10 | Alasade

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26.11.17

Ein weißes Schloss thronte auf dem Hügel, der sich mitten in der Stadt erhob. Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern, als wäre es ein Kristall. Übersehbar war dieser Ort nicht.

Aus dieser Entfernung konnte man noch nicht viel mehr erkennen, doch Nyssa wusste, wie alles aussah und welche Machenschaften dort stattfanden.

Die Wächterin musste ihren Schritt beschleunigen, um mit den aufgeregten Jugendlichen mitzuhalten, die wie aufgescheuchte Hühner auf die Stadt zujagten.

Sie waren bereits so nah, dass man das Stadttor ausmachen konnte.
Die Häuser wurden von einer hohen Mauer verborgen, die nicht länger als ein, vielleicht sogar zwei, Jahrzehnten dort stehen musste.
Sogar um das Schloss wurde eine extra Mauer hingebaut.

»So cool«, staunte Aurora und ihre Augen funkelten fasziniert, so wie die der anderen beiden.
Am Stadttor standen bewaffnete Wachen, die bereits seit einiger Zeit ihre Aufmerksamkeit auf die vier Reisenden gerichtet hatten.

»Haltet einfach die Klappen und überlasst mir das Reden«, befahl Nyssa, die schon vor ihrem inneren Auge sah, wie man ihnen den Weg versperrte, weil die Jugendlichen, mit ihrer kindlichen Neugierde alles ruinierten.

Abwesendes Nicken bekam sie.
»Und starrt nicht so«, seufzte die Magierin.
Sie überholte die Drei und stand dann schlussendlich am Tor.
Eine der Stadtwachen fragte, wer sie seien und was sie wollten.

»Wir sind bloß Reisende, die ihre ärmliche Oma besuchen wollen. Ihr müsst wissen, sie liegt bereits im Sterben.«

Zögernd wurden sie dann reingelassen. Davor hat man sie aber noch von oben bis unten gemustert. Bei den Mädchen hat man sich die dreckigen Schmunzler nicht verkniffen. Nyssa war sich nicht mehr sicher, vor wem genau sie gerade standen, dennoch war sie erstaunt. Obwohl die Wachen verstärkt wurden, aufgrund der aufkommenden Spannungen zwischen den Königreichen, kamen sie super leicht rein. Verdächtig leicht.

Vor ihnen erstreckte sich ein breiter aber sehr langer Weg, der geradewegs zum Schloss führte.
Ab den Treppenstufen, wurde der Weg durch Bäume dazwischen geteilt und einer führte zu einem großen, weiten Platz.
Das musste der Marktplatz sein. Dahinter ging wieder ein breiter Weg lang, der zum Hafen führte.
Ein wenig erinnerte er an den Hafen in Borox. Nur war der in Borox ein Witz, im Größenvergleich zu diesem hier.

»Also. Wir gehen jetzt diesen langen Weg lang und gehen dann links, über den Marktplatz. Von da an, ist es nicht mehr weit bis zum Hafen. Habt ihr verstanden?«

Sie drehte sich um, um festzustellen das niemand hinter ihr stand. Die drei Jugendlichen gingen ihren eigenen Weg und bestaunten alles, was teuer wirkte.

Nyssa seufzte genervt.
»Kommen die etwa aus einer Höhle, oder was?«, murmelte die Wächterin zu sich selbst und machte sich dann daran, die entlaufenen Bälger wieder einzufangen.

Das beklemmende Gefühl in ihrer Magengegend und ihr bis zum Hals schlagendes Herz, erschwerten ihr das Ganze. Ständig musste sie irgendwem ausweichen, um ihn ja nicht zu berühren, und verlor dabei beinahe die Kinder aus den Augen.

Sie waren weit vom Weg abgekommen, als Nyssa die Drei erwischte.
Die Wächterin packte die Mädchen fest an den Ohren, Lennox scheuchte sie mit ihrem zornigen Blick hinter sich her.

»Aua, ist ja gut. Lass los«, fauchte Enya.
»Damit ihr mir wieder entwischt? Nein danke? Ihr seid durch die halbe Stadt gelaufen und das auch noch auf der falschen Seite.«

»Aber du tust uns weh«, jammerte Aurora flehend.
»Nicht mein Problem. Wärt ihr nicht zwei Stunden vor mir weggelaufen, müsstet ihr so den Weg nicht zurückgehen.«

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Where stories live. Discover now