17.1 | Rückfall

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02.08.18


Warum musste dieses Mädchen auch unglaublich stur sein? Das Überleben dieser Welt lag auf ihren Schultern und sie wollte es leichtsinnig wegwerfen, für ein paar Frauen? Frauen, denen sie keinen Gefallen schuldete. Nyssa schnaubte. Und nun musste sie ausbaden, was dieses Weib angerichtet hatte.

Gleichgültigkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder, als sie das Schiff sah, welches bereits abgelegt hatte und dabei war, die Bucht zu verlassen.

Ihre Taten widersprachen völlig ihrem Moral, den sie Jahrhunderte stolz bewahrt hatte. Dieses Mädchen regte sie so auf. Die Wächterin hoffte, dass Aurora schnell starb, sobald die Sache vorbei war. Das würde ihr Leben um einiges erleichtern.

Immernoch völlig abgeneigt von der Idee, hob Nyssa ihre Arme und lenkte ihre Gedanken auf das glitzernde Wasser, verschmolz sie zu einem und kurz darauf beherrschte sie es.

Sie war eines mit dem kühlen, blauen Element. Die Energie des Wassers durchströmte ihren Körper. Nyssa spürte die Wärme des blauen Lichts in sich.

Mit einfachen Handbewegungen türmte sie das Wasser zu einer gigantischen Welle und ließ sie auf die Nussschale nieder stürzen. Holz brach und das Sklavenschiff wurde geräuschvoll wieder zurückgespült. Die Wellen trugen das ganze Gewicht wieder an Land. Einige Männer sprangen von Bord, gingen unter oder brachten sich in Sicherheit. Chaos brach aus. Menschenmassen versammelten sich und beobachteten erstaunt oder geschockt das Geschehen. Dann sprang die Wächterin ins Wasser und drang in das Schiff ein, welches in die Tiefe gezogen wurde.
Dabei befreite sie die Frauen und das Wasser trug diese an den Steg, geleitet von der Wächterin. Man half ihnen heraus und lautes Gejubel brach aus, als Nyssa ebenfalls wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Man beklatschte sie für ihr Handeln, das Zerstören eines Schiffes und das Töten von Menschen. Für unbrauchbare und verdreckte Seelen.

Das war lächerlich.

Man bedankte sich bei ihr, fasste sie an und umringte sie.

Nyssa drehte sich im Kreis, die Menschen lachten ihr zu, freuten sich. Viele Menschen.
Menschen, die sterben sollten. Nyssa brauchte Luft. Sie fühlte sich bedrängt, wie ein wildes Tier in einem Käfig. Sie drehte beinahe durch, musste hier weg. Dieser Lärm sorgte für schmerzhafte Erinnerungen.

Jubel, Schlachteld, Sieger und Tote.
Vergangenheit und Gegenwart zwängten sie in die Knie.

Ihr Magen zog sich zusammen.

Weg! Sie musste hier weg. Weg. Ganz weit weg!

Man betatschte sie noch immer.
Nyssa knurrte. Die vorderen Leute wichen erschrocken zurück.
Die Wächterin glühte förmlich vor Wut, Schweißtropfen bildeten sich auf ihrem nassen Körper. Das Salzwasser verdampfte leicht. Die Menschen traten weg, rieben sich über die Stirn. Ohne auf jemanden zu achten, durchschnitt sie die Menge, verletzte dabei jeden, der sie berührte.

Kaum war sie aus dem Kreis, trat ihr ein nur zu bekanntes Gesicht unter die Augen.

Eine Zornesfalte hatte sich auf seiner nassen Stirn gebildet und die Haare klebten in seinem Gesicht. Er sah zugerichtet aus und sehr wütend. Die Miene hasserfüllt verzerrt.

Nun würde er die Konsequenzen tragen, dass er ihr den Weg versperrte.

Auch Nyssas Wut verstärkte sich. Spürbar an den steigenden Temperaturen in ihrer Umgebung. Heiße Wut.

Er zog sein Schwert und attackierte sie, bevor sie reagieren konnte. Ihr Verstand war noch immer vernebelt. Den Hieb wehrte sie mit ihrem Arm ab, aus dem dunkles Blut floss.
Zu dunkel um normal zu sein.

"Ich hoffe du schmorrst in der Hölle", zischte sie, fing die Klinge erneut mit ihrer Hand ab und zerbrach das Schwert. Starke Kopfschmerzen traten ein. Nebenwirkung ihrer erhöhten Körpertemperatur und der Wut. Dann trat sie auf den erschrockenen Tahyr zu.

Er schrie wie verrückt, zappelte und trat um sein Leben, doch niemand würde ihm helfen.

Völlig in Rage umfasste sie Tahyrs Kopf mit ihren zerstörerischen Händen und schubste den eingesackten Körper von sich weg. Die Verbrennungen, die sie verursacht hatte, zierten sein Gesicht wie Kriegsbemalung und dort wo einst wachsame Augen waren, gähnte nur noch tiefe Dunkelheit.

Die Stimmung war gesunken. Ängstliche, erschrockene und abwertende Blicke waren das Einzige, was Nyssa erblickte.

Und mittendrin Aurora.

Eine Mischung aus Angst, Entäuschung und Verabscheuung glänzte in ihren Augen.

Doch es kümmerte die Wächterin nicht. Hatte es nie. Würde es nie.

Sie setzte ihren Weg fort und verschwand aus den Augen aller verstummten Zuschauer.

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Ich mache das eigentlich nicht, aber ich habe dieses Kapitel in zwei Teile geteilt. Oder sagen wir es so, die zweite Hälfte existiert noch nicht. Ich fand es zu kurz für ein reguläres Kapitel und der zweite Teil wird noch kürzer, aber der Cut hat gepasst.
Ich poste diesen Teil jetzt schon, bevor ich ihn scheisse finde und wieder lösche. Ich hatte gerade einen klitzekleinen Funken Lust, den ich sofort genutzt habe. Glaubt mir, so schnell war ich noch nie an meinem Laptop.

The Ruler of Magic [abbgebrochen/alte Version]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora