20 | Göttin

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18.08.18

Enya und Lennox setzten sich auf den Holzboden der größten Hütte des Dorfes, welches auch noch am stabilsten aussah. Die Rothaarige hoffte nur, dass es nicht urplötzlich einbrach, denn zum Sterben war sie noch lange nicht bereit.

Ein alter Mann hatte sich zu ihnen gesellt und Tako's Anrede zu urteilen, war er dieser Baba.
Doch anders als vermutet, war er nicht Takos Vater, sondern das Dorfoberhaupt.
Er hatte den beiden ein Stück Brot gegeben.
Auch wenn das Dorf selbst nichts hatte, wollten sie auch nicht unhöflich sein.
Erst recht nicht Freunden ihrer Göttin gegenüber.

Obwohl Enya und Lennox die Nasen gerümpft hatten, bei der automatischen Annahme sie seien Freunde Nyssas.

Die war übrigens mit Aurora, Tako und noch einigen älteren Damen aufgebrochen den Tempel zu besuchen.
Enya hatte die Anfrage höflich abgelehnt, aus dem Grund, weil sie nicht in endloses Gelächter ausbrechen wollte, wenn sie den Tempel zu Nyssas Ehren sah.

Auch wenn sie ihre Manieren hatte, würde sie sich nicht halten können.
Es kostete sie bereits jetzt schon große Mühe, die Menschen ernst zu nehmen und sie nicht zu verspotten, wegen ihren Glaubens.

Baba hatte keine große Interesse an den beiden Zurückgebliebenen und hielt nur oberflächliche Formalien. Er erlaubte ihnen sich im Dorf frei zu bewegen und das taten sie auch.

Es war noch kleiner als erwartet, die einzige Überraschung waren die zwei Pferde im Stall, der wohl doch nicht leerstand. Darin machten es sich auch drei Hühner bequem und hinter dem Stall wurde Gemüse angebaut.

Ihre Erkundung endete damit, dass das Paar ungewollt eine Konversation zwischen dem Dorfoberhaupt und der Dorfältesten lauschten und mehr als geschockt waren.

Jetzt wünschte Enya sich nichts mehr, als Nyssa neben sich zu haben, die ihr sagen konnte, was zutun war.
Nur mit Lennox war sie hilflos uond überfragt, konnte nur auf die Ankunft der Erkunder warten, denen man hoffentlich nichts antat.

***

Sie liefen lange bis zum Tempel.
Das lag nicht an dem Weg, der eigentlich recht kurz war, aber an den alten Damen, die für die beiden verantwortlich waren.
Tako war auch still, schien allerdings nicht mehr von der Seite der Wächterin zu weichen.
Endlich kamen sie an und blieben vor einem alten Steingebäude stehen, welches bereits verwittert war, von der Zeit gezeichnet.

Man konnte die monatlichen Besuche jedoch erkennen.

An einen Tempel erinnerte dies allerdings weniger. Mehr an einen kleinen Turm, der nicht höher als drei Meter ging. Oben wo man das Dach vermutete, klaffte ein riesiges Loch.
Der Tempel war nicht groß, aber die wenigen Dorfbewohner passten hier perfekt rein um zu beten.
Ihnen gegenüber stand ein Altar mit zwei Opferschalen, jeweils rechts und links eine.
Die Rechte war gefüllt mit Reis, die andere mit verschmutztem Wasser.

Aurora trat näher.
Man konnte getrocknetes Blut auf dem Altar erkennen, doch ließ sich nichts anmerken. Es schockte sie etwas und sie fragte sich, ob es Menschenblut sein konnte.

Die Damen inklusive Tako warteten draußen.
Nyssa wollte auch gehen, doch Aurora hielt sie zurück.

,,Wusstest du etwa, dass es Menschen gibt, die dich anbeten und sogar einen Tempel für dich haben?", fragte Aurora flüsternd und die Wächterin nickte.

,,Woher?"

,,Ich kriege auf der Insel mehr über die Welt mit als ein König in seinem Land", beantwortete Nyssa die Frage, doch Aurora befriedigte die Antwort nicht.

,,Denkst du, dass ist Tierblut?", hakte die Auserwählte weiter nach und deutete dabei auf den Altar.

,,Denkst du, ich würde Tiere als Opfer annehmen?", schmunzelte Nyssa spöttisch und verließ nun endgültig ihren Tempel.
Aurora erschauderte.
Opferten diese Bewohner tatsächlich Menschen?

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt