nie wieder küssen können.

Eine grobe Hand legte sich auf seine Schulter. Erschrocken drehte der blonde Junge sich um, wischte sich dabei hastig die Tränen weg. Dennoch konnte man die Spuren seiner Heulattacke anhand seiner gequollenen Augen und den roten Flecken in seinem Gesicht sehen.

"Was betrübt dich, mein Junge?", fragte der alte Mann, dessen Aufmerksamkeit er auf sich gezogen hatte.

Lennox schüttelte nur abweisend den Kopf.
,,Es ist nichts."
Der Mann lächelte aufmunternd und entblößte eine unvollständige Reiher vergelbter und verfaulter Zähne.

,,Was auch immer los ist, ich wünsche dir ganz viel Glück, dass du es durchstehst."

Mit diesem Satz drehte der Alte sich um und ging wieder. An ihm hing nichts weiter, als ein verdreckter Lumpen. Dieser Bettler wusste nicht was mit ihm los war und dennoch hatte er ihm Glück gewünscht, welches er womöglich selber viel mehr gebrauchen könnte.
Lennox war verwirrt.

Aber er schöpfte Kraft. Nur ein kleines bisschen. Er war nichtmal überzeugt, dass er sie finden konnte, aber wer war er, wenn er es nichtmal versuchte. Er würde seine beiden Mädchen suchen und wenn er dabei draufging, dann war es so.

Es war nun das dritte Schiff, auf welches er sich gerade schlich. Und noch immer keine Spur von Aurora oder Enya. Bei den beiden vorherigen Versuchen konnte er immer nur ganz knapp fliehen, aber wenigstens war er sich sicher, dass sie nicht dort waren. Dieses Schiff kam ihm mehr als nur unheimlich vor. Niemand war an Deck, doch er konnte ganz genau Stimmen hören, auch wenn er nicht zu verstehen vermochte, was sie sagten. Eine leises Gefühl von Ahnung beschlich ihn, dass er hier richtig war.

Als es etwas leiser wurde, suchte Lennox schnell Deckung. Ein weiblicher Schrei ließ ihn zusammenzucken. Er entspante sich erst, als er realisierte, dass es keiner von Enya oder Aurora war. Sein Herz schlug schneller, Aufregung durchfuhr ihn. Er hatte es geschafft. Er war auf dem richtigen Schiff. Nun setzte sein Herz für einen Moment aus.

Was nun? Er hatte sich keine weiteren Gedanken gemacht, denn die Chancen sie überhaupt zu finden, standen sehr sehr gering.

Er zischte leise.

Eine Tür flog auf und Männer versammelten sich grölend auf dem Deck. Alle waren groß und breit gebaut und zogen eine stinkende Alkoholfahne hinter sich her. Lennox machte sich kleiner hinter der Treppe als sowieso schon. Das Glück stand auf seiner Seite, die Dunkelheit schützte ihn.

"Los, der Morgen bricht bald an. Bereitet alles vor", befahl einer der Männer. Lennox verengte dei Augen. Die Stimme kam ihm mehr als nur bekannt vor. Und tatsächlich.
Es war Tahyr.
Der Tahyr, den sie im Frauenhaus erwischt und mit dem die Wächterin gekämpft hatte.

Unglaublich. Von wegen er lockte nur die Frauen an.

"Aye, Captain!" Die Männer strömten davon, machten sich an ihren Aufgaben zu schaffen. Tahyr aber stellte sich nur an die Reling und blickte in den Osten, auf die aufgehende Sonne.

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt