18 | Zweifel

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18.07.18


"Ich erwarte eine Entschuldigung von dir!"

Nyssa rümpfte die Nase und funkelte Aurora an, deren Forderung ein Ding der Unmöglichkeit war.

"Eine was?", wollte Nyssa wissen, hoffend, dass Aurora nichts zu ihr gesagt hatte.

"Du hast mich schon verstanden", murrte diese und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

Die Wächterin schnaubte missbilligend.

Aurora hatte sich die letzte Nacht prächtig amüsiert und nur wenige Stunden Schlaf gehabt.
Zu wenig.
Der Alkohol sprach wohl noch aus ihr. Außerdem schien die Sonne ziemlich stark auf das Schiff, welches sie geradewegs über den Rio nach Dahsya brachte.
Direkt in die nächste Großstadt, deren Wirschaft schon seit etlichen Jahren erfolgreich aufblühte. Sie war bekannt für den Reisanbau. Es soll Nassfelder geben, soweit das Auge blicken konnte. Viele hunderte Arbeiter und Sklaven ackerten täglich mehrere Stunden auf den Feldern. Es war hart und schlecht bezahlte Arbeit. Die Gewinner dieses Spiels waren die Adligen und der Fürst in Dahsya. Nur die Hälfte des Gewinns, fand seinen Weg zum Königshaus.

"Ich habe nichts falsch gemacht, was eine Entschuldigung rechtfertigt", verteidigte sich die Wächterin schulterzuckend und lehnte sich mit geschlossenen Augen über die Reling. Die salzige Meerluft gab ihr ein einsames Gefühl der Freiheit. Wie gern würde sich die Wächterin im kühlen Wasser treiben lassen, mit den Gedanken des Egalseins. Alles wäre ihr egal. Sie müsste sich nicht mit drei nichtsnützigen Bälgern rumschlagen oder die Verantwortung für überhaupt irgendetwas tragen.

Einfach nichts tun, außer die Seele baumeln lassen.

"Nichts falsch gemacht? Nyssa, du hast Menschen getötet! Ihnen das Leben genommen! Vielleicht hatten sie Familie? Und weißt du was? Du bist der Grund, warum sie sich in den Schlaf weinen und in tiefe Trauer fallen. Weil ihnen ein Teil ihrer Seele entrissen wurde. Du bist Schuld! Du warst das!"

Aurora hatte nicht bemerkt, dass ihre Stimme sich erhoben hatte.

Als sie sich beruhigte, bemerkte sie den tödlichen Blick der Wächterin.

"Wenn du deine Stimme noch einmal gegen mich erhebst, werde ich diejenige sein, die deiner Mutter die ach so traurige Nachricht übermittelt, dass ihre nichtsnutzige Tochter und ihr unwichtiger Sohn gestorben sind. Gestorben aufgrund ihrer Erbärmlichkeit. ich glaube ich muss dir noch mal zeigen, wer vor dir steht und wie du mit mit zu sprechen hast! Klar soweit?"

Die Wächterin war Aurora bedrohlich näher gekommen. Ihre Stimme war ein leises Flüstern. Man konnte bereits an ihrem Ton erkennen, dass sie keine Spielchen spielte und ihre Drohung ernst meinte. Und das erste Mal, seit sie die Wächterin persönlich kannte, verspürte sie eine realistische Angst ihr gegenüber. Gemischt mit Respekt und Abwertung. Aber die Angst gewann und ihr Magen spielte verrückt.

Das mordlustige Glänzen in den scwarzen Augen der Wächterin verschreckten sie. Ihr Hals war trocken und in ihm steckte ein riesengroßer Kloß, der sich nicht lösen wollte. Die Auserwählte bekam kein Wort heraus.

"Außerdem brauchst du gar nicht zu versuchen mit ein schlechtes Gewissen einzureden. Denn sowas habe ich nicht. Du kannst allerdings versuchen, dich gut hinzustellen. Lüg dich solange an, bis du es selbst glaubst! Aber die Toten gehen auf deine Kappe. Ihr Blut klebt auch an deine Händen und weißt du was? Es wird dir deine Seele zerfetzen! Stück für Stück wird dich die Last zerdrücken und an den Schuldgefühlen, die dich bis in den Schlaf jagen werden, werden dich von innen heraus zerfressen! Du wirst sehen, dass deine Zweifel dich nicht grundlos plagen."

Aurora stockte. Tränen waren in ihre Augen gestiegen. Die Wächterin dampfte ab und hinterließ eine zusammengebrochene Auserwählte.

Aurora konnte ihre Tränen nicht mehr zurück halten. Wie ein Wasserfall flossen sie ihre Wangen hinab. Rote Flecken zierten ihre Haut. Unterbrochene Schluchzer waren das Einzige was man von ihr hörte. Sie fühlte sich alleine.

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin