19 | Überraschungen

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17.08.18

Aurora war es, die der Bitte des Kleinen nachkam und ihm in sein abgelegenes Dorf folgte, weil sie ihn nicht enttäuschen wollte.
Nebenbei wollte sie unauffällig herausfinden, was man denn so über Nyssa erzählte und dachte.

In ihrem kleinen Fischerdorf hatte man nie über sie gesprochen.
Man wusste, dass sie existiert hatte und blieb, bis zu ihrem ersten Treffen, eine verschollene Legende, die sie wieder in die Gegenwart geholt hatte.
Jetzt konnte man wohl sagen, dass Nyssa eine lebende Legende war, aber niemals hätte sie sich vorstellen können, dass Menschen sie als Göttin huldigten.

Es schien ihr einfach nur absurd.
Der Knirps, der sich als Tako vorstellte, war offensichtlich absolut begeistert von der Wächterin und sprach nur in den höchsten Tönen von ihr.

Wo er vorhin nicht seine Augen von ihr nehmen konnte, schaffte er es nun nicht mehr seinen Kopf zu heben, errötete und senkte seine Stimme.
Aurora fand es süß.

Die Angebetete jedoch, schenkte Tako keinen Blick und musste sich mit Enya herumschlagen, die sich über Nyssa lustig machte.

Wären die Augen der Wächterin nicht bereits schwarz, würde man von ihrem Blick denken, sie wäre ein Monster.

Nur kurz darauf hörte sie einen dumpfen Aufschlag und als die Auserwählte nach hinten lugte, lag Enya mit zornigem Blick auf dem Boden und Nyssa sah Aurora schulterzuckend an, stieg über Enya drüber und setzte ihren Weg fort.
Enya ließ es sich natürlich nicht nehmen, mit Dreck nach der Frau zu werfen.

Tako hatte ebenfalls nach hinten geschaut, aber seinen Blick augenblicklich wieder auf seine Zehenspitzen gerichtet, als Nyssa näher kam.
Er war so schüchtern, dass Aurora nur schmunzeln konnte.

Enya schien sich nicht ernsthaft verletzt zu haben, weswegen Aurora weiterlief.

Viel interessanter war das, was Tako über Nyssa zu sagen hatte.

Daraus wurde aber auch nichts.
Denn er nuschelte so leise in seinen imaginären Bart hinein, dass Aurora nichts verstand.
Und das nur, weil die Magierin direkt hinter ihnen lief.

Das Einzige was sie rausgefunden hatte, war, dass es in dem Wald neben dem Takos Dorf sogar einen kleinen Tempel gab, in dem sie jeden Neumond beteten.

Also hatte die Wächterin sogar ihre eigene kleine Religion und schien sich dafür kein Stück zu interessieren.

Es dauerte noch eine Weile, bis sie in dem Dorf ankamen.

Aurora war erstaunt, wie lange der Junge gelaufen sein musste, nur um in Dahsya Menschen zu bestehlen.
Als sie ihm Dorf ankamen, wunderte sie dies jedoch auch nicht mehr.

Es war schon so verlassen und kaputt, dass in einige Brötchen und Decken sicher nicht schaden würden.
Genauso wie die Hoffnung, die sie jeden Neumond aus der Wächterin schöpften.

Auch Enya und Lennox waren geschockt, als sie das kleine Dorf erreichten.
Lennox war sich nicht mal sicher, ob man diese einzelnen Hütten überhaupt ein Dorf nennen konnten.

Nyssa schien wie immer keine Wimper zu zucken und verriet wie sonst auch nicht, das was sie fühlte oder dachte.

Die Wächterin war einfach froh, dass sie gekonnt der Großstadt Dahsya entgangen waren und sogar der Bibliothek einen großen Schritt näherkamen.
Denn hinter diesem großen Wald, stieß man auf Berge.
In einem von ihnen war die Bibliothek.

Es versammelten sich bereits Menschen vor ihren Hütten und beäugten die Fremden.
Es waren nicht viele.
Sie waren abgemagert, ob alt oder jung.
Ihnen allen fehlte das Leben in den Augen und das erschreckte die Auserwählte noch mehr.
Das Leid der Menschen bescherte ihr Gänsehaut.

Doch die Überraschungen schienen kein Ende zu nehmen.

Es ging ein Raunen durch die Menge und unwillkürlich, waren alle auf ihren Knien, die Köpfe gesenkt.
Sie beteten.

Wie Tako zuvor, murmelten sie ein unverständliches Gebet.

Und noch immer gab es Überraschungen.
Die Wächterin trat still vor und beobachtete die Menschen, die gerade ihre Göttin trafen.
Sie befahl ihnen nicht, aufzustehen wie bei Tako.

Aurora musterte nachdenklich Nyssa's Rücken und spürte eine plötzliche Wärme in ihrem Herzen.

Doch sie schien nicht die Einzige zu sein, die diese Wärme wahrnahm.
Der Reaktionen der Bewohner zufolge, fühlten sie es alle.

Für einen Moment waren alle Schmerzen, Ängste und Zweifel fort.

Geblendet von Hoffnung und Glauben.

Irgendwas überzeugte Aurora, dass Nyssa der Grund dieser Wärme war.
Sie pflanzte diese Gefühle in die Menschen.

Vollständig überzeugt wurde sie, als die Wärme verschwand, sobald die Wächterin sich umdrehte und wieder ihr kaltes Gesicht aufgesetzt hatte.

,,Wir gehen", verkündete Nyssa, doch wurde aufgehalten.
Tako war aufgesprungen und hielt ihren Arm fest.

Sofort schüttelte die Magierin ihn ab, wie zu erwarten.

,,Bitte bleibt. Wenigstens bis zum Neumond. Ihr könnt gar nicht glauben, wie sehr wir auf Eure Ankunft gewartet haben."

Aurora war gerührt.
Das sah Enya sofort, also stellte sie sich bereits darauf ein, diesen Leuten gegenüber höflich zu sein.
Auch wenn es ihr schwer fiel, angesichts der Tatsache, dass die Nyssa huldigten und sie einfach nicht anders konnte, als dies zu verhöhnen.

Es war ihr ein Rätsel, wieso sie das taten.
Ehrlich gesagt, wollte sie es auch gar nicht verstehen.

Und sie hoffte nur, dass es nichtmehr lange bis zum Neumond dauerte, damit sie niemand zwang, es zu verstehen.
Lennox Körperhaltung und Blick zu urteilen, empfand er das selbe.

Enya hatte gar nicht richtig hingehört, als Aurora mit Nyssa diskutierte. Sie war nur verwundert, dass keine Fetzen flogen, Aurora noch lebte und diese ihren Willen bekam.

Würde sie die Magierin mögen, wäre sie ja beinahe neidisch geworden.

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora