7 - Wunden / Yaralar

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Die nächsten Tage vergingen schneller als gedacht und es passierte nichts Besonderes

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Die nächsten Tage vergingen schneller als gedacht und es passierte nichts Besonderes. Es war Donnerstag Abend und ich saß mit meinem Bruder am Esstisch und wir aßen zusammen.

"Abi darf ich morgen Abend was mit Freunden machen?" fragte ich, als mir einfiel, dass ich meinem Bruder noch gar nichts davon erzählt hatte, dass ich morgen Abend mit Zeynep zu Gökhan gehen würde.

"Mit welchen Freunden? Und was wollt ihr denn machen?" fragte er.

Wie formuliere ich jetzt, dass ich zu einem Jungen Nachhause gehe, wo weitere Leute sind die ich nicht kenne und mich ein Junge der mich nervös macht dorthin eingeladen hat?

"Mit Zeynep und noch ein paar Freunden aus der Schule. Wir wollten uns einfach einen gemütlichen Abend bei einem Mädchen aus meiner Stufe machen" sagte ich schließlich und hoffte er würde nicht weitere Fragen stellen. Wir waren eigentlich eine sehr lockere Familie, verglichen mit den meisten türkischen Familien und mein Bruder war auch nicht vergleichbar mit anderen großen Brüdern, aber dennoch waren wir auch nicht zu locker.

"Tamam Canim gidebilirsin aber du kommst nicht zu spät Nachhause und passt sehr gut auf dich auf!" sagte er warnend und sah mich streng an "Und ihr bleibt Zuhause?"

"Ja Abi wir sind nur Zuhause" versicherte ich ihm und er nickte schließlich.

Unauffällig atmete ich erleichtert aus. Ich weiß, dass es auch diesmal nicht richtig war ihn anzulügen, aber ich bin mir sicher, wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte, hätte er es auf jeden Fall verboten. Ich versuchte meine Schuldgefühle zur Seite zu schieben. Ich tat nichts Falsches, das war die Hauptsache. Da fiel mir ein Satz ein, den mein Vater immer sagte "Biz sana güveniyoruz Kizim, kendini bildigin sürece yanlis birsey yapmassin sen" Ich lächelte bei dem Gedanken daran, dass meine Eltern mir immer so sehr vertraut hatten.

Ich sagte meinem Bruder, dass ich langsam schlafen ging und wünschte ihm eine gute Nacht. In meinem Zimmer angekommen, nahm ich mein Handy und schrieb Zeynep das was ich meinem Bruder gerade aufgetischt hatte, damit sie davon Bescheid wusste. Man weiß nie, ob sie nicht plötzlich etwas vor meinem Bruder erwähnt, weil sie nichts weiß. Sie antwortete mir und sagte, dass sie ihren Eltern dasselbe sagen würde. Das erleichterte mich. Ihre und meine Eltern waren durch unsere Jahre lange Freundschaft auch gute Freunde geworden, wodurch mein Bruder Zeyneps Familie auch gut kannte.

Ich wollte gerade mein Handy weg legen und schlafen, als ich sah dass ich angerufen wurde. Eine Nummer die ich nicht kannte, jedenfalls hatte ich sie nicht eingespeichert.

"Hallo?" fragte ich.

"Hallo?" fragte die Stimme an der anderen Leitung genau so. Es war eine männliche Stimme.

"Wer ist da?" fragte ich.

"Wer ist denn da?" fragte die Stimme wieder dasselbe. Langsam wurde ich genervt.

"Junge du hast mich doch angerufen" gab ich zurück.

"Hier ist Aziz, aber wer bist du?" fragte Aziz und mein Herz schlug schneller gegen meine Brust. Moment wieso fragte er wer ich bin, er hatte meine Nummer doch eingespeichert? Konnte er sich etwa nicht erinnern wen er eingespeichert hat, nennt er jedes Mädchen Melek Yüzlü? Bei dem Gedanken sank meine Laune in den Keller.

"Hier ist Seren" antwortete ich kalt.

"Hä oh shit sorry ich wollte jemand anderes anrufen hab wohl auf dich getippt" antwortete er. Wie viele Mädchen hatte er so eingespeichert? Meine Laune sank immer weiter. Ist das sein Ernst?

"Hast wohl das falsche Engelsgesicht erwischt" zischte ich und war schon bereit aufzulegen, aber ich war zu neugierig.

"Es gibt nur ein Engelsgesicht" antwortete er und sogar durch mein Handy konnte ich sein Grinsen an seiner Stimme hören. Automatisch grinste ich auch. Moment ich war doch sauer, wieso grinse ich jetzt?

"Aha und wen wolltest du dann anrufen, wenn nicht mich?" Ich wollte nicht gleich aufgeben, also machte ich weiter.

"Wieso interessiert dich das denn?" Er ginste immer noch, ich spüre es einfach.

"Du hast mich schließlich angerufen und geweckt, dann will ich wenigstens wissen warum" log ich, aber mir fiel nichts Besseres ein.

Er lachte "Ich wollte Mert anrufen, einen Kumpel. Er ist dann wohl eins unter dir in meiner Liste"

Oh. Falscher Alarm Seren. Jetzt war es mir peinlich, dass ich so sauer war und es dem Idioten auch noch gezeigt habe. Wieso war ich überhaupt sauer? Kann mir doch egal sein, wen er anruft oder was er macht.

"Achso okay" Ich wusste nicht was ich sonst sagen soll. Ich hasste es mit Leuten zu telefonieren, mit denen ich nicht so gut war. Beim Schreiben kann man überlegen und sich Zeit lassen, aber am Telefon war das Ganze nochmal Anders. "Dann bis Morgen" wollte ich auflegen.

"Hey hey wieso willst du direkt auflegen?" sagte er schnell

"Du wolltest doch deinen Kumpel anrufen?" fragte ich selbstverständlich.

"Scheiß auf den. Jetzt habe ich dich schon angerufen, dann kann ich wenigstens bisschen deine Stimme hören" antwortete er.

Grinste ich gerade? Wieso schlug mein verdammtes Herz so schnell?

"Ehm ja" war das Einzige was ich raus brachte. Oh man Seren du bist echt eine 1 im Flirten, das muss man dir schon Lassen. Am liebsten hätte ich einfach Aufgelegt und mir die weitere Peinlichkeit erspart.

Er lachte "Du bist echt süß weißt du das" sagte er plötzlich.

Mein Herz war kurz vorm Explodieren.

"N-nein" stotterte ich. Man ich war es einfach nicht gewohnt, von einem Jungen, der nicht mit mir verwandt war Komplimente zu bekommen und wusste nicht wie ich damit umgehen sollte.

"Dann weißt du es jetzt" lachte er "Okay ich quäle dich nicht weiter, wir sehen uns dann morgen" sagte er dann.

"Okay bis Morgen" verabschiedete ich mich und legte auf. Danach musste ich erstmal ein paar Mal tief durch atmen und meinen Herzschlag unter Kontrolle kriegen. Moment mal hatte er gesagt, dass er mich nicht weiter quälen will? Scheiße, dachte er etwa ich würde nicht mit ihm telefonieren wollen oder ihn nicht mögen? Oder hatte er nur gemerkt, dass ich überfordert mit seinen Komplimenten war und nicht wusste was ich sagen soll. Ich hoffte es. Ich wollte nicht, dass er denkt er sein Anruf hätte mich gequält.

Ich versuchte das Thema in meinen Gedanken abzuschließen und zu schlafen.

Endlich war es Freitag und somit Wochenende. Ich hatte mit Erdem Abi zusammen gefrühstückt und heute nahm ich sein Angebot an, dass er mich zur Schule fahren wollte, weil ich einfach keine Lust hatte mit dem Bus zu fahren heute.

Vor meiner Schule angekommen hielt er und wir redeten noch kurz.

"Ich muss heute vielleicht etwas länger arbeiten Canim haberin olsun" informierte er mich und ich nickte.

"Tamam Abi, dann bin ich wahrscheinlich schon weg, wenn du Nachhause kommst" sagte ich.

"Okay wie gesagt komm bitte nicht zu spät Nachhause und wenn irgendwas sein sollte, ruf mich an" ermahnte er mich noch einmal und ich bestätigte natürlich alles brav.

"Tamam hadi viel Spaß in der Schule" sagte er und ich verabschiedete mich mit einem Kuss auf seine Wange und stieg schließlich aus.

Ich winkte ihm noch hinter her bis er weg war. Als ich mich umdrehte, um auf den Schulhof zu gehen, blieb ich sofort wieder stehen. Vor mir stand Aziz und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Aber nicht der schöne undefinierbare Blick, der mein Herz höher schlagen lies, nein. Dieser Blick war Anders, irgendwie enttäuscht oder wütend, was ich nicht verstand.

"Ist alles okay Aziz?" fragte unsicher, weil er einfach nur vor mir stand und mich ansah, ohne etwas zu sagen.

Er schüttelte nur seinen Kopf und sah mich abwertend an, bevor er ohne ein Wort weg ging. Was war denn jetzt los?

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- 1231 Wörter.

> C.

Wunden / YaralarWhere stories live. Discover now